Alexander von Branca

Tradition und Moderne zusammenbringen

Alexander Freiherr von Branca. Foto: Carla von Branca

Zum Gedenken an Alexander von Branca

In diesem Jahr wäre Alexander Freiherr von Branca 100 Jahre alt geworden. Mit dem Namen des bekannten Architekten verbinden sich zahlreiche sakrale und weltliche Bauten in Deutschland, aber er hat auch die Entwürfe für die Neugestaltung der Miesbacher Stadtpfarrkirche gefertigt.

Johannes Wegmann erinnert sich an eine „wundervolle Zusammenarbeit“ mit seinem berühmten Kollegen. Sein Büro übernahm die operative Arbeit und Alexander von Branca entwarf die Farbgestaltung des Innenraumes sowie die Neugestaltung der liturgischen Orte Taufstein, Tabernakel, Ambo, Mensa und Chorgestühl.

Glücksmomente

„Es war schwierig, denn die Kirche hatte nach der Barockisierung keinen Charakter“, erzählt der Schlierseer Architekt. Dann aber habe von Branca der Kirche wieder eine Gestalt verliehen. „Ich habe ihn erlebt, wie er Taufstein, Tabernakel und Priesterstühle gezeichnet hat“, sagt er, „das waren Glücksmomente, denn er war der letzte abendländische Architekt, der das kann.“

Alexander von Branca
Stadtpfarrkirche Miesbach nach der Restaurierung durch Alexander von Branca. Foto: Florian Bachmeier

Durch seine Nähe und seine Art zu zeichnen sei Alexander von Branca für ihn Vorbild gewesen und bis heute sei es für ihn ein großes Glück gewesen, ihn erleben und mit ihm arbeiten zu dürfen.

Neue Pinakothek in München

Alexander von Branca gilt als einer der wichtigsten Architekten der Spätmoderne in Deutschland. Er schuf 29 Sakralbauten, die Neue Pinakothek in München, die Deutsche Botschaft in Madrid und am Heiligen Stuhl in Rom. Er entwarf Hotels, Seminarhäuser, Banken, Spielbanken. Darunter waren so wesentliche Bauten wie die Gesamtanlage Kloster Schönstatt, er baute aber auch mehrere Universitätsgebäude, U-Bahnhöfe und vieles andere mehr. Sein wichtigstes Ziel war immer, Tradition und Moderne zusammenzubringen. So war er auch viele Jahre Kreisheimatpfleger von München.

Alexander von Branca
Vertieft in einen Text. Foto: Carla von Branca

Mit seiner zweiten Frau, der Architektin, Fotografin, Bildhauerin und Autorin Carla von Branca wohnte er am Stadelberg in Miesbach, aus der Ehe stammen ein Sohn und drei Töchter, aus erster Ehe hat der Architekt einen Sohn. Die Töchter Alexandra und Emanuela sind ebenfalls Architektinnen.

Träger des Bayerischen Verdienstordens

Zehn Jahre lang arbeitete Alexander von Branca mit seiner Tocher Emanuela in seinem Münchner Büro und baute mit ihr unter anderem das Gebäude des Internationalen Seegerichtshofs in Hamburg. Tochter Alexandra führt heute sein Büro weiter.

Von seinen vielen Auszeichnungen und Ehrungen sei nur der Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem sowie der Bayerische Verdienstorden erwähnt.

In dem alten Bauernhaus am Stadelberg waren Gäste aus der Kulturszene gern gesehen und so durfte auch ich Alexander von Branca kennenlernen. Mich faszinierten vor allem seine Menschlichkeit, seine tief empfundene Religiosität und sein Charme. Er brachte sich auch in die Kulturszene des Landkreises ein. So war er aktiv in der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal tätig.

Feuer entfachen

Beim ersten Treffen „Quo vadis Kultur im Landkreis Miesbach“ im Jahr 2004 beteiligte sich der 85-Jährige rege an der Diskussion und forderte „Feuer entfachen“ für die Kultur und die Kultivierung zum Miteinander zu entwickeln, auch Jung und Alt zusammen zu bringen.

Alexander von Branca
Ein Aquarell von Alexander von Branca. Foto: MZ

Alexander von Branca war nicht nur Architekt, er zeichnete und aquarellierte auch Landschaften, zwei davon hängen in meiner Wohnung. Und er war ebenso wie seine Frau schriftstellerisch tätig. In seinem Buch „Facetten eines Lebens“ beschreibt er seinen Lebensweg.

Und so lassen wir ihn mit den letzten Worten dieses bewegenden Buches selbst zu Wort kommen:

„Von daher sollte dieser Lebensbericht ein Aufruf sein, ein Aufruf zu einem herzlichen, ganzen Ja für die Einmaligkeit eines jeden menschlichen Lebens. Das heißt nach meiner Lebenserfahrung sich der Manipulation und Fremdbestimmung mit Mut und Entschlossenheit zu entziehen, die Freiheit als die große Chance des Lebens zu begreifen, wenn sie als das erkannt wird, was sie ist:

Die Freiheit des Sehens, des Erkennens und des Vertrauens, die Freiheit des Mutes und auch des Bekennens des einmal Erfahrenen. Der Mut, sich in Freiheit dem Missverständnis dieses Wertes entgegenzustellen, dem Egoismus und dem Chaos die Stirn zu bieten und sich selbst in aller Freiheit als ein begrenztes Wesen zu erkennen, das die Erfüllung nicht alleine aus seinem selbst erfahren kann.

Die Erfahrung, dass diese Freiheit eine Freiheit der Wahl und der Entscheidung ist und dass diese daraus in Freiheit erwachsene Bindung bedeutet: eine Bindung, die anders ausgedrückt, Zuwendung, Liebe ist. Daraus der Mut: In Zuversicht den Lebensweg zu gehen, der Stimme der Vernunft und des Herzens folgend.“

Alexander von Branca starb am 21. März 2011 in Miesbach.

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