Salvador Dali in Schliersee
Dr. Herbert Specht mit „Gott hat Jesus aufgeweckt“. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit der Ausstellung „Salvador Dali Bilder zur Bibel“ zeigt die Christuskirche in Schliersee eine andere Seite des berühmten Malers. In seiner Einführung machte Herbert Specht auf wesentliche Einzelheiten in den Bildern aufmerksam. Mehrere Führungen sind noch geplant, es lohnt sich.
Zufällig sei er auf den Zyklus „Biblia sacra“ von 105 Lithografien von Salvador Dali gestoßen, erzählte der evangelische promovierte Theologe aus Bad Wörishofen. Sie seien relativ unbekannt, sagte Pfarrer Friedrich Woltereck bei seiner Begrüßung, und da Dali auch keine Titel dazugefügt habe, sei es wichtig, dass jemand den Betrachter an die Hand nimmt und die verborgenen theologischen Inhalte hervorholt.
Pfarrer Friedrich Woltereck bei der Begrüßung. Foto: Petra Kurbjuhn
Dies gelang Herbert Specht ganz vorzüglich. Er begann mit einem Original in Querformat, dem er den Titel gab: „Gott hat Jesus aufgeweckt“. Man erkenne zwei Figuren, der tote Jesus liegt links und Gottvater mit dem Strahlenkranz rechts berührt den Sohn leicht am Kopf, um ihn aufzunehmen.
Schatten des Todes
Beide Köpfe aber haben schwarze Flecken. Was wolle Dali damit sagen? Durch den Tod Jesu sei auch die Existenz Gottes bedroht, interpretiert Herbert Specht, deshalb habe der Künstler den Schatten des Todes über das Bild gelegt. „Dali ist ein exzellenter Bibelausleger und Theologe“, sagte der Pfarrer und wies auf ein leicht zu übersehendes Detail hin: Ganz klein zwitschert vor Jesu Kopf eine Taube, die Verkörperung des Heiligen Geistes: „Steh auf!“
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Herbert Specht mit „Die Taufe Jesu und der Sieg Christi über den Teufel“. Foto: Petra Kurbjuhn
„Die Taufe Jesu und der Sieg Christi über den Teufel“ bedarf dringend der Auslegung durch Herbert Specht, denn kaum ein Betrachter wird auf den ersten Blick erkennen, dass die große dunkle Farbfläche ein Gesicht mit spitzer Nase und Horn, also eine Darstellung des Teufels ist. Winzig klein sind Johannes der Täufer und Jesus unten recht gezeichnet.
Das verschluckte Grab
Die dunkle Struktur in der Halsgegend des Teufels interpretiert Specht als das verschluckte Grab. Der Kloß im Hals aber verhindere, dass der Teufel noch mehr verschlucke.
Herbert Specht und „Ein Liebender unter dem Kreuz und der Tod, der zu früh lacht“. Foto: Petra Kurbjuhn
„Ein Liebender unter dem Kreuz und der Tod, der zu früh lacht“ ist ein Bild grau in grau mit einem großen Kreuz in der Mitte. „Es kam eine große Finsternis über die Erde“, interpretiert Herbert Specht. Unten steht eine rote Person, vermutlich ein römischer Hauptmann.
Der Tod lacht zu früh
Direkt über dem Querbalken erkennt der Betrachter nach dem Hinweis von Herbert Specht ein grinsendes Gesicht. Der Tod scheint zu triumphieren, doch Dali setzt dem Tod die Narrenkappe auf. Damit versteckt er die Botschaft: Du lachst zu früh.
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Salvador Dali durchdringe die Schriften der Bibel in tiefgründiger Weise, sagte der Theologe. Er schuf den Zyklus Bilder zur Bibel in den Jahren 1963 bis 65. Zu dieser Zeit fand gerade das 2. Vatikanische Konzil statt. Sicher habe dies den Künstler belebt.
„Der Turmbau zu Babel“. Foto: Petra Kurbjuhn
Am Ende seiner spannenden Ausführungen zeigte der Vortragende ein Beispiel aus dem Alten Testament „Der Turmbau zu Babel“. Dieses Phallussymbol stehe für Potenz und Macht, sagte Herbert Specht, aber es sei deutlich mit Krücken gestützt. „So macht sich Salvador Dali über die Großtuerei lustig.“ Und er fragte: „Braucht man die Großmannssucht oder braucht man Brückenbauer?“
Ausführlicher Katalog
Die Ausstellung in der Christuskirche Schliersee umfasst 30 der 105 Lithografien. Sie ist gegliedert in Bilder aus dem Alten Testament an der Wand, die Bilder aus dem Leben Christi in der Mitte und in die Bilder, die sich die Kreuzesgeschichte ranken an der Seite.
Ein umfassender Katalog, in dem Herbert Specht die Bilder ausführlich erklärt, begleitet die Wanderausstellung, die noch bis zum 14. Juli zu sehen ist.