Feinfühlige Ausdrucksstärke

Sabine Lessig. Foto: KN

Ausstellung in Miesbach

Früher waren es Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer und Werner Tübke, heute ist es insbesondere Neo Rauch, die die Leipziger Schule international berühmt gemacht haben. Die Otterfinger Künstlerin Sabine Lessig studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Werner Tübke und erlangte so die handwerkliche Perfektion, die ihren Werken eigen ist.

Zur gestrigen Vernissage erklärte Dr. Rolf Bernhard, langjähriger Freund der Künstlerin, dass es in der DDR zwei Möglichkeiten gab: Anpassung und Aufträge, oder Nichtanpassung und Repressalien. Sabine Lessig wählte den zweiten Weg und entschied sich, die Ausreise in die BRD zu beantragen.

Sensitive Auseinandersetzung

Seit 1986 lebt sie mit ihrer Familie in Bayern, damit kennt sie beide Systeme und setzt sich feinfühlig mit ihrer Umgebung und dem Geschehen, auch mit dem erlebten Umbruch auseinander. Dies wird in dem breiten Spektrum der Bilder deutlich, die jetzt in Miesbach zu sehen sind.

Firmenchef Franz Kroha betonte, dass er sofort von den Bildern von Sabine Lessig aufgrund ihrer Ausdrucksstärke begeistert gewesen sei. Diese Ausdrucksstärke äußere sich nicht in plakativer Darstellung, sondern vielmehr in sensitiver Auseinandersetzung und Aufnahme dessen, was sie erlebt habe, meinte Bernhard. Als Beispiel nannte er die Bilder, die Sabine Lessig von ihrem Aufenthalt in New York gemalt habe.

Gegenständlich und abstrakt

Ein Kulturschock müsse es für sie gewesen sein, vom grauen Leipzig 1986 ins glitzernde Manhattan zu kommen. Und was malte sie? Eine leicht geöffnete Haustür, hinter der Unbekanntes wartet oder das viele, bunte Gemüse und Obst, fein in den Läden angeordnet. Oder den Blick von außen in ein Restaurant. Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Und dann „Departure“, eine angedeutete Figur mit Flügeln.

Und auch der neuen oberbayerischen Landschaft wandte sie Künstlerin zu, malte Warngau und die Wiesen bei Wall. Immer wieder finden sich auch Stillleben und Blumen, gemalt in der feinen gegenständlichen Art, malerisch perfekt ausgeführt. Daneben aber probiert sich Sabine Lessig auch in abstrakter Malerei, hat Zustände ins Spiralstrukturen unterschiedlicher Farbigkeit sichtbar gemacht.

Hommage an Christian Schad

Neben Acryl-, Öl- und Aquarelltechnik sind auch kleine Arbeiten in grafischen Techniken, als Aquatinta oder Radierung vertreten. Eine Hommage an Christian Schad hängt neben einer an Pablo Picasso.

Beeindruckend ihr starkes Tryptichon von der Kindheit, dargestellt durch Spielzeug, über die Mitte des Lebens, ausgedrückt durch den blühenden Strauß und einen prallen Apfel hin zum Alter, wo ein Buch mit Brille, ein Weinglas, die abbrennende Kerze und die untergehende Sonne von Vergänglichkeit erzählen.

Zwei Rückenakte sind besonders fesselnd und zeigen die Kunst Sabine Lessigs eindrücklich. Ein weiblicher im Obergeschoss des für Ausstellungen wunderbar geeigneten Foyers der Kroha GmbH und der männliche Akt, den Sabine Lessig „Erinnerung an LS“ nennt.

Die Ausstellung ist bis zum 4. Juli zu den Öffnungszeiten des Unternehmens in der Maxlrainer Straße 1 zu sehen.

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