Der Plan der Jugend für das Neue Jahr
Cover des Buches „Ihr habt keinen Plan – Darum machen wir einen“. Foto: MZ
Zum Neujahr
Das Jahr 2019 war unter anderem geprägt durch die Freitagsdemonstrationen der Jugendlichen gegen den Klimawandel. Greta wurde zur Ikone, aber es gab auch harsche Kritik: Demonstrationen allein würden nichts bewirken. Dem setzt jetzt ein Buch von acht Jugendlichen etwas entgegen: Einen Plan.
„Ihr habt keinen Plan – Darum machen wir einen“ heißt das Buch des Jugendrates der Generationen Stiftung, erschienen im Blessing Verlag. Die Generationen Stiftung ist eine Interessenvertretung, die junge und alte Menschen zusammenbringt und gemeinsam generationengerechte Lösungen erarbeitet. Sie wurde von Claudia Langer, Gründerin der Plattform utopia ins Leben gerufen. Sie ist auch die Herausgeberin des soeben erscheinen Buches.
Gründerin der Generationen Stiftung Claudia Langer. Foto: Generationen Stiftung
Der Jugendrat der Generationen Stiftung ist eine Plattform für junge Aktivist*innen und politische Talente. 15 junge Menschen zwischen 16 und 24 Jahren haben sich hier zusammengeschlossen, die dafür kämpfen, dringende Themen auf die politische Agenda zu setzen.
Unter dem Motto „Reden war gestern. Zeit für Taten!“ haben acht von ihnen ein Buch geschrieben, das „10 Bedingungen für die Rettung unserer Zukunft“ bereitstellt. Sie widmen das Buch allem Menschen, die ihnen sagten: „It’s not gonna happen.“
Harald Lesch beim Korbinians Kolleg im Hotel Bachmair Weissach 2018. Foto: MZ
In seinem Vorwort schreibt der bekannte Astrophysiker Harald Lesch, dass es beschämend für uns Erwachsene sei, dass seine Jüngsten sagen: „Hört auf die Wissenschaft.“ Und das in einem Land, in dem es so viele staatlich finanzierte hervorragende Forschungseinrichtungen gibt.
Wissenschaftler warnen seit vierzig Jahren
Wissenschaftler warnten seit vierzig Jahren vor einem Klimakollaps, aber sie seien von der Wirtschaft und Politik nicht ernst genommen worden. Lesch lobt das Engagement und die saubere Recherche im Buch, das einem jeden die Augen öffnen möge und er ruft dazu auf, sich von der Jugend anstecken zu lassen.
Lesetipp: Titeltext der KulturBegegnungen Ausgabe 31
Auch der Soziologe Harald Welzer ist vom Buch angetan und schreibt: „Dies ist das Buch einer neuen politischen Generation.“
Der Plan ist übersichtlich in zehn Kapitel gegliedert. In jedem Kapitel wird zunächst der Status Quo vorgestellt und anschließend die Forderungen zur Überwindung der Probleme aufgezeigt. Das ist radikal, wird zweifelsohne auf Widerstand der Wirtschaft aber auch konsumorientierter Bürger stoßen. Aber es ist ein Plan, der jetzt diskutiert und umgesetzt werden muss.
Plan der Jugend für Klima, Ökologie, Gerechtigkeit
Da gibt es den Plan gegen Klimakrise, zur Vermeidung des ökologischen Kollapses, für eine generationengerechte Wirtschaft und für soziale Gerechtigkeit. Es folgen der Plan für eine neue Arbeitswelt, für eine Bildung, die vermittelt, was wirklich zählt und zur Weiterentwicklung der Demokratie.
Den Abschluss bildet der Plan für die Grundsteinlegung zu einer gerechten Welt, zur Abrüstung und einem menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten und letztlich der Plan zur Gestaltung der digitalen Zukunft.
Zukunftsvisionen
Die Autor*innen Franziska Heinisch, Sarah Hadj Ammar, Jonathan Gut, Jakob Nehls, Hannah Lübbert, Lucie Hammecke, Niklas Hecht und Daniel Al-Kayal sind Studenten unterschiedlicher Disziplinen. Sie haben recherchiert, mit Expert*innen aller Bereiche gesprochen und ihre Zukunftsvisionen vorgelegt.
Was den Plan gegen die Klimakrise anbelangt, fordern sie unter anderem deutschen Kohleausstieg bis 2025, Einführung einer EU-weiten CO2-Abgabe, Energiesteuer auf Kerosin und Verbot von Inlandsflügen. Um den ökologischen Kollaps zu verhindern sollen beispielsweise Pestizide, Herbizide und Insektizide europaweit sofort verboten, Monokulturen abgeschafft und Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung reguliert werden.
Christian Felber, Begründer der Gemeinwohlökonomie, in Neukirchen. Foto: Petra Kurbjuhn
Gemeinwohlökonomie und digitale Zukunft
Viele der Forderungen zur Gerechtigkeit und Wirtschaft basieren auf der Gemeinwohlökonomie. Letztlich sind die Forderungen zur Gestaltung der digitalen Zukunft wesentlich. Hier geht es den Jugendlichen um mehr Transparenz, Sicherheit und Offenlegung von Algorithmen nach dem Open-Source-Prinzip, sowie um ethische Grundprinzipien für Künstliche Intelligenz.
Plan der Jugend lässt optimistisch in das Neue Jahr schauen
Dieses Buch lässt optimistisch in das Neue Jahr schauen. Auf diese Jugend kann man vertrauen, das ist keine Null-Bock-Generation, sondern es sind kluge und engagierte junge Menschen. Gewiss, so manchem werden die radikalen Forderungen zu weit gehen, aber wir müssen heraus aus der Komfortzone und Bequemlichkeit, denn, so wie es Harald Lesch formuliert:
„Also los jetzt! Und keine Ausreden mehr. Wir müssen es diesmal richtig machen. Und uns bleibt nicht viel Zeit. Ich rechne mit Ihnen!“
Wir wünschen unseren Leserinnen und Lesern ein gutes Jahr 2020. Lassen Sie sich anstecken!