„Orgel – Kaleidoskop“
In der Reihe „musica di baviera“ fand an Pfingsten ein Orgelkonzert mit Klaus Geitner statt. Foto: Dr. Sixtus Lampl
Orgelkonzert in Valley
Zu Pfingsten hat sich der Eigentümer der Zollingerhalle Valley, Dr. Sixtus Lampl, ein ganz besonderes Konzert einfallen lassen. Dazu hat er den Münchener Kirchenmusikdirektor Klaus Geitner ins Orgelmuseum eingeladen. Der brachte dem Publikum auf sieben Orgeln ein buntes Kaleidoskop der Orgelmusik dar.
Es sei eine Premiere, freute sich Dr. Sixtus Lampl bei seiner Begrüßung, dass ein Organist während eines Konzertes auf allen sieben Orgeln in der Zollingerhalle spiele. Doch Klaus Geitner kündigte auch gleich an, dass sich die Zuhörer die siebte, ganz besondere Orgel erst erklatschen müssten. Vorher aber würde er ein buntes Farbenspiel, ein Kaleidoskop an Raritäten aus fünf Jahrhunderten der Orgelmusik zu Gehör bringen.
Der Spieltisch der großen Steinmeyer-Orgel stand mittig auf der Bühne. So konnten die Zuhörer dem Organisten nicht nur lauschen, sondern auch zusehen. Foto: Verena Huber
Die beiden Konzerthälften begannen jeweils mit einer marschartigen Intrada. Der „Modus ludendi pleno Organo pedaliter“ von Samuel Scheidt stellte gleich am Anfang des Konzertes etwas Außergewöhnliches dar. Denn das sechsstimmige Stück weist neben den vierstimmigen Noten in den Händen eine zweistimmige polyphone Melodie im Pedal, also den Füßen des Organisten auf. Die Zuhörer beziehungsweise Zuschauer konnten dieses Spektakel mit ansehen. Klaus Geitner saß während des Stückes nämlich an einem Spieltisch in der Mitte der Bühne, wo seine Füße wunderbar zu beobachten waren. Die Musik hingegen erklang nicht von vorne, sondern aus den großen Pfeifen auf der hinteren Empore.
Barock und Klassik
Während der ersten Konzerthälfte, die Stücke aus den Zeitaltern Barock und Klassik beinhaltete, führte Klaus Geitner beinahe alle Orgeln einmal vor. Es war ein wahres Wechselspiel an Farben, Stimmungen und Klangrichtungen. An der reich verzierten Rokoko-Orgel erklang die „Toccata und Fuge D-Dur“ von Anonimi Toscani in leichten, spielerischen Tönen. Die grüne Continuo-Orgel hatte sich Klaus Geitner für „Zwei Schlag-Arien“ von Valentin Rathgeber ausgesucht. Die hellen, flötenartigen Pfeifen passten perfekt zu dieser virtuosen Gattung.
Die helle Rokoko-Orgel aus dem Jahr 1745. Foto: Verena Huber
Auch hell, aber mit einem weitaus differenzierteren Klangspektrum, ließ Klaus Geitner die „Sonate XI D-Dur“ von Gaetano Valeri an der Eule-Orgel von 1939 hören. Wolfgang Amadeus Mozarts „Adagio in C KV 356“, das eigentlich gar kein Orgelwerk ist, sondern für Glasharfe geschrieben wurde, spielte der Organist an der ganz hinten aufgestellten Multiplex-Orgel aus Cuxhaven. Wieder zurück am großen Spieltisch auf der Bühne, der zur eindrucksvollen Steinmeyer-Orgel aus der ehemaligen Jesuitenkirche in Heidelberg gehört, ging die erste Hälfte dem Ende zu. Hier hörte das Publikum noch die norddeutschen Komponisten Vincent Lübeck und Dietrich Buxtehude, sowie eine „Ciacona C-Dur“ von Johann Valentin Eckelt mit 16 Variationen über einem siebentaktigen Bassthema.
Romantik und Moderne
Die Werke der zweiten Konzerthälfte stammten aus den romantischen und modernen Epochen. Wiederum beginnend mit einer „Entrada“ von Marco Enrico Bossi, kam nun mit zwei „Voluntarys“ von Thomas Mee Pattinson und George Calkin endlich auch die große Orgel auf der Bühne, mit seinem eindrucksvollen Jesus-Bild, zu Gehör. Außerdem spielte Klaus Geitner nun das Stück, das seinem Konzert den Namen gab: „Kaleidoskop“. Er selbst hatte dieses Stück 2016 bei seinem befreundeten Komponisten Lothar Graap für die Sendlinger Orgelnacht in Auftrag gegeben. Die moderne Komposition zeigte die unzähligen Klangflächen der Orgelmusik auf. Zum Abschluss durfte das Publikum noch ein schnelles Orgelwerk hören, das „Grand Choeur D-Dur“ von Wallace Arthur Sabin.
Nach einem Dank an all die Orgeln aus der Zollingerhalle, auf denen er spielen durfte, ließ Klaus Geitner als Zugabe dann endlich die siebte Orgel hören. Der große Spieltisch der Laurentius-Orgel aus Nürnberg stellt eine Besonderheit im Orgelmuseum dar. Denn er wird nicht original mit Pfeifen gespielt, sondern ist elektronisch gesamplet. Über Lautsprecher erklingen die in Nürnberg aufgenommenen Töne, synchron zum Spiel von Klaus Geitner. Ein „Cantabile“ von Enrico Pasini bildet den Abschluss eines wirklich farbenfrohen Konzertes.