70 Jahre Tegernseer Kunstausstellung Ursula-Maren Fitz, Ekaterina Zacharowa Eduard Streibl

Grund zum Feiern: 70 Jahre Tegernseer Kunstausstellung

Große Jubiläumskunstausstellung vereint Vergangenheit und Gegenwart: Werke von Eduard Streibl (1939-2007), Ekaterina Zacharova und Ursula-Maren Fitz. Foto: IW

Kunstausstellung am Tegernsee

Am Freitag eröffnete sie feierlich ihre Pforten: die 70. Tegernseer Kunstausstellung. Sie würdigt die Gründer und Pioniere der Nachkriegsausstellung und führt in einem gekonnten Bogen bis in die Gegenwart. Die Ausstellung ist einer der Höhepunkte im Rahmen der Tegernseer Woche und läuft bis zum 06. Oktober.

70 Jahre Kunstausstellung in Tegernsee ist ein außergewöhnlicher Grund zum Feiern. Dass die vier Künstler Thomas Baumgartner, Herbert Beck, Olaf Gulbransson und Ilse Hausner-Witschel relativ kurz nach Kriegsende bereits eine derartige Kunstausstellung etablierten, war so gewagt wie visionär. Von Anfang an hatte sie Strahlkraft und holte auch Künstler von außerhalb ins Tal. Sicher hätten die vier Gründer im Jahr 1949 nicht geahnt, aber gewünscht, dass die Ausstellung nach siebzig Jahren noch immer so lebendig ist, meinte Eva Knevels in ihrer Rede zur Eröffnung der Jubiläumskunstschau.

Bürgermeister Johannes Hagn und Leiterin der Kunstausstellung Eva Knevels
Tegernsees Erster Bürgermeister Johannes Hagn und Leiterin der Kunstausstellung Eva Knevels neben einer Skulptur von Otto Wesendonck. Foto: IW

Unterstützung bei der Organisation dieses großen Ereignisses kam auch vom Rathaus Tegernsee. Johannes Hagn, erster Bürgermeister der Stadt Tegernsee, hatte sich seit 2017 gemeinsam mit einem Arbeitskreis aus dem Ausstellungsteam, dem Olaf Gulbransson Museum, dem Tegernseer Tal Verlag und Mitarbeitern aus dem Rathaus auf „Spurensuche“ begeben, um die vorausgegangenen siebzig Jahre Kunstausstellung und ihre Künstler zu rekonstruieren.

Originalwerke der Gründer integriert

Die Ergebnisse dieser Recherche wurden in die Jubiläumsausstellung integriert. Mit naturfarbenem Rupfen hinterlegt, der oft auch als Grundlage abstrakter Malerei verwendet wird, heben sich die Originalwerke der Gründer und Künstlergrößen wie beispielsweise Quirin Lindinger und Waki Zöllner optisch von den aktuellen Werken ab. Sie schlagen den Bogen von den Anfängen in die Gegenwart und erzählen von 70 Jahren Kunstgeschichte am Tegernsee.


Das Skizzenbuch zum Blättern – Klaus-Peter Frank. Foto: IW

Neben den Gründern und etablierten Malern kommt auch die Jugend nicht zu kurz. Gleich im Eingangsraum korrespondieren die erfrischenden Grafiken der jungen Gmunderin Pia von Miller mit dem Metallfries „Bergpredigt“ von Wolfgang Witschel aus der Gründergeneration. Begibt man sich in den Zwischeneingangsbereich, fällt Konrad Broxtermanns Metallskulptur „Black magic“ ins Auge, die mit den „Rock Heads“ von Riccardo Milazzo zu kommunizieren scheint. An der Schwelle zum großen Ausstellungsraum lädt Klaus-Peter Franks Original-Skizzenbuch zur „Edition Griechische Mythen“ ausdrücklich zum Blättern ein.

