Schubert in Vollendung

Armida Quartett. Foto: Felix Broede

Konzert in Holzkirchen

An zwei aufeinander folgenden Abenden war das fantastische Armida Quartett im Rahmen des internationalen Musikfests Kreuth zu Gast im Festsaal der Kultur im Oberbräu. Zwei Abende mit unterschiedlichen Programmen, zwei Abende mit gleicher Begeisterung. Auf Dvořák und Tschaikowsky folgte am Freitag der „Schubert“ Abend.

Präzision und Klangzauber

Das junge Ensemble des Armida Quartetts wird seit seinem Sieg beim ARD-Wettbewerb 2012 international gefeiert. Martin Funda und Johanna Staemmler an den Violinen, sowie Teresa Schwamm (Viola) und Peter-Philipp Staemmler (Violoncello) gründeten bereits 2006 das Armida Quartett in Berlin, das seinen Namen von Haydns berühmtester Oper ableitet.
In Holzkirchen bringen sie das Streichquartett a-moll D 804 „Rosamunde Quartett“ von 1824 zu Gehör. Schon der 1. Satz Allegro ma non troppo lässt aufhorchen. Da paart sich äußerste Präzision mit großem Einfühlungsvermögen und intensivem Klangzauber. Martin Funda verströmt höchste Klangvielfalt in der Melodieführung. Perfekte Einsätze von Geige, Viola und Violoncello zeugen von hohem Können und großer Professionalität der Musiker. Variantenreich, von sanft bis lebhaft, lösen sie im Zuhörer tiefste Emotionen aus.

Im 2.Satz Andante greift Schubert auf seine Schauspielmusik zu Helmina de Chezys „Rosamunde“ zurück. Sanft gleiten die Geigen dahin. Da setzt Peter-Philipp Staemmler mit dem Violoncello ein. Die tiefen Töne atmen aus, bis sie weich und geradezu leicht verklingen. Und dann tauchen sie ein in eine zarte, geschmeidige Bogenführung, atemlose Stille beim höchst konzentrierten Publikum.

Der 3. Satz Minuetto, Allegretto beginnt ausdrucksstark: das Thema wird vorgestellt, wiederholt und verändert in Tempo und Lautstärke. Jeder der Musiker zeigt und beweist, dass musikalische Höchstleistungen nur gelingen in gegenseitigem Vertrauen und absoluter Hingabe. Ein ums andere Mal schwingen sie sich hinauf in höhere Gefilde, um schließlich pianissimo zu verstummen. Und wieder war kein Hüsteln, kein Rascheln zu vernehmen, Konzentration pur beim fachkundigen Publikum.

Der 4. Satz Allegro moderato setzt verspielt, einfühlsam ein, bis er sich in dramatische Virtuosität und Präzision steigert. Hier erkennt man Schubert als den gewaltigen Liedkomponisten, dessen Melodien zum Singen einladen.

Meisterhaftes Quintett

Nach der Pause hörten wir Schuberts Quintett C-dur D 956 unter Mitwirkung des Cellisten Julian Steckel. Der 34-Jährige war Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs 2010 und lehrt an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock.
Im 1. Satz Allegro ma non troppo begleitet Steckel das Quartett solistisch und beweist sofort totale Harmonie mit den vier4 Musikern des Armida Quartetts. Zartes Violinenspiel wechselt ab mit forcierenden und langsamen Passagen, bis es sich zu einem jauchzenden Jubel erhebt. Nun übernimmt Julian Steckel die Melodiebegleitung, während das Quartett mit langen Bogenstrichen die sanft schmelzende Melodie erarbeitet.
Mit einschmeichelnd zarten Geigentönen und dem perfekten Zupfen von Steckel an seinem Violoncello kommt der 2. Satz Adagio daher. Langsam getragen, jeden einzelnen Ton auskostend geben sich die jungen Musiker Schuberts Klang hin. Satter Dramatik folgt eine eindrucksvolle Stille. Fast lautlos verklingen die Töne.

Rasant beginnt der 3. Satz Presto. Kraftvoll, gesättigt mit tiefen Tönen erhebt er sich und erzählt wundersame Geschichten. Wieder wird das Thema variiert und mit neuen Impulsen versetzt, bis es dramatisch pulsiert. Höchst konzentriert sind alle fünf. Und schon übernimmt Julian Steckel gemeinsam mit der 1. Geige die Melodie. Fast überirdisch mutet dieser Satz an, voll tönend, orchestral, sinfonisch.

Der 4. Satz Allegretto ist lebhaft, spritzig, schnell. Der intensive Zusammenklang aller Instrumente wird vibrierend weiter getragen, hinein in den Festsaal und setzt sich fort in einer mitreißenden Begeisterung des Publikums am Ende des Abends. Großer Jubel!

Wer die beiden Konzerte versäumt hat, hat Gelegenheit, die Aufnahmen von BR-Klassik für die „Festspielzeit“ zu hören.
Konzert „Dvorak und Tschaikowsky“ am Freitag, 29.07. um 18.05 Uhr
Konzert „Schubert“ am Donnerstag, 04.08. um 18.05 Uhr.

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