Veränderung

Vom toten Pferd und vom Klimawandel

Aufbruch, Veränderung. Foto: Anschi Hacklinger

Sonntagskolumne

Zwei Frauen treffen sich auf einer Geburtstagsfeier. Sie kennen sich flüchtig, eigentlich nur von diesen jährlichen Geburstagsfeiern. Sie begrüßen sich erfreut: „Du warst doch die mit dem Pferd und dem Kater auf den Bauernhof? Wie geht’s dir denn?“ Sagt die andere: „Naja, das Pferd ist gestorben, der Kater auch tot, ich bin von daheim ausgezogen, aber danke – mir geht’s gut!“

Betrachtungen und Spotlights zum Thema (Klima-) Wandel und Veränderung

Eigentlich hätte der Dialog auch ganz anders weitergehen können. „Danke der Nachfrage, aber mir geht’s nicht gut.“ Alles ist anders, fürchterlich, Trennung, Verlust, Trauer. Aber nein, hier hat sich tatsächlich jemand erstaunlich arrangiert und sein bzw. ihr Leben anders aufgestellt, als es bisher der Plan war.

Anderer Schauplatz: eine Eisdiele. Die Eisdielenbesitzerin stand hörbar seufzend hinter der Theke, das Radio dudelte Werbung. Trübes Regenwetter, es waren nur zwei Tische besetzt. Eine Besucherin bat, doch das Radio kurz auszuschalten, die Werbung müsse man ja nicht unbedingt hören. Die angesprochene Eisverkäuferin stimmte ihr zu und lamentierte im gleichen Atemzug über die ewigen Nachrichtensendungen, die auch den ganzen Tag die ewig gleichen Nachrichten mit den ewig gleichen Meldungen senden würden. Das würde sie wirklich extrem nerven. Das Radio schaltete sie nicht aus.

Aktuelle Prognose: Ein neues „Dürrejahr“ steht bevor

Diskussion abends in der Kneipe, pro Fridays for Future und contra Politiker, die versagt hätten, allgemeine Einigkeit. Die Bedienung kommt und nimmt die Bestellung auf – Schnitzel, Chicken Wings, Burger. Am Ende des Abends fährt jeder mit dem Auto heim.

Die Anzahl der Urlaubsflüge der Deutschen, so war neulich in der Süddeutschen Zeitung zu lesen, ist im Jahr 2018 abermals gestiegen. Urlaubsreisen werden zu 45% mit dem Auto, 41% mit dem Flugzeug und zu 5% mit der Bahn getätigt. Im Mülltrennen sind die Deutschen Weltmeister, der Kurztrip nach Lissabon mit dem Fugzeug steht nicht zur Debatte.

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Dessert im Glas. Foto: pixabay

„Wir haben’s einfach gemacht“

Ein Café in München, mitten in der Baustelle des Kunstpark Ost. Viel Stammkundschaft aus den umliegenden Büros und Gewerbebetrieben, aber auch Laufkundschaft. In der Theke stehen kleine Einmachgläser mit Joghurt, Müsli und Salaten. Man kann Kaffee mitnehmen, aber ausschließlich in eigenen oder geliehenen Tassen, ein buntes Sammelsurium. Wer die eigene Tasse mitbringt, bekommt eine andere pfandlos ausgeliehen, die mitgebrachte wandert erstmal in die Spülmaschine.

„Wer immer das tut, was er kann, bleibt immer das, das er schon ist.“ Henry Ford

Auf die erstaunte Nachfrage, ob sie denn gar keine Pappbecher mehr hätten, klärt der Mann hinter der Bar auf: „Wir haben jeden Monat 1000 Plastikbecher und – schüsseln an die Leute rausgegeben und wollten einfach nicht mehr. Dann haben wir drei Tage überlegt. Und dann haben wir’s einfach gemacht. Von einem Tag auf den anderen gab’s keine Pappbecher und keine Plastikschüsseln mehr. Wir haben uns die kleinen Einmachgläser zugelegt und verlangen einen Euro Pfand, die Tassen werden so zurückgebracht. Und es funktioniert. Der Umsatz ist der gleiche, die Leute finden’s gut. Ein einziger Kunde hat gemeckert, das war’s.“

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Foto: Anschi Hacklinger

Und die Moral von der Geschichte?

Wer wirklich etwas ändern will (oder muss), der muss es wirklich wollen und darf nicht in Gewohnheiten verharren. Der/die muss sein/ihr Leben möglicherweise ganz neu denken, anders planen. Natürlich ist es nicht einfach, und natürlich gibt es Strukturen, aus denen nicht so ohne weiteres auszubrechen ist. Aber wer z.B. seine Wege prinzipiell mit dem Auto plant, wird natürlich nicht kurzfristig auf öffentliche Verkehrsmittel oder Fahrrad umsteigen können. „Ich würde ja gerne, aber es geht einfach nicht“, so seufzt es sich guten Gewissens.

„Probleme kann man niemals mit derseben Denkweise lösen, mit der sie entstanden sind.“ Albert Einstein

Nein, so geht’s nicht. Da braucht’s von vorneherein eine andere Planung. Und vor allem: den Willen und die Lust, etwas anders zu machen als bisher und sich mit neuen Umständen zu arrangieren. „Wir haben’s einfach gemacht“ – den Urlaub mit dem Zug geplant, die Bewirtung beim Neujahrsempfang auf vegetarisch umgestellt, den Weg in den Kindergarten zu Fuß zurückgelegt, konsequent erst den Kühlschrank leergegessen, bevor etwas Neues gekauft wurde… es gibt viele Möglichkeiten. Los geht’s.

Wer sich aktiv an der Veränderung beteiligen möchte, ist herzlich eingeladen, zur Wirkstatt von „Anders wachsen“ zu kommen. Sie trifft sich jeden 3. Donnerstag um 19.30 Uhr in der WeyHalla in Weyarn.

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