Naturkäserei präsentiert die neue BIO Milch in der Mehrweg Glasflasche

Nachhaltig, Bio und in der Flasche

Naturkäserei präsentiert die neue Bio Milch in der Mehrweg Glasflasche: v.l. Franz Stuffer, Hans Seebacher, Johannes Niedermeier und Hans Leo zusammen mit Agnes Bergmeister (Naturland). Foto: ©Alpenregion Tegernsee Schliersee, Lukas Hanrieder

Nachhaltigkeit in Kreuth

Wo etwas Gutes drinsteckt, sollte auch etwas Gutes drumherum sein – deshalb gibt es die kostbare Milch aus der Naturkäserei TegernseerLand e.G. jetzt in der Glasflasche. Gar nicht so einfach zu stemmen für die Kreuther Genossenschaft – eine kleine Käserei mit begrenzten Möglichkeiten, keine große Molkerei. Aber wenn alle an einem Strang ziehen, ist vieles möglich. Ein „Naturland FAIR“ Zertifikat gibt’s jetzt obendrein.

Vor zehn Jahren habe alles mit der Milch begonnen, so Hans Leo, der am Ende dieses Monats als Geschäftsführer der Naturkäserei TegernseerLand e.G. sein Amt an Franz Stuffer weitergibt. Damals war es wichtig, dass die Genossenschaft komplett auf Heumilch setzt. Und jetzt sei es wieder ein großer Schritt, den die Milch einleite. Bisher nämlich wurde die Milch der drei Bio-Landwirte mit der Milch der restlichen 19 Milchbauern vermischt – weil es die Abläufe nicht anders zuließen. „Zu schade“, war man sich lange schon einig. Denn seit Jahren bereits verfolgt die Naturkäserei TegernseerLand e.G. einen schrittweisen Übergang in der Umstellung aller Produkte auf Bio-Qualität. Jetzt ist ein wichtiger Meilenstein geschafft. Die Heumilch, die ab Juli die Naturkäserei verlässt, ist Bio-zertifiziert und in braune Mehrweg-Glasflaschen statt Plastik abgefüllt. Sie stammt von den drei Bio-Bauern der Genossenschaft, ein vierter Betrieb wird im November hinzukommen.

Heumilch ist bereits quasi Biomilch
Heumilch ist bereits quasi Biomilch. Foto: IW

Das war ein langer und aufwendiger Weg, denn die innerbetrieblichen Strukturen mussten dafür komplett umgestellt werden. „Natürlich wäre es auch weiterhin das einfachste und billigste, die Milch in einer Plastikflasche zu verkaufen“, erläuterte Johannes Niedermeier, als neuer Betriebsleiter maßgeblich für die Umstellung verantwortlich. Dass das aber nicht in Frage kam, darüber waren sich alle einig. Der Nachhaltigkeitsgedanke, den die Genossenschaft von den Anfängen an verfolgt, geht von der Kuh über den Landwirt bis zum Kunden. Die ganze Kette soll stimmen, daher war die jetzige Umstellung von Plastik auf Glas im Sinne der Nachhaltigkeit nur konsequent.

Naturland Fair Zertifikat macht den Betrieb transparent

Ein weiterer großer Schritt ist die ebenso konsequente „Naturland FAIR“-Qualifizierung, die zusammenbringt, was zusammengehört, nämlich: öko-sozial plus fair. Die Zusatz-Zertifizierung erhalten nur Betriebe, die bereits die strengen Öko- und Sozialrichtlinien von Naturland einhalten. Und da spielt nicht nur das Produkt eine Rolle, sondern auch der faire Umgang mit Mitarbeitern und Lieferanten.

Naturkäserei Hans Leo Milchausschank

Der scheidende Geschäftsführer Hans Leo schenkt frische Biomilch aus der neuen Glasflasche aus. Foto: IW

Das Ziel der Genossenschaft sei es, so Hans Leo, den Strukturwandel in der Landwirtschaft aufzuhalten und die Bauern dabei zu unterstützen, notwendige strukturelle Maßnahmen zu meistern. Die Umstellung von der konventionellen zur ökologischen Landwirtschaft sei eine Gratwanderung, in der man die Betriebe sanft mitnehmen und bestärken müsse. „Heumilch ist eigentlich bereits Bio“, betont Hans Leo, aber um die Zertifizierung als Bio-Hof zu bekommen, müsse ein Betrieb auch hohe bauliche Anforderungen erfüllen. Das ist bisher nicht überall gewährleistet und der Umbau kein einfacher Schritt. Denn dazu sind zumeist Neubauten notwendig. Kritisch steht er dem Gedanke gegenüber, dass ein Umbau den Betrieb vergrößern müsse. In der biologischen Landwirtschaft müsse man auf Qualität, nicht auf Quantität setzen.

Authentisch und gewissenhaft

Längst würde heute eine weitaus extensivere und naturnahere Landwirtschaft betrieben als noch etwa vor 30 Jahren. Dabei spielt für Hans Leo auch die öffentliche Wahrnehmung eine große Rolle. Die Leute sollen sehen: „Schaut’s her, wir reden nicht bloß, wir machen es wirklich so.“ Nicht, um diese Haltung zu demonstrieren, sondern weil es einfach an der Zeit ist, verabschiedet er sich bald aus dem Pressegespräch, um sich auf seinen Traktor zu schwingen und das Heu zu wenden. Die Landwirtschaft kennt keine Pausen und die Kühe keinen Sonntag, darum wird auch an sieben Wochentagen Milch abgefüllt und gekäst.

Lesetipp: Wirtschaftspreis 2018 für Naturkäserei TegernseerLand e.G.

Rings um die Naturkäserei TegernseerLand e.G. grasen friedlich die Kühe. Im Garten nebenan wiegen sich die Lupinen im sanften Sommerwind und die Terrasse füllt sich mit Gästen, die frische Heumilch und leckeren Käse bestellen. Dem „Tegernseer Bergkas alt“ wurde 2018 die Goldmedaille beim World Cheese Award des DLG verliehen – der neue Reifekeller im Voitlhof hat sich bewährt. So tasten sich die Genossenschaftler Schritt für Schritt an neue Ziele heran, immer den Nachhaltigkeitsgedanken mitgedacht. Ihre gegenseitige „Hilfe zur Selbsthilfe“ wurde auch im vergangenen Jahr gelobt, als der Naturkäserei TegernseerLand der Wirtschaftspreis des Landkreis Miesbach verliehen wurde. Mit dieser „Hilfe zur Selbsthilfe“ habe das genossenschaftliche Unternehmen gezeigt, wie die Wertschöpfung in der Region aussehen könne: Bio und regional, mit kurzen Wegen, energiesparender Erzeugung und Wertschätzung für die Region.

Gemeinsam „Anders wachsen im Oberland“ ist eines der Anliegen von KulturVision. Mit unserer Berichterstattung, der Projektreihe Anders wachsen sowie der alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz unterstützen wir die unterschiedlichen Protagonisten und Initiativen im Landkreis bei der Umsetzung ihrer Projekte und Visionen. Wer nicht nur reden, sondern auch handeln möchte, kann gern in der Wirkstatt von Anders wachsen vorbeischauen.

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