Junge Solisten im Barocksaal Tegernsee

Drei junge Tastenlöwen

Junge Solisten im Barocksaal Tegernsee. Foto: Marcus Vitolo

Podium für junge Solisten

Ein junges PianistInnen-Trifolium bescherte dem Publikum des „Podium für junge Solisten“ einen großartigen Klavierabend im Tegernseer Barocksaal.

Der jüngste, Simon Haje, 14 Jahre, Jungstudent der Universität der Künste Berlin. Dann die 20-jährige Studentin an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, Soleil Fröhlich aus Krems an der Donau. Und zuletzt, mit 26 Jahren, Hyelee Kang aus Suwon, Süd-Korea, Meisterklassenstudentin an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. Ihre sympathische Ausstrahlung und ihr jeweiliger Auftritt überzeugten von Anfang an.

Der Jüngste, frisch und frei

Erst Anfang November als Sieger der Kategorie D beim Hamburger Steinway Klavierspiel Wettbewerb gekürt, brachte Simon Haje Sturm und Drang in den Tegernseer Barocksaal. Dem soghaften Elan von Prokofjews Sonate a-moll op. 28 stieg er leidenschaftlich nach, sinnierte mit leichtfüßigerem Anschlag durch die nachdenkliche Mitte und brauste temperamentvoll zum Schluss.

Junge Solisten im Barocksaal Tegernsee
Hyelee Kang. Foto: Marcus Vitolo

Wieder wählte er ein Stück des Extremen im Ausdruck: Beethovens sogenannte „Mondschein“ – Sonate op. 27,2 in cis-moll. Das berühmte Adagio sostenuto durchwanderte er in stetem Triolen-Rhythmus, geleitet vom blinkenden Stern der Oberstimme, und doch hat er Zeit die Säulen des Basses und die eingebettete Mittelstimme zu entdecken. Freudig nahm er das Des-Dur Allegretto, sein spielerisches Element empfindsam gestaltend und im Trio dem Bogen der Spannung organisch folgend. Der unbeugsamen Energie des Finalsatzes gab er sich nicht ganz bedingungslos hin, den Spagat zwischen Kontrolle und Ekstase mit Klugheit und mancher Vorsicht dosierend.

Der runde, wachsende Klang

Kultivierter Anschlag und ausgewogener Klang, keine Effekthascherei, waren die Merkmale von Soleil Fröhlichs Spiel am „Podium für junge Solisten„. Die dreifache Preisträgerin des „Klavierpodium der Jugend“ München eröffnete auch mit Prokofjew. Ihre Auswahl, drei Stücke aus der Klaviersuite „Romeo und Julia“op.75, zeugte von ihrer Fähigkeit verschiedene Charaktere ertönen zu lassen.

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„Das Mädchen Julia“ ließ Giulia Capulet in ihrer noch kindlichen Verspieltheit, ihrer Bestürzung über Romeos Zugehörigkeit zu der verfeindeten Montague Familie, ihr ganzes liebenswertes Wesen erklingen. Bei „Pater Lorenzos“ zeigte Soleil Fröhlich Bedächtigkeit, Hintersinn und eine Portion Listigkeit. In „Die Montagues und Capulets“ („Tanz der Ritter“) beeindruckte sie mit der getroffenen Wiedergabe von Düsterheit und Strenge, pointiert und wuchtig.

Junge Solisten im Barocksaal Tegernsee
Soleil Fröhlich. Foto: Marcus Vitolo

Mit drei von Ginasteras „Argentinischen Tänzen“ entführte Soleil Fröhlich in die Musikwelt Südamerikas. Sie spielte den agilen Charakter des „alten Hirten“ mit Finesse, die Sinnlichkeit des sich aufreizend langsam drehenden „Schönen Mädchens“ und die polternde Aufdringlichkeit des „Arroganten Gauchos“ bestens nach.

Publikumserfahren

Hyelee Kang als Preisträgerin des Korea Chopin Piano Competition und des koreanischen Liszt-Wettbewerbs spielte Beethovens Sonate G-Dur op.31 Nr.1. Ihr prägnanter Anschlag und ihre breite Klangpalette offenbarten den opernhaften Charme dieses Werkes. Voller Gestaltungbeweglichkeit empfand sie die koloraturhaften Passagen des Adagio grazioso nach und holte allen Humor und Witz aus dem Finalsatz. Die Reife ihres Pianismus zeigte sie virtuos in Chopins Ballade g-moll op.23, in einer fantastischen, klanggewaltigen Interpretation von erzählendem Ton bis zu brausendem Laufwerk. Bei Chopins dunklem Nocturne c-moll 48,1 ging sie zu Beginn nicht ganz auf die balladeske Gestaltungmöglichkeit ein, doch ab der mittig beginnenden Erregung fühlte Kang wieder kongenial mit. Präzise perlend ließ sie den Grande Valse As-Dur funkeln.

Ein überaus dankbares Publikum klatschte jedem der jungen PianistInnen mit Begeisterung zu und zum erfolgreichen Klavierabend beglückwünschte mancher persönlich.

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