Bilder wie Tagebücher
Ohne Titel.
Ausstellung in Agatharied
Nach Gemeinschaftsausstellungen in Rom und New York jetzt Agatharied. Der Gmunder Maler Stephan Mundi zeigt in seiner ersten Einzelausstellung im Krankenhaus einen Querschnitt aus seinem Schaffen, das sein Leben widerspiegelt.
Kubismus. Das ist der erste Eindruck, wenn man die Präsentation anschaut. Das Motiv wurde in Teile zerlegt und wieder zusammengesetzt. Aber das ist bei weitem nicht alles. Es folgen abstrakte Farbkompositionen, düstere Porträts und abstrakte Farbflüchen hoher Intensität. In eine Stilrichtung lässt sich der Künstler, der einer alten Münchner und ungarischen Künstlerfamilie entstammt, nicht pressen.
„Out of the blue“, „Pan“, „The shaman“, „Hollow“. Foto: MZ
Er habe zwar Vorbilder, sagt Stephan Mundi, wie Picasso, Matisse, Klimt oder Pollock, mehr als ihre Werke interessiere ihn aber, was in den Künstlern vorging, wie sie gelebt haben, was für Personen sie waren – deren Geschichte. „Alles, was letztlich zu ihren Werken führte, ähnlich wie bei mir“, sagt er.
Melancholische Porträts
Denn er male seine Bilder aus seiner augenblicklichen Verfassung und emotionalen Befindlichkeit heraus. „Sie sind wie Tagebücher“, erklärt er. So sind auch die melancholischen Porträts zu verstehen, die das bisherige Leben des Künstlers reflektieren.
„Colourful dream“. Foto: MZ
Schon mit 12 Jahren malte er Landschaften. Der Großvater Béla Mundi, ein in Münchner Kreisen erfolgreicher Landschaftsmaler, habe ihn an die Malerei herangeführt. Ihm habe er sehr viel zu verdanken, erzählt der Gmunder. Und er habe ihm damals empfohlen, mit der Landschaftsmalerei aufzuhören und sich auf seine Stärke, den Kubismus und die abstrakte Malerei zu konzentrieren.
„Ich habe das damals nicht verstanden, ich dachte ihm gefallen meine Bilder nicht. Jetzt weiß ich, dass er etwas Anderes meinte und mein Talent erkannte.“ Das sei damals einer der Gründe gewesen, warum er zur Musik wechselte.
Stephan Mundi aus Gmund. Foto: privat
Von 1988 bis 2017 war Stephan Mundi Musiker und begann erst vor eineinhalb Jahren wieder mit der Malerei. „Ich musste 48 Jahre alt werden, um so malen zu können“, sagt er. Seitdem hat er 380 Bilder gemalt und Fotos ins Netz gestellt. Eine Kuratorin wurde aufmerksam und vermittelte die Ausstellungsbeteiligungen in Rom und New York. Er hat heute mehrere Tausend Followers auf den social media Kanälen, insbesondere aus dem Ausland, aber er möchte sich auch gern in der Region präsentieren.
Wieder künstlerischen Standort
Er würde das Münchner Umland sehr gern wieder als wichtigen künstlerischen Standort weltweit sehen, wie es zum Beispiel zu Zeiten des Blauen Reiters war.
„Mann mit rotem Hut“, „La máscara de muchas caras“, „The mask of sorrows“. Foto: MZ
Nach der Ausstellung in Bayrischzell, bei der Landrat Wolfgang Rzehak ein Bild erwarb, zeigt er jetzt 28 Bilder in Acryl, Öl und Ölpastell auf Leinwand und Papier im Krankenhaus Agatharied.
Insel der Seligen
Die Werke fesseln den Betrachter. Er darf teilhaben am Leben eines Künstlers, das offensichtlich nicht leicht war und ist, ein Leben, das sich in der Kunst wiederspiegelt. Die Porträts sprechen eine besondere Sprache. Sie zeigen Leid, Melancholie, aber auch Stärke. Ein Bild heißt „Elysion“, also Insel der Seligen, es sticht in seiner hellen heiteren Farbigkeit und dem weißen Zentrum aus den eher dunkleren Farben der anderen Bilder hervor.
„Elysion“. Foto: MZ
Auch die abstrakten Farbkompositionen strahlen Energie aus, die gewählten Farben treten in Resonanz miteinander und ergeben ein harmonisches Ganzes. Von großer Ruhe und Gelassenheit zeigen drei Bilder in einheitlicher Farbgebung, links in Margentatönen, in der Mitte in Grün- und rechts in Rottönen. Dieses hätte beinahe der türkische Botschafter in Rom gekauft, erzählt Stephan Mundi. Leider habe sich dessen Frau dann für ein anderes Werk entschieden.
„Der letzte seiner Art“, Studie in Blau I“, „Ein Winterspaziergang“. Foto: MZ
Eine abstrakte Serie am Ende der Reihe enthält in der Farbwelt Formen. Links einen Baum, den letzten seiner Art, und rechts ein vereinigtes Paar. Auch in der mittleren Studie in Blau kann der Betrachter Figuren ahnen.