Barockmusik in Warngau: Jubel und Verzückung
Concerto München: Dmitry Lepekhov, Theona Gubba-Chkheidze, Emily Deans, Michael Schönfelder, Anderson Fiorelli (v.l.). Foto: Cornelia Nagel
Konzert in Warngau
Angekündigt war ein barockes Festkonzert. Erleben durften die Besucher der Wallfahrtskirche Allerheiligen in Warngau wahre Jubelstürme Alter Musik. Das international besetzte Ensemble Concerto München unter der Leitung des gebürtigen Rosenheimers Johannes Berger an der Truhenorgel entfachte ein Feuerwerk leidenschaftlicher, hochkarätiger Barockmusik in Warngau.
Gemeinsam mit der jungen Sopranistin Marie-Sophie Pollak und Matthew Sadler an der Barocktrompete verzückten die sechs Musiker von Concerto München von Beginn an ihre Zuhörer.
Jakob Weiland, amtierender Bürgermeister der Gemeinde Warngau, wies in seinen Begrüßungsworten auf die ganz besonderen Klangfarben hin, die mit Originalinstrumenten und einer historischen Aufführungspraxis einhergehen.
Concerto München in der Allerheilgenkirche. Foto: Cornelia Nagel
Vivaldi im Wohlklang
Wunderbar leicht und geschmeidig verströmten der russische Geiger Dmitry Lepekhov und Johannes Berger an der Truhenorgel einen gefühlvollen Klang im 1.Satz, Allegro, des Concerto d-Moll für Violine, Orgel und Streicher des Komponisten Antonio Vivaldi (1678-1741).
Zusammen mit dem brasilianischen Cellisten Anderson Fiorelli und dem Landshuter Michael Schönfelder an der Violone (einem Kontrabass) ließen sie den 2.Satz, Grave, majestätisch dahingleiten. Den 3. Satz, Allegro, gestalteten die Musiker mit großem Ausdruck und Schwung. Die beiden Geigerinnen, Theona Gubba-Chkheidze aus Georgien und die Amerikanerin Emily Deans komplettierten die Formation mit ihrem einfühlsamen Spiel.
Concerto München mit Marie-Sophie Pollak und Matthew Sadler. Foto: Cornelia Nagel
Aber nun kam sie ins Spiel: Marie-Sophie Pollak, 31 Jahre, Schwäbin. Mit ihrer kraftvollen, tragfähigen Sopranstimme sang sie sich sofort in die Herzen der Zuhörer. Ihre Interpretation von Vivaldis “Salve Regina” bewies höchstes Können und bereitete einen wahren Musikgenuss. Anrührend und berührend gestaltete sie die drei Sätze unter der meisterhaften Begleitung von Concerto München. Alle Musiker korrespondierten intensiv miteinander und zeigten dabei hochkonzentrierte Spielfreude und gegenseitige Wertschätzung.
Truhenorgel gespielt von Johannes Berger. Foto: Cornelia Nagel
Corelli und Händel
Arcangelo Corellis (1653-1713) Sonata a quattro in fünf Sätzen begann mit den Trompetenklängen des 1981 in London geborenen Matthew Sadler, der vor dem Hochaltar der Allerheiligenkirche einen grandiosen Jubelschall ertönen ließ. Glorifizierende Töne schwangen sich betörend durch das Kirchenschiff. Wieder exzellent begleitet von den hervorragenden Mitgliedern des Barockensembles.
Das Orgelkonzert in F-Dur von Georg Friedrich Händel (1685-1759) präsentierte Concerto München unter der Leitung von Johannes Berger an der Truhenorgel glanzvoll und perlend. Trillernde Auf- und Abbewegungen wechselten mit verspielten Passagen. Im langsamen 2. Satz wandelten die Musiker unter einem satten Jubelklang gleichsam in höfischem Zeremoniell. Leicht und beschwingt bekundete das Orgelsolo große Gefühle. Prägnant und exakt setzten sich Geigen, Cello und Violone in Szene.
Foto: Cornelia Nagel
“Jauchzet Gott in allen Landen”
So lautete das Thema des Festkonzertes. Bei Johann Sebastian Bachs (1685-1750) bekannter 5-sätziger Solokantate für Sopran betörten schon die ersten Töne der Barocktrompete und der glockenhelle Gesang von Marie-Sophie Pollak und kündeten das Meisterwerk mit sattem Klang und Jubel. Festlicher Hochgenuss und “Hochamt”-Stimmung breiteten sich in der Wallfahrtskirche aus. Mit trällerndem Sopran kostete Pollak die Arie aus.
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“Was der Himmel und die Welt an Geschöpfen in sich hält” versammelte sich an diesem Abend in Allerheiligen. Beim Gebet im Rezitativo korrespondierte der Gesang erhebend und beruhigend zugleich mit der einfühlsamen Cello- und Bassbegleitung. Nach der Arie im 3.Satz beginnt die erste Geige fröhlich und leicht, bevor die anderen Instrumente jauchzend und jubelnd im Choral in den Lobpreis einstimmen. Schließlich bekräftigen Trompete und Sopranstimme im Alleluja triumphal die Größe Gottes.
Triumphal war auch der Applaus des rundum verzückten Publikums. Und Johannes Berger freute sich schon darauf, mit Concerto München wieder kommen zu dürfen.