Musikalisches Freudenfest
Die ARD-Preisträger spielten im Tegernseer Barocksaal. Foto: Marcus Vitolo
Konzert in Tegernsee
„Festival der ARD-Preisträger“, so der Titel des Konzertes am vergangenen Donnerstag im Barocksaal des Tegernseer Schlosses. Daraus wurde ein Freudenfest des Musizierens: die jungen Preisträger transportierten meisterhaft ihre Emotionen, ihr Können und die Inhalte der Musik.
Die ARD-Preisträger waren: Diyang Mei aus China, 1. Preis Viola 2018, Thomas Hutchinson aus Neuseeland, 2. Preis Oboe 2017, und das Trio Marvin. Dieses ist zusammengesetzt aus Marina Grauman an der Violine, Marius Urba am Cello und Vita Kan am Klavier. Die drei aus Deutschland, Kasachstan und Russland stammenden Musiker hatten 2018 den 3. Preis in der Kategorie Klaviertrio gewonnen. Alle zusammen spielten dem zahlreichen Publikum ein umfangreiches und reichhaltiges Kammermusikprogramm.
Fanny Hensel-Mendelssohn, Ernst Krenek, Mozart, Britten und Schumann. Ausgesuchte Werke dieser Komponisten interpretierten die jungen Musiker mit besonderer Vitalität, Verständnis untereinander und Empathie zu Werk und Klang.
Fanny Hensel-Mendelssohn
Aus dem erst posthum veröffentlichen Œuvre von Felix Mendelssohns Schwester Fanny widmete sich das Trio Marvin zusammen mit dem Bratschisten Diyang Mei einem Quartett für Klavier, Violine und Cello in As-Dur. Konzertant perlenden Klang gaben sie dem Allegro moderato, intim gestalteten sie die Atmosphäre des gesanglichen Larghetto, und wild ritten sie durch dessen emotionale Mitte. Lieblichkeit erklang aus ihrem Spiel des Minuetto und rasches, äußerst bewegtes Voranspielen im abschließenden Presto.
Ernst Krenek
Ernst Kreneks kompositorisches Schaffen ist keiner speziellen Richtung zuzuordnen, im Laufe seines Lebens wechselten sich kreative Impulse und Tendenzen ständig ab. Die Triophantasie für Klavier, Violine und Cello op.63 von 1929, beinhaltet tonale Grundelemente, impressionistische Anklänge, neoklassizistische Formen und atonale Einwürfe. Sensibel und virtuos führte Marina Graumann das Ensemble durch das spieltechnisch anspruchsvolle Stück. So meisterte das Trio Marvin die komplexe Textur hingebungsvoll, als ob man Schubert herauszwinkern hörte.
Wolfgang Amadeus Mozart
Mozarts einziges Quartett für Oboe und Streichtrio in F-Dur KV 370, schuf der Komponist im Zuge des Umzugs der Mannheimer Hofkapelle für dessen Staroboisten Friedrich Ramm. Dieses beste Orchester seiner Zeit war 1778 nach München gegangen, weil Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz der Erbfolge nach auch Landesherr in Bayern geworden war. Der Fusion der Mannheimer mit der Bayerischen Hofkapelle, verdankte Mozart den Auftrag zur Münchner Faschingsoper von 1781, Idomeneo. Im Schaffenseifer dafür entstand auch das Oboenquartett, mit dem er sich bei Ramm für seinen Einsatz in Idomeneo bedankte.
Die Musiker durften sich über anhaltenden Applaus freuen. Foto: Marcus Vitolo
Feine, kultivierte und elegische Tongebung brachte der Oboist Thomas Hutchinson. Er animierte Marina Grauman, Diyang Mei und Marius Urba durch seine fliegende Beweglichkeit und Geschmeidigkeit und prägte das faszinierende gemeinsame Spiel dieser Musik. Auch den Faschingsscherz a la Wolfgang Amadeus Mozart, mit dem der Komponist seine schelmische Seite auslebte – eine 4/4 Takt Überlagerung des Soloparts auf die im 6/8 spielenden Streicher – nahmen die vier Musiker mit Genuss und Lust.
Benjamin Britten
Benjamin Brittens „Phantasy Quartet“ ist kompositorisch eine Synthese aus älterem und neuerem Stil. Der frischgebackene Absolvent des Royal College of Music gewann damit 1932 in seiner Heimat den Cobbett Preis für die Komposition eines 1-sätzigen Kammermusikstückes. In regelmäßigem Rhythmus leitete das Cello sanft ein. Entschlossenheit und Stärke des Klangs wuchsen bis zur Entfaltung charakteristischer englischer Klangauren und die Unmittelbarkeit des Oboenpartes war von impressionistischen Anklängen umwoben.
Robert Schumann
Die folgende sensationelle Interpretation von Schumanns Quartett für Violine, Viola, Cello und Klavier hatte Seltenheitswert. Intensität und Klanggewalt der jungen Musiker beeindruckten aufs Neueste. Hervorragend erwiesen sich Diyang Mei mit seinem durchlebten Impetus, der klare Dialog zwischen den Musikern, die Herausarbeitung der Deutlichkeit und des verwobenen Tempos, das jeden Part aufleuchten ließ. Ein fabelhaftes Cellosolo von Marius Urba, welches das gemeinsame Musizieren auf allerhöchstem Niveau nochmals unterstrich, sowie die Spannung des Werkes als Ganzes und die Sensibilität des Ensembles.
Anhaltender Applaus eines begeisterten Publikums verabschiedete die jungen Preisträger.