Ein unvergesslicher Abend in unvergleichlichem Ambiente
Selmer Saxharmonic unter der Leitung von Milan Turković. Foto: Petra Kurbjuhn
Open-Air Konzert auf Schloss Ringberg
Der Optimismus der Veranstalter des Musikfestes Kreuth wurde belohnt: Zum Open-Air Konzert auf Schloss Ringberg schien gestern Abend die Sonne. Und die 12 Musikerinnen und Musiker von Selmer Saxharmonic unter Leitung von Milan Turković rissen das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin.
Es war ein Jubiläum. Exakt vor 10 Jahren formierten sich die 12 Saxofonisten und hatten ihren ersten öffentlichen Auftritt auf Schloss Ringberg beim damaligen Oleg-Kagan- Musikfest. Etwa 50 bis 60 Zuhörer, so zählte der Dirigent auf Anfrage, waren damals schon dabei. Aus allen Himmelsrichtungen von Amsterdam bis Rottach-Egern fanden sich die renommierten Saxofonisten zusammen, der Dirigent selbst kommt aus Wien. Er habe zunächst keine Ahnung gehabt, wie ein Saxofonorchester funktioniere, denn schließlich sei dieses einmalig, sei aber dann vom vielfältigen Klang der Instrumente fasziniert gewesen, erzählte Milan Turković, der bereits mit mehreren augezeichneten Klangkörpern und Solisten zusammen arbeitete.
Genau diese Vielfalt ist es, die auch das gestrige Konzert zu einem besonderen Erlebnis werden ließ. Schon bei den Slawischen Tänzen von Antonin Dvořák glaubt der Zuhörer ein ganzes Orchester zu hören. Dieser Eindruck setzt sich fort im gesamten Konzert, ein „Best of“ der zwei CDs, die die Formation bisher produzierte. Für die erste durfte sie 2010 den begehrten „Echo der Klassik“ von Thomas Gottschalk entgegen nehmen.
Instrumente in ihrer Klangfärbung
Die Arrangements schreibt Christoph Enzel, einer der drei Tenorsaxofonisten. Ihm gelingt es, die jeweilige Komposition so für Saxofone zu arrangieren, dass sie sowohl den Originalklang erkennen lässt, aber ebenso für die einzelnen Saxofonstimmen deren besonderen Sound herausarbeitet und immer wieder solistische Passagen einstreut.
So erklingt Dmitri Schostakowitschs berühmte Jazz Suite Nr. 2 in ihrem Walzertakt und die Zuhörer schwingen mit, gleichzeitig aber spielen die Musiker ganz akzentuiert, während Nino Rotas bekannte Suite aus „La Strada“ den Reigen der Filmmusiken eröffnete. Milan Turković als charmanter Moderator stellt die einzelnen Instrumente in ihrer Klangfärbung vor. Sehr hell das Sopranino von Adrian Tully, dann der tiefe Bass von Lard Niederstrasser, die Soprane Jan Schulte-Bunert und Frank Schüssler, warm klingend der Alt von Christian Segmehl, Junko Korimoto und Arend Hastedt. Sehr schräg kommen bei der Vorstellung die drei Tenöre daher mit Christoph Enzel, Udo Schmid und Kirstin Niederstrasser, die Lutz Koppetsch vertritt. Der Bariton wird von Markus Maier und Thomas Tomaschek vertreten, der als Rottacher ein Heimspiel hat.
Und dann erklingt die Mundharmonika
Die Suite aus der Dreigroschenoper von Kurt Weill bekommt durch die Gesangseinlage von Jan Schulte-Bunert ihren besonderen Gag, ja und dann stimmt Arend Hastedt auf Ennio Morricone ein: „Die Kamera zeigt zwei zerfurchte Gesichter von Henry Fonda und Charles Bronson, die Nerven liegen blank, aber die Hauptrolle spielt das Geheimnis der Mundharmonika.“ Und sie erklingt wirklich, die Mundharmonika aus „Spiel mir das Lied vom Tod“, eine fantastische Adaption des unvergesslichen Hits.
Die Saxofone schluchzen bei „Summertime“, sind dann wieder ganz beschwingt und heiter und kraftvoll bei „Star Wars“, mit dem das offizielle Programm endet.
Mit Jean Matitias „Devils Rag“ beschenken die Selmer Saxharmonic ihr Publikum mit einer irrwitzigen Zugabe, bei der das Hören kaum dem Spielen hinterher kommt. „Jean Matitia lässt die Sau raus“, kommentiert Milan Turković und fordert bei der zweiten Zugabe das Publikum zum Mitschnipsen auf. Ein unvergesslicher Abend mit großartigen Musikern in unvergleichlichem Ambiente. Irgendwie muss Festivalleiter Dieter Nonhoff doch einen guten Draht nach oben haben. Er habe keinen Zweifel gehabt, dass das Konzert wie geplant auf Schloss Ringberg stattfindet, meinte er.