Pionierwerkstatt Miesbach

Pionierwerkstatt mit Astschere, Pinsel und Fotobox

Riesenkaleidoskop, konzipiert von Lisa Mayerhofer. Foto: IK

Die 1. Miesbacher Pionierwerkstatt

Eine Schülerin ist kaum größer als die Astschere, mit der sie hingebungsvoll eine Weidenrute zerteilt. Eine Gruppe Jungs hat eine bahnbrechende Erfindung gemacht. Dutzende von Pizzakartons füllen sich mit bunten Geschichten. Das Gewusel in den Gewölben des Waitzinger Kellers ist einfach hinreißend.

Wie kommt es zu einer solchen Aktion wie der Pionierwerkstatt? Einst waren es die Pioniere Oskar von Miller und Marcel Deprez, denen 1882 die weltweit erste Stromübertragung von Miesbach nach München gelang. Gefördert hat sie der damalige Miesbacher Bergwerksdirektor Carl Fohr.

Entdecke was in dir steckt und greife nach den Sternen

Um die Jugend von heute in ihrem Pioniergeist zu fördern, wurden renommierte Künstler als Mentoren in den Waitzinger Keller nach Miesbach eingeladen. Mit der Kulturpädagogin Barbara Gerbl hat Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch die ideale Partnerin für die erste Miesbacher Pionierwerkstatt gefunden. Schon bei der spektakulären Neugestaltung der Miesbacher Klostermauer gelang es ihr, in Schülern aller Schularten kreative Höchstleistungen zu entfachen.

Pionierwerkstatt SchülerNach Eintreffen der Schüler stellen die Künstler ihre Projekte vor. Foto: Max Kalup

Vom 21. bis 24. Oktober waren es 360 SchülerInnen aus Grundschule, Mittelschule, Realschule und Gymnasium, die vier Tage unter dem Motto „Entdecke was in Dir steckt und greife nach den Sternen“ gemeinsam werkeln.

Pizzakartons, Kaleidoskop, Erfindungen und eine Entdeckungsreise

Barbara Gerbl ist der Meinung, „Kreativität ist kein seltenes Talent. Sie ist eine Grundvoraussetzung für das tägliche Leben“. Sie hat mit den Schülern ein Riesentransparent für die Fassade des Waitzinger Kellers gestaltet und die Aktion „Kunst im Pizzakarton“ entfacht. „Ich bin überwältigt von den Ideen, die die Kinder entwickeln. Das Feuer springt sofort über und sie haben den Ehrgeiz, ihr Werk zu vollenden.“

Pizzakarton
Die Prinzessin im Pizzakarton, Foto: IK

Über 100 Pizzakartons sind es schließlich, die bis 30. November in den Miesbacher Geschäften ausgestellt werden. Sie können auch käuflich erworben werden; der Erlös kommt den Kindern der Flüchtlingsfamilien zugute.

Wie die Wilden in der Pionierwerkstatt

Die Bildhauerin und Landart-Künstlerin Lisa Mayerhofer ist es gewohnt, in großen Dimensionen zu denken. In ihrer Werkstatt entsteht ein riesiges Kaleidoskop. Sogar das Meer wird man damit sehen können! Sie stellt fest, „dass die ganz Kleinen der Klassen 2 bis 6 wie die Wilden arbeiten. Von Anfang bis Ende und am liebsten an den schwierigsten Aufgaben“.

Erfindergewölbe
Bei Mark Rochlus entstehen die Erfindungen, Foto IK

Der Medienpädagoge Mark Rochlus spornt die Kinder und Jugendlichen an, zu Erfindern zu werden. Völlig gelassen steht er inmitten der vielen Pioniere, die tausend Ideen haben. Wie ist es ihm nur gelungen, dass so viele noch nie da gewesene Erfindungen entstehen? Zum Beispiel ein T-Shirt, das die Farbe wechselt.

Lesetipp: Für kleine und große Weltentdecker

Papierkünstlerin Katrin Hering und Opernregisseurin Julia Riegel entwickeln Theaterkulissen und ein Spiel, das sich um eine weite Reise dreht. „Aus (fast) Nichts Alles machen! Das ist meine Leidenschaft“ sagt Katrin Hering und steckt alle Mitwirkenden mit ihrer Begeisterung an. Julia Riegels Absicht ist es, eine Entdeckungsreise nach innen zu entfachen, „dort, wo Kraft und Intuition wohnen“.

Fotobox
Alle Akteure verewigen sich, Foto: IK

Und nach getaner Arbeit lassen die jungen Pioniere ihre Ergebnisse stolz von der historischen Fotobox verewigen.

Viele Lehrer haben ihre Klassen begleitet und sind selbst kreativ geworden, darunter auch Marina Köpferl von der Realschule Miesbach. „Mich freut es, wenn sich Kinder genau in dem Bereich austoben dürfen, der ihnen am meisten liegt. Ich staune, was innerhalb einer Woche hier entstanden ist“.

Verein Kultursprung fördert den „geistigen Stromanschluss“

Ein frischer Geist weht durch das Miesbacher Kulturzentrum. Möglich gemacht hat ihn der Verein Kultursprung mit Sitz am Tannerhof in Bayrischzell. Er fördert nicht nur Kunst und Kultur, sondern auch eine tolerante Geisteshaltung und den künstlerischen Nachwuchs. „Die Pionierwerkstatt erschien uns genau Richtige zu sein. Wir freuen uns, dass wir den ‚geistigen Stromanschluss‘ mit unterstützen können und die kreativen Funken, die frisch gezündet werden wollen, so richtig zum Glühen bringen werden“, so die Vereinsvorsitzende Nele von Mengershausen. Weitere Unterstützer sind die Raiffeisenbank im Oberland, die Volkshochschule Miesbach und die Leader-Förderung.

Am heutigen Freitag, dem 25. Oktober, findet um 10 Uhr die große Abschlusspräsentation im Festsaal des Waitzinger Keller – Kulturamt Miesbach statt.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf