Besinnliches und Virtuoses für Orgel und Trompete
Michael Hamberger und Hans Kröll. Foto: Manfred Wehrmann
Konzert in Miesbach
Noch einmal Weihnachten und seinem besonderen Zauber nachzusinnen, das versprach das traditionelle Konzert zum Ausklang der Weihnachtszeit mit Dekanatsmusiker Michael Hamberger an der Jann-Orgel und Hans Kröll an der Trompete. Das Publikum in der gut gefüllten Kirche wurde nicht enttäuscht: Es gab Besinnliches, Virtuoses, Neues und Bekanntes – für jeden Geschmack war etwas dabei.
Die beiden Künstler hatten das Programm für Orgel und Trompete sowohl inhaltlich, als auch räumlich in zwei Abschnitte aufgeteilt: Im ersten, eher romantisch-melancholischen Teil mit Musik des 19. und 20. Jahrhunderts, stand Hans Kröll im Altarraum und spielte erst im zweiten, barocken Teil oben auf der Orgelempore.
Komposition von Hans Kröll
Das Flügelhorn mit seinem weichen, warmen Klang eröffnete das Konzert mit einer Komposition von Hans Kröll. Seine Emotionen mit tonalen Linien und zarten Jazzfärbungen konnten sich wunderbar im Raum entfalten.
Hans Kröll im Altarraum. Foto: Manfred Wehrmann
Das zweite Stück, Prayer of Saint Gregory von Alan Hovhaness für Trompete und Orgel zeichnet sich durch elegante Schlichtheit und modale Harmonik aus. Die beiden Musiker spielten die meditativen Klänge mit viel Ruhe und sensibler Phrasengestaltung.
Weiter ging es in einem schwelgerisch-bewegten Gestus mit dem Werk Elegie des armenischen Komponisten Alexander Arutiunian. Hier wie auch im nächsten Stück zeigte sich das gekonnte Zusammenspiel der beiden Musiker trotz räumlicher Entfernung: Hans Kröll mit weichem, sauberen Ansatz am Flügelhorn und Michael Hamberger, der ihn einfühlsam begleitete.
Weihnachtslied von Marcel Dupré
Den wegen hoher Passagen anspruchsvollen Trompetenpart im Nordlied von Boris Antjufeev bewältigte Hans Kröll mühelos und ließ dem Organisten den Solistenplatz.
Michael Hamberger spielte die Variationen über ein Weihnachtslied von Marcel Dupré, einem der einflussreichsten Musikerpersönlichkeiten Frankreichs im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dupré genoss als Interpret, Improvisator und Pädagoge weltweites Ansehen. Er führte in einem Jahr in 10 Konzerten sämtliche Orgelwerke Bachs auswendig auf.
Michael Hamberger brilliert in virtuosen Variationen
Viele seiner Kompositionen waren ursprünglich Improvisationen. Die oft und gerne gespielten 10 Variations sur un Noël beruhen auf einem einfachen Volkslied und schaffen durch die abwechslungsreiche Variationstechnik wirkungsvolle Kontraste. Michael Hamberger verstand es, diese Kontraste überzeugend in Registrierung und Gestaltung herauszuarbeiten und er brillierte in den teilweise sehr virtuosen Variationen aufs Schönste.
Die beiden Musiker auf der Empore. Foto: Manfred Wehrmann
Es begann der zweite, barocke Teil des Konzertes und der Zuhörer wurde dramaturgisch von der Weihnachtszeit mit schmetternder Piccolo-Trompete festlich ins neue Jahr mit William Crofts Voluntary in D geleitet – ein Werk des englischen Komponisten aus dem 17. Jahrhundert, der neben Purcell die Entstehung der Kirchenmusik seiner Zeit wesentlich prägte.
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Der letzte Abschnitt des Konzertes war Georg Philipp Telemann gewidmet. Er schrieb seine Heldenmusik oder zwölf Märsche 1728 in Hamburg, wo er seit 1721 als Musikdirektor und Kantor wirkte. Aus diesen Märschen, die jeweils einen Gefühlszustand oder eine Charaktereigenschaft beschreiben, wählten Hans Kröll und Michael Hamberger fünf Stücke aus.
Sie musizierten Die Würde, Die Ruhe, Die Fröhlichkeit, Die Großzügigkeit und Die Freude. Der strahlende Piccolo-Klang mit festlich-bewegter Orgelbegleitung erfreute das Publikum ungemein und es dankte den beiden Musikern mit ausgiebigem Applaus.
Als Zugabe erklang ein barockes Voluntary und so wie das Konzert begann, endete es auch: Mit Emotion, dem Solo für Flügelhorn von Hans Kröll, wurde das Publikum in den Abend entlassen.