Primadonna Porzellan

Karen Müller: „Auf der Bank“ Foto: Isabella Krobisch

Ausstellung im Buchheim Museum Bernried

Porzellan säumt das Promenadendeck im Buchheim Museum. Erst im Turm gesellt sich auch Malerei dazu. „Die Malerei ist für mich immer Skizze. Genauso sollen dann auch meine Porzellanarbeiten sein. Sie sollen immer wie skizziert wirken, niemals fertig sein“, so die Schöpferin der Werke, Karen Müller. Sie wurde 1939 in Hillgroven an der Nordsee geboren und kam als 20-Jährige ins Elmauer Tal.
Ursprünglich absolvierte sie eine landwirtschaftliche Lehre, entdeckte dann aber ihre Liebe zur Fotografie. Erst durch die Keramikerinnen Anna de Carmel und Lucie Rie fand sie mit dem Werkstoff Porzellan ihr Medium. Mit 37 Jahren absolvierte sie in Unterammergau eine Lehre als Keramikerin, legte 1979 die Gesellenprüfung ab und richtete sich eine Werkstatt ein. Um ihre Familie zu ernähren, war sie sogleich auf den Verkauf ihrer Objekte angewiesen.

Karen Müllers Werke spiegeln die tiefe Lebenserfahrung einer Frau wieder, die Niederlagen getrotzt hat und sich immer gesagt hat, „Einfach weitermachen“, wie es auch der Titel ihrer Skulpturengruppe besagt.

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Karen Müller: „Einfach weitermachen“ Foto: Isabella Krobisch

„Meine Arbeit wurde meine Sprache. Sie zeigte die Insignien meines Lebens, zeigte das, was mit meinem Wunschdenken und mit dem von mir Erlebten zu tun hatte. Meine Arbeiten sollten den Hauch einer Bewegung, also die Sequenz dieser ausdrücken, damit der Betrachter weiter denken kann, die Geschichte, das Leben weiter geht – in Bewegung bleibt – sozusagen.“

„Wir brauchen alle wahnsinnig viel Mut“

Das Porzellan ist zu Karen Müllers Meister geworden, denn „sehr bald merkte ich, auf was ich mich da einließ. Diese so schwer zu verarbeitende Masse bis zur Grenze des technisch Möglichen auszureizen und dennoch das gestalterische Element in den Vordergrund zu stellen, ist bis heute ein Wagnis geblieben. Ich musste erfahren: Die Masse Porzellan lässt sich nicht beherrschen.“ So wie sich das Leben nicht planen lässt, immer wieder Überraschungen birgt, Brüche aufweist.

Ausgedrückt ist die Lebensweisheit der Karen Müller in Masken wie „Die Neugierige“ und „Die Wissende“ oder in den sechs Figuren „Abflug – Ja? Nein?“. Was auf den ersten Blick dekorativ wirkt, entfaltet seinen Zauber, seine Tiefe, sobald man sich auf die Werke einlässt. Sie bestechen durch ihre Materialhaftigkeit und den schlichten Zauber, der sich bald zur Erhabenheit steigert. „Wir brauchen alle wahnsinnig viel Mut“ bekennt Karen Müller im Gespräch mit Daniel J. Schreiber, dem Direktor des Buchheim Museums. Allein die bewegenden Aussagen der Künstlerin in diesem kleinen Begleitband zur Ausstellung lohnen den Erwerb.

Katja Z. Rosenbaum, Sammlerin aus den USA, lässt wissen, „für mich liegt viel von dem Zauber der Skulpturen in dieser Beweglichkeit und dem inneren Dialog, den beide Charaktere mit sich haben: Einem heimlichen Raunen nahe kommend und still verschworen anmutend, so als wüssten sie, dass Leben und Herz ihrer Schöpferin nur in der Stille heilig bleibt und heilend wirken kann. Der Betrachter indes hat derweil allen Freiraum, sich seinen eigenen Reflexionen zu stellen, um immer wieder neu inspiriert zu werden.“

Die Ausstellung und das herrliche Museumsgelände mit direktem Blick auf den Starnberger See lohnen einen Ausflug.

Bis 17. Juli 2016 im Buchheim Museum der Phantasie, Bernried am Starnberger See, geöffnet Dienstag bis Sonntag und Feiertage 10 bis 18 Uhr. www.buchheimmuseum.de

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