Wenn die Motive aus den Ohren wachsen

Gunnar Matysiak mit: Die Königin von Saba mit dem Gott der Hühner. Foto: Monika Ziegler

Ausstellung in Holzkirchen

Gunnar Matysiak studierte Visuelle Kommunikation und arbeitete erfolgreich als Werbegrafiker. Parallel dazu aber war ihm immer, so er die Zeit dafür fand, die freie Zeichnung, Illustration und Malerei wesentlich. In einem kürzlich erschienenen Buch kann man diesen künstlerischen Weg verfolgen.

Mit Ausstellungen allerdings hielt sich der in Holzolling lebende Künstler zurück. Jetzt zeigt er Werke unter dem Titel „Von der Realität zum Surrealismus“. Dieser Titel suggeriert, dass Gunnar Matysiak eine lineare Entwicklung vollzogen hat, in unserem Gespräch aber wird klar, dass er sich eher auf einer Spiralbahn bewegt.

Surrealismus und Realismus

Die ersten, links hängenden Arbeiten aus den siebziger Jahren zeigen nämlich Zeichnungen und Grafiken mit surrealistischem Anstrich. Angeregt von Horst Janssen und wieder frei gemacht von ihm, zeugen diese Werke von einem riesigen Spaß zu zeichnen, zu fabulieren, zu fantasieren. Da ist „The Fly“, dieser Frauenakt mit Fliegenkopf oder der weibliche Akt, aus dessen Fingern Kabel wachsen, die in Steckdosen enden, allerdings gibt es auch Ab- oder Zuleitungen, in die Männer hineinreden.

Die im Mittelteil hängende Arbeiten mit dem großen Baum betreffen die neunziger Jahre. Sie zeichnen sich durch die Naturnähe der soeben nach Holzolling gezogenen Familie aus. Gunnar Matysiak zeichnete und malte Menschen und Natur seiner unmittelbaren Umgebung. Ganz realistisch und mit malerischer Perfektion sind die Frau im Löwenkleid oder Lincoln’s Chair mit Kaseinfarbe wiedergegeben. Als Bleistiftzeichnung erscheint der Schorsch mit der Kettensäge oder die Landschaft mit dem Weidezaun.

Sein Motiv, der Baum

Und dann, so erzählt Gunnar Matysiak, habe er sich 2014 dem Baum gewidmet, ein Motiv, das ihn seit seiner Studienzeit gefesselt habe. 40 Jahre habe es gedauert, bis er in einer neunmonatigen Dauer auf 1,60 x 1,60 Meter ganz naturalistisch in Kaseinfarben „sein“ Motiv malte. Es ist beeindruckend, man kann schauen und schauen, wird nicht fertig, die Blätter zu vergleichen, das vom Licht in unterschiedliche Grüntöne gefärbt wird.

Nach dem Baum aber habe er sich gefragt, wie es weitergehen könne mit seiner freien Arbeit. Und er habe herausgefunden, dass er in den siebziger Jahren am meisten er selber gewesen sei. An den Mordsspaß, den er damals beim Zeichnen gehabt, habe, wolle er nun anknüpfen. Und so schuf Gunnar Matysiak in den vergangenen Monaten die Bilder, die rechts hängen. Und sofort wird die Ähnlichkeit einerseits und die Entwicklung andererseits zur linken Seite deutlich.

Elvis mit der Coladose

Da ist zunächst die Technik. Matysiak erklärt, dass einige der Blätter aus den siebziger Jahren Offset-Litografien sind, die es heute nicht mehr gibt, jetzt arbeite er mit dem Computer. Zunächst zeichne er viele Einzelelemente, die er dann per PC zusammenfüge, vergrößere oder verkleinere, koloriere und farbig ausdrucke und damit exklusive kleine Auflagen herstellen könne.

Zum anderen änderte sich auch die Handschrift, aber der Künstler greift Motive von früher wieder auf. Da ist „Die Königin von Saba mit dem Gott der Hühner“, die Anleihe an die Amazone nimmt, aber viele kleine witzige Details enthält, wie der Elvis Presley mit Coladose unten links. Oder der „Cacoon“, die drei verschlungenen Körper, wo man Raupen, eine Froschleiche finden kann. Mit den drei Arbeiten „Viola“ knüpft Gunnar Matysiak ebenfalls an alte Motive an, wo Menschen Dinge aus den Ohren wachsen. Jetzt aber in Arcimboldo-Manier entsprechend der Jahreszeiten. Generell ist bei Matysiak ein Einfluss der Renaissance sichtbar.

Letztlich zeigt der Künstler einige Ausflüge in die Dreidimensionalität, wobei er insbesondere die durch kompakte Attribute ergänzte Malerei weiter verfolgen möchte. Und Spaß will er weiter haben mit seiner fulminanten, ideenreichen Zeichnerei, bei der dann ganz erstaunt ist, was die Besucher alles hineininterpretieren.

Die Ausstellung in der Galerie im Autohaus Steingraber Robert-Bosch-Straße 1 in Holzkirchen ist bis zum 2. Juli montags bis freitags 9 bis 18 Uhr und samstags 9 bis 16 Uhr zu sehen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf