Richard Laubingers Bilder aus dem Unbewussten
Horst Hermenau und Richard Laubinger zur Vernissage. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
Mit einer eigenen Form- und Farbsprache wartet Richard Laubinger in seiner ersten Ausstellung unter dem Titel „Der Wüstenfisch“ auf. Was beim flüchtigen Hinsehen surrealistisch wirkt, führt bei intensiverem Betrachten zu einer Entdeckungsreise in unbekannte Gefilde.
Begonnen habe es schon surrealistisch, sagt der Künstler, der eigentlich Maurer gelernt und nie Kunst studiert hat, sich aber von Kindheit an intensiv mit Malerei beschäftigte. Salvador Dali habe es ihm angetan, von seiner Malweise war er begeistert.
Bilder aus dem Unbewussten
Und so wecken die Bilder auf der linken Seite der Galerie im Autopavillon Steingraber durchaus surrealistische Assoziationen. Vor einem leeren Hintergrund tummeln sich Figuren, die lebendige ebenso wie technisierte Züge aufweisen. „Ich habe keinen Plan“, erklärt Richard Laubinger seine Vorgehensweise. Er lasse das Unterbewusstsein wirken und gehe dann erst ins Bewusste hinein und entwickle eine Vorstellung davon, wie das Bild aussehen solle.
Richard Laubinger: „Der Wüstenfisch“. Foto: Petra Kurbjuhn
Der Wüstenfisch ist so ein Bild, in dem es eine Kombination aus Fisch und Springbock zu entdecken gibt. Erst nachdem das Bild fertig war, habe er erfahren, dass es tatsächlich einen Wüstenfisch gebe, erzählt der Holzkirchner.
Bild übernimmt die Regie
Kurator Horst Hermenau betonte in seiner Laudatio, dass Richard Laubinger aus seiner großen Liebe zur Malerei heraus seinen eigenen Weg gefunden habe, der sich aus dem Nichts entwickle. Ohne zu wissen, wohin ihn die Arbeit am Bild führe, übernehme das Bild selbst die Regie.
Die Assoziation zum Surrealismus, so Horst Hermenau, greife bei Richard Laubinger zu kurz. Denn der Surrealismus sei aus Sigmund Freuds Psychoanalyse entstanden, Laubinger aber gehe tiefer. Er fabuliere und habe so ein eigenständiges, schätzenswertes Werk geschaffen.
Wie die Genesis
Ihm komme es so vor wie die Genesis, es wolle Gott überlegen, was mache ich eigentlich? So seien die Bilder einer offenen Landschaft vielleicht die Darstellung einer Welt, die vor uns existiert hat. Oder nach uns existieren wird?
Richard Laubinger: „Ohne Titel“. Foto: Petra Kurbjuhn
An der Frontseite der Galerie sind Bilder in einem anderen Duktus zu sehen. Hier dominieren geometrische Farbflächen. Gespiegelte Formenteppiche, kombiniert mit Figuren oder schlierenartigen Bewegungen.
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Ein wenig kubistisch muten diese Bilder an, wenngleich auch sie sich nicht einer Kategorie zuordnen lassen. Aber so ist der Mensch, er versucht Gesehenes in eine Verbindung zu Bekanntem zu bringen, anstatt das Andere allein und vorbehaltlos zuzulassen.
Richard Laubinger: „Ohne Titel“. Foto: Petra Kurbjuhn
Denn genau dazu laden die Bilder von Richard Laubinger ein. Mir gefallen am besten die Bilder auf der rechten Seite. Hier kann das Auge lange und beharrlich spazieren gehen, Neues entdecken, ja auch assoziieren, aber eben auch anderes ermöglichen.
„Abschied“ heißt eines der wenigen Bilder mit Titel. Hier lässt sich durchaus eine Geschichte finden. Die Tochter, die sich beim Gehen noch einmal umwendet, die Mutter, die ihr nachschaut und der Vater, der sich abwendet, weil er die Trennung wohl nicht verkraftet.
Richard Laubinger: „Der Schrei“. Foto: Petra Kurbjuhn
„Der Schrei“ ist mein Favorit. Ganz anders als bei Edvard Munch gibt es in diesem in Blautönen gehaltenem Bild einen Vielfachschrei aus zahllosen Mündern. Der Farbklang dieses Bildes ist faszinierend und bei langer Betrachtung entdeckt man die vielen, in großer Beharrlichkeit und Geduld gemalten Gesichter.