So vielfältig kann Kunst sein
Zur Eröffnung der Ausstellung im Auracher Hof sang Andrea Hermenau. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Bayrischzell
Bayrischzell lud zum 63. Mal ein zur traditionellen Kunstausstellung und trotz des warmen Sommerwetters fanden am Samstagnachmittag weit mehr als hundert Besucher den Weg in den Auracher Hof zur feierlichen Eröffnung einer hochinteressanten, und vor allem in ihrer enormen Vielseitigkeit hochwertigen Kunstschau von inzwischen überregionaler Bedeutung.
Stimmungsvolle und entspannte Vernissage
Die Vernissage zeigte sich als rundum gelungene Veranstaltung, die zu einem ganz entscheidenden Teil von den Wohlklängen der Pianistin und Sängerin Andrea Hermenau geprägt war. Mit ihrem bezaubernden Gesang auf Deutsch, Englisch und Portugiesisch (!) ließ sie ein internationales Lüftchen durch die Ausstellungsräume am Fuße des Wendelsteins wehen.
Bürgermeister Georg Kittenrainer nahm in seiner kurzen, knackigen Begrüßung einen Bezug zum Münchner Amoklauf vom Vortag und der instabilen politischen Lage auf, bevor er stolz auf die lange Tradition (seit 1952!) der Ausstellung hinwies, Organisation und Jury würdigte, aber schließlich darauf hinweisen musste, dass die diesjährige Veranstaltung die letzte in den schönen Räumen des Auracher Hofs sei und fortan ihre Heimat in der Schule haben werde.
Landrat und Schirmherr Wolfgang Rzehak ließ in seinen Eröffnungsworten durchblicken, dass die Ausstellung – wenn auch in bescheidenem Umfang – vom Landkreis finanziell unterstützt wird. Familiär gab er sich, indem er erklärte, dass er Frau, Kinder und Nachbarstochter mitgebracht habe. Letztere seien schon fleißig am Malen, man müsse sich um den künstlerischen Nachwuchs also keine Sorgen machen.
Das wird auch deutlich an der kleinen „Ausstellung in der Ausstellung“ im Vorplatz des ersten Stockes deutlich, der wieder für die Kinder der Bayrischzeller Grundschule reserviert ist, und engagiert und liebevoll gestaltete Kinderbilder zeigt.
Beeindruckende Vielfalt der Exponate
Hildegard Manzke: „Puppe schlafend“. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Schau zeigt eindrucksvoll die vielfältigen und spannenden Ausdrucksmöglichkeiten in der bildenden Kunst und es wäre ungerecht, aus den 128 Exponaten einzelne herauszugreifen. Hier deshalb ein paar allgemeine „handfeste“ Fakten: Etwa die Hälfte der 70 Aussteller kommt aus dem Landkreis. Gezeigt werden Werke der Malerei, der Grafik, der Fotografie, der Bildhauerei, Objekte, Installationen, Collagen und Mischtechniken – konkrete und abstrakte, kleine und große, farbige und schwarz/weiße, einfarbige und bunte, einteilige und mehrteilige, zarte und kraftvolle, schwere und leichte, matte und glänzende, konservative und innovative, klassische und experimentelle … und alle möglichen Mischformen. Selber anschauen und sich seine eigenen Favoriten heraussuchen wird hiermit unbedingt empfohlen!
Lotte Koch: Ohne Titel. Foto: Petra Kurbjuhn
Für die fachkundige Auswahl zeichnen die Juroren Dr. Ulrike Gärtner und Dietmar Kroepel verantwortlich – wahrhaftig kein leichtes Unterfangen, mussten doch etliche eingereichte Arbeiten abgelehnt werden. Organisator und Ausstellungsleiter Klaus Gogolin bewies ein weiteres Mal sein feines Gespür, seinen Geschmack und seine Kompetenz, indem er aus dem umfangreichen und total verschiedenartigen Material ein stimmiges Ganzes zauberte – mit all den notwendigen Kompromissen, die dabei einzugehen sind.
„Dont’t know why“ von Norah Jones sang Andrea Hermenau auf ihre unvergleichliche Art. Die Gäste, die mit zahlreichen Eindrücken und angeregten Gesprächen den Heimweg antraten, wussten sehr wohl, warum sie gerade eine beeindruckende Kunstschau gesehen haben.