Kreative Perspektiven für Tourismus und Kirche
Inspirativer Ort: Kloster Seeon. Foto: MZ
Studientag in Seeon
„Auftrieb“ – so hieß der Studientag der Tourismusseelsorge im Erzbistum München und Freising im Kloster Seeon. Welchen Beitrag Kunst und Kultur an der Schnittstelle von Tourismus und Kirche zu leisten vermag, um Neues zu schaffen, das war das Thema des Tages.
Ort und Wetter schufen ideale Voraussetzungen für den Studientag. Der goldene Oktober und das Kloster Seeon als Ort das Gastfreundschaft luden ein, miteinander ins Gespräch zu kommen, Inspiration für den „Auftrieb“ zu erhalten.
Mit Mut und Lust
Das Kloster mit einer langen Geschichte versuche neue Wege zu gehen und mit Mut und Lust Menschen auf diesem Weg in die Zukunft mitzunehmen, sagte Robert Hintereder, Fachbereichsleiter Tourismus bei der Erzdiözese.
Das Kloster Seeon ist Kultur- und Bildungszentrum des Bezirks Oberbayern. Foto: MZ
Seine Botschaft für die Zukunft vermittelte glaubwürdig und authentisch Andreas Kuhnlein, renommierter Bildhauer aus Unterwössen im Gespräch mit Alois Bierl, Chefreporter beim Sankt Michaelisbund.
Religiöse Gleichnisse als Chance nutzen
Für ihn biete die Botschaft des Glaubens eine Verbindung zwischen Tourismus und Kirche, denn es gebe so viele wunderbare Gleichnisse, die man als Chancen nutzen müsse, anstatt sich kulturell „als Kasperl für den Rest der Republik“ zu verkaufen, sagte der Bildhauer. Zudem sehe er sich als Künstler mit einer gesellschaftlichen Aufgabe.
Im Gespräch: Alois Bierl, Chefreporter beim Sankt Michaelisbund und Bildhauer Andreas Kuhnlein. Foto: MZ
„Wir Künstler haben hier das Privileg der Freiheit“, konstatierte Andreas Kuhnlein und deshalb trage man auch Verantwortung. „Wir müssen die Freiheit bewahren und uns wehren.“ Wenn er sich über die Ereignisse aufrege, die er tagtäglich im Radio höre, dann setze er diese Emotionen in seine Werke um. Er erzähle mit seinen Skulpturen Geschichten über das Menschsein.
Die Kettensäge sei dabei hilfreich, weil sie ihn zwinge, sich auf das Wesentliche zu besinnen, aber er könne auch seine momentane Stimmung radikal umsetzen.
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Andreas Kuhnlein war beim Bundesgrenzschutz bevor er einen Spurwechsel zum Künstler vollzog. Seine Erfahrungen über das Menschsein habe er beispielsweise in Brockdorf gewonnen. Dort lernte er, dass in jedem Menschen Brutalität ebenso wie Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit stecken. Diese Erfahrungen werden in seinen Skulpturen sichtbar.
Und so könne er jungen Menschen nur raten, sich auf die innere Suche zu begeben. „Das, was man nirgends nachlesen kann, das macht das Leben bunt“, sagte der Künstler.
Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler ist auch Schriftsteller, Regisseur, Theologe und Historiker. Foto: MZ
Die Verbindung von Tourismus und Kirche über die Kultur beschrieb auch Bezirksheimatpfleger Dr. Norbert Göttler. Er plädiere dafür, den umstrittenen Begriff der Heimat zu nutzen und mit Inhalten zu füllen. Dabei gehe es insbesondere um die Verantwortung in Gegenwart und Zukunft, wobei es harte Realitäten zu entdecken gebe.
Heimat auf Zeit
Der Tourismus biete Menschen eine Heimat auf Zeit und hier komme es darauf an, nicht Klischees im Sinne von Schmierenkomödien zu erfüllen, sondern über die echten Traditionen aufzuklären. Er versuche an der Universität den Studierenden Wissen über die Geschichte zu vermitteln.
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Norbert Göttler vermittelte darüber hinaus sein zentrales Anliegen an die Pfarreien, ihre Türen für die Kultur zu öffnen, schließlich leiste die gesamte Gesellschaft einen Beitrag zum Unterhalt der Kirchen.
Christine Paffinger, Geschäftsführerin Tourismusverband Chiemsee-Alpenvorland. Foto: MZ
Die Verbindung von Tourismus und Kirche über die Kultur hat viele Facetten. Wichtig ist, dass der Tourismus sich die Kultur in ihrer authentischen Art zunutze macht. Dieser Aspekt wurde an dem Studientag immer wieder hervorgehoben. Christine Pfaffinger sieht die Bedeutung der Kultur für den Tourismus so: „Ohne Kultur gebe es keinen Tourismus.“ Die Geschäftsleiterin Tourismusverband Chiemsee-Alpenland macht den tieferen Sinn des Tourismus deutlich: Reisende wollene Region kennenlernen und die Kultur prägt die Region.
Echte Kultur
„Diese Kultur muss aber echte Kultur sein und nicht für den Gast gemachte.“ Dabei unterstütze man auch die heimischen Künstler, damit sie von ihrer Arbeit leben können. Am Nachmittag gab es in Podiumsdikussionen einen regen Austausch über die Perspektiven von Tourismus und Kirche, wobei zentrales Thema immer wieder die Kultur war. Tenor dabei, Althergebrachtes mit neuen Formen verbinden, den Spagat zwischen Spiritualität und Poetry Slam zu meistern.
In praxi zeigte Organistin Andrea Wittmann, wie Kultur geistiger Impuls sein kann. Sie inspirierte die Teilnehmer durch ihre Orgelmusik in der Klosterkirche.