Zauberhaftes Streichquartett
Das Shevlin Quartett bei der 18. Otterfinger Kulturwoche. Foto: Verena Huber
Klassisches Konzert bei der Otterfinger Kulturwoche
Nun ist sie vorbei, die 18. Otterfinger Kulturwoche. Was das Highlight war? Ganz bestimmt das Konzert des Shevlin Quartetts am Abend von Allerheiligen – in jedem Fall für Klassik-Liebhaber. Der Wahl-Otterfinger Julian Shevlin ist in jedem Jahr bei der Kulturwoche zu Gast und vermag doch sein Publikum immer noch zu überraschen.
Mit ihm hat Otterfing einen wahren Meister in seinen Reihen. Julian Shevlin ist 1. Konzertmeister der Münchner Philharmoniker und dabei derart bodenständig und entspannt. Das Publikum merkt ihm ganz deutlich an, dass es ihm große Freude bereitet, in seiner Wahl-Heimat Otterfing zu musizieren. Jedes Jahr gastiert er mit seinem Quartett bei der Kulturwoche und begeistert die Zuhörer.
Julian Shevlin, 1. Violinist. Foto: Julian Shevlin
Das Programm begann recht klassisch mit Joseph Haydns Streichquartett in D-Dur, Op. 71 Nr. 2 Hob. III:70. Ausgehend von sanften, samtigen Tönen der Adagio-Einleitung, wechselte die Melodie im darauffolgenden Allegro rasch zwischen den vier Instrumenten hin und her. Das zeitlich perfekt abgestimmte Einsetzen bewirkte ein Ineinandergreifen der Melodie-Schnipsel zu einem großen Ganzen. Dabei schalteten die Musiker immer wieder blitzartig von träumerisch zu dramatisch, von leise auf laut, von legato auf staccato um.
Seltene Musik
Mit dem zweiten Programmpunkt konnte das Quartett sein Publikum überraschen. Claude Debussy war ein impressionistischer Komponist, der vor allem für seine Klavierkompositionen, wie „Claire de Lune“, bekannt ist. Streichquartette hört man eher selten. Doch genau dieses hatte Julian Shevlin ausgesucht. Das Streichquartett in g-Moll Op. 10 von Claude Debussy eröffnete eine ganz neue Welt des Hörens. Ausgehend von Haydns leicht verständlicher, wohlklingender Musik verwandelten sich die Melodien und Harmonien nun in moderne, dramatische, schwere und aufwühlende. Der Wechsel in das Tongeschlecht Moll bestärkte diese Dramaturgie ungemein.
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David Hausdorf, Cellist. Foto: David Hausdorf
Die charakteristischen Triller erzeugten ein Flirren und „aufgeregt sein“. Dämpfer ließen die Musik noch samtiger klingen. Ostinate Wiederholungen bewirkten eine gesteigerte Aufmerksamkeit für neue Motive. Und das ständige Steigern, Abklingen und erneute Aufbäumen ließ den Ausdruck ins Unermessliche steigen.
Brillianz und Stärke
Nach der Pause folgte das Streichquartett in C-Dur, Op. 59 Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Dieses liegt nicht nur anhand seiner zeitlichen Einordnung zwischen den vorigen beiden, sondern hat auch eine gewisse Symbiose der Eigenschaften beider inne. Hier ließen sich sowohl unbekümmerte, klassische Züge erkennen, als auch die Schwere der romantischen Ausdruckskraft.
Valentin Eichler, Viola. Foto: Valentin Eichler
Besonders war bei Beethoven auch, dass die Melodien größtenteils im hohen Oktavbereich anzusiedeln sind. Julian Shevlin und seine Mitstreiter Simon Fordham, Valentin Eichler und David Hausdorf spielen dabei dermaßen schöne hohe Töne, dass die Zuhörer am liebsten nur noch diese hören möchten.
Simon Fordham, Violine. Foto: Simon Fordham
Das Ganze steigerte sich zum Ende in einem Erguss an Noten und Intensität, der beim Publikum Standing Ovations auslöste. Zurecht wohlgemerkt. Als Zugabe diente dann der letzte Satz von Beethoven quasi als „Rausschmeißer“.