„Wir blättern um!“
Agnes Kraus und Harry Oriold vor dem KULTUR im Oberbräu. Foto: MZ
Bilderbuchkino in Holzkirchen
Das Bilderbuchkino in Holzkirchen von Agnes Kraus alias Brausel und Harry Oriold alias Käptn Brummel ist ein Garant für kindgerechte Unterhaltung auf mehreren Ebenen und daher immer schnell ausverkauft. Es gibt etwas zu hören, zu sehen, man kann mitmachen und man kann herzlich lachen.
Zu Ferienbeginn war es „Der kleine Pirat“ von Kirsten Boie, den Schauspielerin Agnes Kraus ausgewählt hatte. Wie immer war die Bühne im Foolstheater liebevoll mit Utensilien des Buches bestückt. Dieses Mal also Totenkopfflagge, Messer, Knochen, echte Goldschätze und vieles mehr. Auch merkwürdige Dinge, wie eine Bohrmaschine, aber dazu später.
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Das Schöne am Bilderbuchkino in Holzkirchen ist, dass Brausel, wunderschön als Piratenbraut gekleidet, nicht nur die Geschichte erzählt, sondern die Kinder zum Mitmachen und Erzählen animiert. Da liegt also der kleine Pirat in seiner Hängematte und Brausel fragt: Habt ihr schon mal draußen geschlafen? „Ja“ tönt es aus den gut besetzten Reihen.
In der Hängematte. Foto: MZ
Und dann wacht der kleine Pirat auf und die Kinder sollen das auch tun, sich strecken und recken und dehnen. Mit großem Eifer sind die kleinen Zuschauer dabei und auch so manche Mama und mancher Papa streckt sich.
Die Kinder fauchen wie eine Katze, sie schauen durchs Fernrohr, sie klettern den Mast hoch und die erfahrenen Bilderbuchkinofans erinnern sogar Brausel daran, wenn sie mal nicht auffordert, etwas nachzuahmen.
Denn Brausel hat ordentlich zu tun. Sie muss mit ihrem Zauberbesen die Bilderbuchseiten umblättern und manchmal funktioniert das nicht. Immer dann, wenn ihr Käptn Brummel mal wieder was Besseres zu tun hat als sich der Technik verantwortungsvoll zu widmen.
Da will er auch mal mit dem Piraten bei einem Überfall kämpfen oder er hat plötzlich Lust zum Angeln und angelt doch tatsächlich eine Sandale, die er fröhlich über die Zuschauerreihen hält. „Mach lieber die Technik“, schimpft dann zum Ergötzen der Kinder Brausel und ein Kind ruft: „Und nicht wieder was falsch machen!“
„Der kleine Pirat“ von Kirsten Boie. Foto: MZ
Ganz lustig wird es, als er ein Bild auf dem Kopf stehend präsentiert und mitteilt, dass halt die Kinder jetzt einen Kopfstand machen müssen, was prompt einige tun.
Die Geschichte vom kleinen Piraten, den keiner mag, weil er immer nur überfallen und ausrauben muss, ist ganz zauberhaft. Er hat schon Ideen, besser anzukommen, versucht es mit Höflichkeit, um dann doch wieder mitzuteilen, dass er jetzt ausrauben werde.
Zuhören und Freundschaft
Die Lösung bringt dann der Fischer mit seinem kleinen Boot, auf dem es nichts Materielles, kein Gold, keine Schätze zu holen gibt, dafür etwas viel viel Wichtigeres, Zuhören und Freundschaft. Und der kleine Pirat sagt den schönen Satz: „Ich habe gelernt, ich brauche das Zeug nicht, sondern Freunde.“
Bilderbuchkino in Holzkirchen – die Bühne. Foto: MZ
Wenn auf der Leinwand „Ende“ erscheint, ist aber noch lange nicht Schluss. Zuerst wird ein Buch verlost und dann dürfen alle Kinder nach vorn kommen und auf der Bühne die Dinge suchen, die nicht zur Geschichte passen, also beispielsweise die Bohrmaschine.
Im September wieder Bilderbuchkino in Holzkirchen
Und ganz zum Schluss gibt es noch die beliebten weißen Zuckermäuse und einen Hinweis auf das nächste Bilderbuchkino im September, wenn es wieder heißt „Wir blättern um“.
Auf der Heimfahrt frage ich den fünjährigen Jonas und die dreijährige Paula, was ihnen am besten gefallen hat. Sie überlegen und dann sagt Jonas sehr ernsthaft: „Dass der kleine Pirat einen Freund gefunden hat.“ Botschaft angekommen.