Die "Wandervögel" von Hilo Fuchs vor Malerei von Kurt Gmeineder
„Wandervögel“ vor „Lavendelfeld“. Foto: IW

Eine Einladung zum Schmunzeln folgt gleich ums Eck mit Hilo Fuchs‘ farbiger Skulpturengruppe „Wandervögel“. Das Trio fein beobachteter Touristinnen begibt sich gleichsam vor Kurt Gmeineders dramatischem „Lavendelfeld“ auf Wanderschaft. Ironisch geht es gegenüber gleich weiter mit Hans Reisers Karikatur „Der Schimmelreiter“ in dezidierter Ölmalerei. Der Ironie hat sich ebenfalls Hans Schneider verschrieben – mit seiner Bilderserie „Lake of Beauty“, in denen er den Tegernsee als Persiflage eines Schminkkastens darstellt und den Wahn der optischen Verschönerungen anprangert.

Peter Keck
Peter Keck „Im Berge II“. Foto: IW

Zum Verweilen und genauerem Hinschauen laden die drei großformatigen Berg- und Flusslandschaften in Gouache von Peter Keck ein, deren lichtvolle Akzente den Betrachter tief in die Landschaften ziehen. Farbenfroh, aber zugleich behutsam und ebenfalls lichterfüllt sind die kleinformatigen Tempera-Landschaften von Andreas Hars.

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Gut beobachtete Details

Den 70 Jahren Kunstausstellung setzt Eva Knevels ein anderes Jubiläum entgegen, dass die Kunstwelt maßgeblich beeinflusst: 100 Jahre Bauhaus. In feiner Beobachtungsgabe hielt sie bei den Renovierungen im alten Bauhausgebäude in Dessau interessante Details fest und verarbeitete diese zu der fotografischen Collage „Zeitschichten“. Details hat auch Sopi von Sopronyi aufgegriffen – in ihren fotografischen Ausschnitten des Gefieders afrikanischer Kraniche. Und Keramikkünstlerin Waltraud Milazzo komplettiert diese Insel fein beobachteter Details mit ihren hauchzarten keramisierten Naturobjekten „Pseudomorphosen“.

Blick in die 70. Tegernseer Kunstausstellung
Blick in die 70. Tegernseer Kunstausstellung. Foto: IW

Die Ausgewogenheit an Malerei und bildhauerischen Objekten erlaubt den Besuchern der Ausstellung immer wieder besondere Aus- und Durchblicke, wie beispielsweise durch die Glas-Skulpturen von Ursula-Maren Fitz oder die Zirbelholzskulptur „Kranich“ von Renate Pfaab. Fasziniert betrachten die Gäste „Das schlagende Herz von Waakirchen“, die bewegliche Skulptur des Bildhauers Otto Wesendonck. Bei der Bronzeskulptur „Wandlung“ der jungen Bildhauerin Antonia Leitner zeigt sich bei genauerem Hinschauen ein Rückgrat.

34 Gegenwartskünstler vertreten

Insgesamt 34 Gegenwartskünstler aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Grafik und Skulptur sind in der diesjährigen Jubiläumsausstellung vertreten. In Kombination mit den Werken der Gründer und ehemaligen Künstlern ist eine Kunstschau gelungen, die des Jubiläums würdig ist und einen umfassenden Einblick in 70 Jahre Kunst im Tegernseer Tal bietet.

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Sonderheft des Tegerseer Tal Verlages

Parallel zur Jubiläumsausstellung im Alten Schaltwerk läuft im Olaf Gulbransson Museum eine Sonderausstellung mit Werken der vier Künstler, die 1949 die Tegernseer Kunstausstellung begründeten und einem Film, der die Gegenwartskünstler und ihre Werke vorstellt. Der Tegernseer Tal Verlag hat begleitend zum Jubiläum eine sehens- und lesenswerte Sonderausgabe herausgebracht: Von „Wie die Kunst ins Tal“ kam bis zur Präsentation der Gegenwartskünstler vermittelt die Ausgabe einen umfassenden Überblick zur Geschichte der Kunst im Tegernseer Tal. 100 Freiexemplare verschenkte Rathauschef Johannes Hagn zur Vernissage an die Gäste. Zur Ausstellung selbst ist dank der Unterstützung zahlreicher Sponsoren ein ausführlicher Katalog der Gegenwartskünstler erschienen.

Weitere Details auf der Seite der Tegernseer Kunstausstellung.

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