Wie verteilt man eine Kulturzeitung?
Cover der 33. Ausgabe der Kulturbegegnungen mit dem Thema „Wahrheit“ (Ausschnitt). Gestaltung: Grafikstudio Kaufmann, Miesbach
Kostenlose Kulturzeitung für den Landkreis
Heute erscheint die 33. Ausgabe der kostenlosen Kulturzeitung für den Landkreis. In Zeiten von Corona erheben wir keinen Anspruch, brandaktuell im Thema zu sein. Wir möchten ein Zeichen der Normalität setzen. Nur: Wie gelangt die Zeitung zu den Lesern?
Es ist eine andere Ausgabe geworden, als wir uns vorgestellt haben. Aus bekannten Gründen mussten wir unsere Veranstaltungsempfehlungen weglassen. Wir haben eine Sekunde überlegt, ob wir vielleicht Corona überhaupt nicht thematisieren, um unseren Lesern ein Stück Normalität zu bringen. Und diesen Gedanken ebenso schnell fallen gelassen. Zum Teil jedenfalls. Ja, wir möchten ein Stück Normalität. Wir möchten wie gewohnt Geschichten aus dem Landkreis erzählen. Und wir möchten keinesfalls unsere langjährigen Partner, das Grafikstudio Kaufmann und die Druckerei Mayr Miesbach hängen lassen, denen ohnehin jetzt Aufträge wegbrechen. Im Gegenteil, wir möchten uns für die gute und konstante Zusammenarbeit über die letzten mehr als fünfzehn Jahre hinweg bedanken.
Mit großer Bestürzung haben wir kurz vor Redaktionsschluss erfahren, dass Helmut Nanz, Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft und Interviewpartner dieser Ausgabe, an Folgen des Coronavirus verstorben ist. „Mit ihm verlieren wir einen großartigen Menschen, großzügigen Mäzen und wichtigen Gestalter der Kulturlandschaft im Tegernseer Tal“, schrieb uns Sandra Spiegler von der Olaf Gulbransson Gesellschaft.
Alles ein bisschen anders
Es gibt zu dieser Ausgabe kein „Erscheinungsfest“, das normalerweise dem Kennenlernen der unterschiedlichen Protagonisten der Geschichten und den „Machern“ hinter der Zeitung dient. Was uns noch mehr Kopfzerbrechen bereitet: Wie gelangt die Zeitung zu den Lesern? Momentan lagert sie im Waitzinger Keller – Kulturamt Miesbach. Wir werden versuchen, die Zeitung im Landkreis zu verteilen, so gut es uns möglich ist. In Geschäften, Banken und an Bahnhöfen. Bis auch die Rathäuser und Lesesäle, die Gastronomie, Hotels und Kulturhäuser wieder öffnen dürfen. Wir freuen uns über Freiwillige, die uns verteilen helfen oder Ideen, wo wir sie auslegen können. Mitglieder bekommen die Zeitung natürlich, wie gewohnt, zugesandt.
In der 33. Ausgabe zu Corona: „Dann treffen wir uns eben digital“. Foto: Susanne Grohs-von Reichenbach, M.A., Gründerin des Forums think digital green®
Kultur und Corona
Wie geht es der Kultur und den Kulturschaffenden in Zeiten der Corona-Krise? Wie kann die Kultur dazu beitragen, eine solche Krise zu überwinden? Nach der Absage unserer großen Kunstauktion zur Eröffnung der für Mai geplanten landkreisweiten Offenen Ateliertage, die wir schließlich ins Frühjahr 2021 verschieben müssen, bleibt uns nunmehr nur eines: Wir nutzen unsere Medien, um die Leser im Landkreis weiterhin kontinuierlich mit Kultur zu versorgen. In unserem Onlinemagazin erscheint, wie bisher auch, täglich ein Artikel. Wir laden die Kulturschaffenden herzlich ein, sich bei der Berichterstattung zu beteiligen und ihre Themen zu präsentieren.
Wir haben uns dazu entschlossen, die 33. Ausgabe der Zeitung wie gewohnt mit einem besonderen Thema herauszubringen. Nein, es ist nicht Corona. Das Interview von Monika Ziegler mit Alois Glück auf Seite Eins lädt die Leser dazu ein, sich eine ganze Ausgabe lang mit der Wahrheit zu beschäftigen.
Eine oder viele Wahrheit(en)?
Am Begriff der Wahrheit arbeiten sich bereits seit gut zweitausend Jahren die Wissenschaftler und Philosophen, die Religionsgelehrten und Künstler ab. Gibt es eine absolute objektive Wahrheit oder gibt es viele verschiedene Wahrheiten? Natürlich gäbe es auch viel zu schreiben zum Thema Corona und Wahrheit oder zu Populismus und Pandemie. Vermutlich gibt es gerade hier im Augenblick sehr viele unterschiedliche Wahrheiten, so wie es jede Menge kluge und besonnene Köpfe, aber auch Panikmacher und Verschwörungsfanatiker gibt. Und jeder die Wahrheit für sich beansprucht.
Warngauer Dialog zum Thema Wahrheit und Objektivität im Journalismus: Tobias Stork, Dietmar Rexhausen, Monika Ziegler, Julian von Löwis, Sonja Scheider (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Wahrheit und Lüge
Jeder Mensch lügt, aber Lüge ist nicht gleich Lüge. Die harmlosesten Lügen sind Höflichkeitsfloskeln und oftmals Schmierstoff für ein gelingendes Zusammenleben. Wahrheit ist meist unbequem, oft sogar gefährlich. Am gefährlichsten für die Menschen in Ländern, in denen die Meinungsfreiheit eingeschränkt ist. Dort gilt als Wahrheit, was das Regime bestimmt, und die Pressefreiheit ist eingeschränkt, um diese Art von Wahrheit zur absoluten Wahrheit zu erklären. Beim letzten Warngauer Dialog haben sich zwei prominente Landkreisjournalisten mit der Frage nach Wahrheit und Objektivität im Journalismus beschäftigt: die Dokumentarfilmerin Sonja Scheider und der Reporter Julian von Löwis. „Bleibt mündig“, ist ihre Aufforderung, es sich nicht bequem zu machen und vorgefertigte Wahrheiten einfach hinzunehmen. Das ist natürlich besonders wichtig in einer so schwierig zu bewertenden Zeit wie der Coronakrise. Aber das ist nur eine der Geschichten in dieser Ausgabe.
Wie gewohnt finden die Leser viele unterschiedliche Beiträge aus Kunst und Kultur aus dem ganzen Landkreis – von Jugend bis Kino, von Malerei bis Anders wachsen.
Viel Spaß beim Lesen wünschen die Autorinnen und Autoren sowie das ganze Redaktionsteam.