Schlierseer Kulturherbst strahlt ins Land
Jetzt leuchtet das markante, rote Kulturherbst-„K“ wieder für dreieinhalb Wochen. Foto: IW
Veranstaltungsreihe in Schliersee
Zum zwölften Mal leuchtet das große rote „K“ weithin sichtbar über dem Schliersee. Die Eröffnung des Schlierseer Kulturherbstes am Donnerstag war ein Fest mit Überraschungen und großen Gefühlen.
Aufs Feuerwerk werde man dieses Jahr verzichten, sagte Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer eingangs: „Vielleicht reicht es, wenn wir alle strahlend und leuchtend hinausgehen und den Kulturherbst auch so genießen.“ Strahlkraft hat der Schlierseer Kulturherbst ohnehin, die auch Landrat Wolfgang Rzehak in seinem Grußwort würdigte. Ab jetzt werden etwa dreieinhalb Wochen lang hochkarätige Kulturveranstaltungen die Marktgemeinde am Schliersee ins Licht der Öffentlichkeit rücken.
Lesetipp: Unsere Programmvorschau auf den Schlierseer Kulturherbst 2019
Organisator Johannes Wegmann wies auf die „zunehmende Ausstellungskultur“ hin. „Wir sind ein System ohne Kulturagenten“, hieß es in seiner Rede. An den in Schliersee und Umgebung ansässigen Künstlern werde man sich glücklicherweise noch lange abarbeiten können, bevor man Kunst importieren müsse, so der Tenor.
Den Schlierseer Kulturherbst eröffneten Johannes Wegmann, Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer, Künstler Emil Sogor und seine Frau Gundel sowie Landrat Wolfgang Rzehak (v.l.). Foto: IW
Schlierseer Kulturherbst 2019 mit vier Ausstellungen
Glücklich sind die Veranstalter darüber, dass dank großzügiger Sponsoren der „Skulpturengarten“ am Seeufer des Kurparks wächst. Zu den beiden Spiralen von Tobel aus Valley gesellten sich als Dauerinstallation die vertikalen Holzstelen von Georg Brinkies und die Bronzeskulptur „Feuervogel im Spiegel des Helios“ von Otto Wesendonck.
Die Skulptur „Feuervogel im Spiegel des Helios“ von Otto Wesendonck hat jetzt ihren festen Platz im Skulpturenpark. Foto: IW
Bemerkenswert ist heuer wieder die große Kunstausstellung in der Vitalwelt, die Werke zweier Künstler von internationalem Rang und Namen zeigt. Emil Sogor, der seit über 20 Jahren in Kapstadt lebt und arbeitet, aber in Schliersee heranwuchs, reiste eigens mit einer umfangreichen Auswahl an Gemälden und Grafiken aus Südafrika an. Die Vernissage leider nicht mehr miterleben konnte Bildhauer Stefan von Reiswitz. Er starb im Mai im Alter von 87 Jahren. Es war der Wunsch seiner Witwe, die Ausstellung mit seinen Skulpturen trotzdem wie geplant zu zeigen und sein Schaffen zu würdigen.
Fabelwesen aus Bronze
Der Metallbildhauer pendelte viele Jahre zwischen seiner Wahlheimat Malaga und seinem Zweitwohnsitz in Schliersee. Seine ungewöhnlichen Bronzeskulpturen zeigen Tiere und Fabelwesen, die zwischen den Bildern Emil Sogors zu raunen und rumoren scheinen. Sie erzählen sagenhafte Geschichten, wenn man genauer hinhört.
Bronzefiguren des Künstlers Stefan von Reiswitz. Foto: IW
„Jeder vernünftige Schlierseer Haushalt hat mindestens einen Holzschnitt von Emil Sogor“, erinnerte Johannes Wegmann an die Bedeutung des mit seiner Frau Gundel nach Südafrika ausgewanderten Künstlers für die Marktgemeinde. An seinem am Schliersee bekanntesten Werk, der Fassade des Schlierseer Hofes, fahre schließlich jeder täglich etwa zweimal vorbei. Dass der ehemalige Schlierseer in seiner Heimat unvergessen ist, belegt ein besonderes Geschenk, dass ihm Johannes Wegmann überreichte und damit für große Überraschung sorgte: eine gerahmte Buntstiftzeichnung des damaligen Drittklässlers Emil, welche die Nachfahren seines alten Lehrers Alois Wolf fürsorglich bewahrt haben.
Grafisches MixMedia an Aluminium, Emil Sogor. Foto: IW
Für den Schlierseer Kulturherbst arbeitet der vitale 81-Jährige in den letzten Monaten quasi Tag und Nacht. 54 seiner ausgestellten Malereien und Grafiken sind 2019 entstanden. Dabei ist die künstlerische Entwicklung seines Lebenswerkes bemerkenswert. Der Bogen spannt sich von den ersten Fassadenmalereien und preisgekrönten Grafiken zahlreicher Oktoberfestplakate zur spät-expressionistischen Abstraktion und über eine Experimentierphase bis hin zu den gegenwärtigen abstrakten, stark grafischen Bildern und Zeichnungen. Emil Sogor ist bis heute ein progressiver Künstler und leidenschaftlicher Vielmaler mit einem vielfältigen Œuvre.
…noch mehr Kunst
Eine weitere Ausstellung im Rahmen des Kulturherbstes ist „Kunst (in) der Fuge“ – eine Vielzahl bemerkenswerter Kinderzeichnungen sind im neuen Heimatmuseum zu sehen. Sie entstanden im Atelier von Cornelia Heinzel-Lichtwark. In ihrem „Atelier am See“ wird am 20. Oktober zudem die Ausstellung des Gastkünstlers Alejandro Calderón Jaffé eröffnet.
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Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Kulturveranstaltungen – die Bandbreite reicht von Theater, Kabarett, Lesungen bis zu Konzerten an den großartigen Spielstätten, die Schliersee zu bieten hat und die den Kulturherbst in jedem Jahr zum Strahlen bringen.