Suse Kohlers Liebeserklärung an den Tegernsee
Suse Kohler: „Freundschaft“ – Vier Frauen am See. Foto: Karin Sommer
Ausstellung in Bad Wiessee
Die Liebe zum Tegernsee kann sich auf unzählige Arten ausdrücken. Suse Kohler verpackt ihre Liebeserklärung an den See, sein Umfeld und seine Bewohner in eine Ausstellung ihrer Bilder, zu sehen im familieneigenen Hotel Bussi Baby in Bad Wiessee.
Mit einem Augenzwinkern sei sie zu betrachten, ihre Ausstellung „In Love with Tegernsee“, meint Suse Kohler, während sie die Hintergründe der Acrylbilder erklärt, die Menschen in Dirndl und Lederhosen zeigen.
Männer, die sich verrenken, um die Chance zu bewahren, beim „Fingerhakeln“ zu gewinnen. Den Trachtenhut am Kopf, die Lederhose am Leib, die Anstrengung ins Gesicht geschrieben – ein Bild, das die Essenz des Ringens erfasst und die Tradition dann sanft durchbricht, in dem die Malerin auf starke Farben verzichtet und neben trachtengrün Pastelltöne sprechen lässt.
Bunter gestaltet sie hingegen die Menschen auf einem am See schaukelnden Boot, die durch markante Gesichter den Blick mehr auf ihre Persönlichkeit als auf ihre Tracht lenken. „Ich bin fixiert auf Porträts“ meint Suse Kohler. 2017, damals erst am Ende des ersten Jahres der Akademie der bildenden Künste in Kolbermoor, stellte sie ihre Porträtreihe „Seemänner“ vor, in der sie berühmte Männer, deren Leben vom Tegernsee geprägt worden war, auf Leinwand verewigte. Unter ihnen Franz Joseph Strauß, Olaf Gulbransson, Leo Slezak und Ludwig Thoma, in schwarz-weiß gehaltenen Lebenslinien.
Der bescheidene Freier
In der aktuellen Ausstellung spielen Gesichter nicht die zentrale Rolle, ziehen dennoch immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Manche lassen sich nur erahnen wie die der beiden Menschen, die sich auf nebeneinander gestellten Gemälden beäugen. Sie trägt schon einen Blumenstrauß, üppig, offensichtlich von einem Anderen. Er traut sich trotzdem hinzusehen, mit seinen bescheidenen drei Blumen, und könnte vielleicht die bessere Wahl sein.
Suse Kohler: „Begegnung“ zwischen zwei Bildern. Foto: Karin Sommer
Die vier adretten Freundinnen sitzen aufrecht auf einer Bank, blicken auf den See und resümieren wohl über Höhen und Tiefen ihres bisherigen Lebens. Von hinten betrachtet wirken sie aufrecht, bestimmt, ganz so als würden sie die Zügel ihres Daseins weiterhin nicht aus den Händen geben.
Ein ganzes Leben
Ganz konnte Suse Kohler ihrer Leidenschaft, Porträts zu malen, auch in dieser Ausstellung nicht entkommen. Neben all den Menschen in Tracht, die das bunte, manchmal auch skurrile Leben rund um den See spiegeln, lehnen zwei Porträts in der rechten Ecke des Saales. „Ein ganzes Leben“ nennt sich das starke Bild des alten Mannes, dessen Augen von gelebtem Schmerz, von Enttäuschungen und den Spuren der Zeit erzählen. Ihm zur Seite platziert Suse Kohler ein unvoreingenommenes Bubengesicht, das all dem, was noch kommen mag, ein strahlendes Lachen entgegenstreckt.
„Ein ganzes Leben“ im Dialog mit Jung und Alt. Foto: Karin Sommer
Ausstellung im Bussy Baby am Tegernsee
Einige der Ausstellungsstücke sind auf Tuch gemalt, teilweise auf Dirndlstoff, der immer wieder durchblitzt und Tiefe gibt. Die bayrische Frida Kahlo ist auf längs gestreiftem Tuch entstanden. Mit ihm verwoben ihr farbenfrohes Erscheinen als Kontrast zu ihrem ernsten Ausdruck. Auch hier ist es der Blick, der einfängt. Die Augen malt Suse Kohler immer zuerst. Sie öffnen die Tür zu unbeantworteten Fragen über das Leben der porträtierten Person, beginnen einen Dialog zwischen Malerin und dargestelltem Menschen, der später auf den Betrachter übergreift.
Suse Kohlers Frida Kahlo auf Stoff. Foto; Karin Sommer
Dann, wenn der See schläft
Am liebsten malt Suse Kohler in der Nacht, dann wenn der Alltag stillsteht und es nur sie, die Leinwand, Pinsel und Farben gibt. Dann, wenn der See und seine Bewohner tief im Schlaf versunken sind, kristallisieren sich Schicht für Schicht Menschen aus der Leinwand und ihre einzigartigen, zerbrechlichen Leben werden sichtbar.