HERRliche Verwechslungen in Holzkirchen
„Drei Männer im Schnee“. V.l.: Alois Böhm, Tony Kainz und Bernd Schmidt. Foto: Verena Huber
Theater-Premiere in Holzkirchen
Was geschieht, wenn sich ein Millionär als mittelloser Mann verkleidet und so in einem Grand Hotel eincheckt? Erich Kästners berühmte Komödie „Drei Männer im Schnee“ gibt die Antwort. Das Holzkirchner Fools-Ensemble, unter der Regie von Melanie Renz, feierte damit am Wochenende eine sagenhaft lustige Premiere.
Erich Kästner schrieb die „Drei Männer im Schnee“ im Jahr 1934. Er verstand es meisterhaft, die Verwechslungen auf die Spitze zu treiben und dabei eine tiefsinnige Botschaft zu verbreiten. Regisseurin Melanie Renz und ihre Schauspieler wiederum verstehen es ebenso bravourös, all die kleinen Details herauszuarbeiten und dem Publikum leicht verständlich darzubieten.
Verkleideter Millionär
„Mein verrückter Vater hat ein Hotel gekauft – in Holzkirchen!“ Ein Multi-Millionär werde sich in den folgenden zehn Tagen im Grand Hotel Holzkirchen, unter falschem Namen und als armer Schlucker verkleidet, einquartieren. Mit diesen verheißungsvollen Worten eröffnet Judith Heimerl alias Hilde das Theaterstück und damit nehmen die Verwicklungen ihren Lauf.
Detlef Dauer und Fabian Pölt als Hoteldirektor und Portier. Foto: Verena Huber
Hoteldirektor Kühne (Detlef Dauer) und Portier Polter (Fabian Pölt) setzen nach Hildes Warnung alle Hebel in Bewegung, um dem verkleideten Millionär den Aufenthalt möglichst komfortabel zu gestalten. Seltene Briefmarken, Masseur, französischer Cognac, Siamesische Katzen und warme Ziegelsteine im Bett. Dauer und Pölt wirbeln und machen – die beiden mimen das Hotelpersonal derart authentisch, als ob sie nie etwas anderes gemacht hätten.
Drei Männer im Schnee
Eduard Tobler (Alois Böhm) indessen reist mit seinem Diener Johann (Bernd Schmidt) nach Holzkirchen. Dort allerdings verwechselt man ihn mit Dr. Fritz Hagedorn (Tony Kainz). Der junge Werbe-Fachmann darf nun an Toblers Statt alle Aufmerksamkeiten des Hotelpersonals genießen, während der Multi-Millionär – er nennt sich nun Schulze – im kleinsten und kältesten Zimmer untergebracht wird. Auf Anweisung Toblers gibt sich der Diener Johann als wohlhabender Reederei-Besitzer aus. Die drei Männer freunden sich schnell an.
Hagedorn (Tony Kainz) fühlt sich unter den Avancen Frau von Mallebrés (Andrea Rosskopf) sichtlich unwohl. Foto: Verena Huber
Schüchtern, aber sympathisch stellt Tony Kainz den vermeintlichen Millionär dar. Hagedorn ist mit der Verwechslung etwas überfordert, vor allem aber mit der Aufdringlichkeit der weiblichen Hotelgäste. Andrea Rosskopf versucht ihn als Frau von Mallebré in einem Leoparden-Kostüm mit geheuchelter Ehrlichkeit zu verführen. Doch sie ist gefühlt immer einen Tick zu spät dran bei den Männern. Denn Frau Casparius (Cathrin Paul), „eine unangenehme Person“, drängt sich herrlich plötzlich allen männlichen Wesen in ihrem Umfeld auf. Erst dem Skilehrer und heimlichen Weiberhelden alias Henry Sepulveda, dann dem vermeintlichen Millionär.
„Die bösen Frauen dürfen Ihnen nichts tun“
Herr Schulze (Alois Böhm) aber beschützt Hagedorn vor schädlichen Einflüssen. Im Grunde seiner Seele ist er kein versnobter Baron, sondern ein herzensguter Mensch. Er nimmt die Verwechslung hin und testet so „seine Mitarbeiter“ auf Herz und Nieren. Mit einem besonderen Tiefgang stattet Alois Böhm seine Rolle aus und doch bleibt die Leichtigkeit der Verwechslungskomödie bestehen.
Auch Frau Casparius (Cathrin Paul) setzt alle Reize ein, um sich den vermeintlichen Millionär zu angeln. Foto: Verena Huber
Diener Johann hingegen fühlt sich sichtlich unwohl in seiner neuen Rolle. Bernd Schmidt lässt ihn erst aufblühen, als er sich am Faschingsball als Butler verkleidet. Zwischendurch sorgt Ulli Jochem immer wieder für Abwechslung. In verschiedenen Rollen überzeugt sie ohne viele Worte. Sie ist erst Skihaserl, dann Hotelgast im Bademantel, Gitarristin der Partyband „Haushamer Ladykillers“, betrunkene Indianerin und schließlich Dienstmädchen im Hotel.
Großartiges Team
Vor einem herrlich feudalen Bühnenbild (Reinhold Schmid und Harry Oriold) mit Rezeption, Kronleuchter und viel Gold spielen die vielen unterschiedlichen Kostüme den Schauspielern zusätzlich zu. Verena Roll und Tamara Krüger glänzten mit aufwendigen Frisuren und bis ins kleinste Detail durchdachten Kostümen.
Am Ende klärt Eduard Tobler die gesamte Verwechslung auf. V.l.: Judith Heimerl, Tony Kainz, Alois Böhm, Henry Sepulveda, Fabian Pölt und Detlef Dauer. Foto: Verena Huber
Mit „Drei Männer im Schnee“ ist dem FLTB & Fools-Ensemble eine großartige Theater-Premiere gelungen. Dabei bleibt es dem Zuschauer selbst überlassen, ob er „nur“ unterhalten werden oder den tieferen Sinn im Stück sehen will.
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Das FLTB & Fools-Ensemble zeigt „Drei Männer im Schnee“ im KULTUR im Oberbräu wieder am 31. Januar (ausverkauft), 01. (ausverkauft), 09. (ausverkauft), 28. Februar und 13. März. Karten gibt es an der Theaterkasse, unter 08024 / 478505 oder unter folgendem Link.