Anders wandern auf dem Spurwechselweg
Klaus Koch auf dem Thron aus der Bronzezeit. Foto: Petra Kurbjuhn
Der dritte Spurwechselweg
Am morgigen Samstag hätte laut „Anders wachsen“ – Veranstaltungskalender der Spurwechselweg stattfinden sollen. Er wird auf 2021 verschoben. Wir sind ihn aber schon einmal mit sachkundiger Führung von Klaus Koch von Kunstdünger e.V. in kleinem Kreis und mit Abstand Probe gegangen.
Der Spurwechselweg lädt zum gemeinsamen „anders wandern“ ein. An bestimmten Stellen wird Halt gemacht für ein kurzes Impulsreferat zu einem spannenden Thema, das mit dem Ort in Verbindung steht. Diese Impulse lieferten in der Vergangenheit Christof Langer, theologischer Referent beim Kreisbildungswerk Miesbach und der evangelische Pfarrer Matthias Striebeck. Beim Weitergehen können dann zu zweit Gedanken zu diesem Thema ausgetauscht werden.
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Der erste Weg 2018 führte uns ins Tegernseer Tal von Gmund über Holz nach Bad Wiessee und zurück. Darauf wurde der Bayerische Rundfunk aufmerksam und drehte einen Beitrag.
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Im vorigen Jahr gingen wir den Hofkapellenweg in Fischbachau.
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In Valley lässt es sich gut wandern. Foto: Petra Kurbjuhn
Für dieses Jahr wollten wir in Valley anders wandern und hatten den „Weg der Steine“ geplant. Hobbyhistoriker Klaus Koch aus Hohendilching hatte herausgefunden, dass hier am Mangfallufer geschichtsträchtige Orte vorzufinden sind, die auf die Kelten und Bajuwaren zurückgehen.
Geplant war, so erzählt er uns, dass mit dem „Weg der Steine“ eine Verbindung von alten Artefakten zu moderner Kunst, so wie sie auf der Skulptur-Lichtung von Bildhauer TOBEL anzutreffen sind, geschaffen wird. Die Idee, Skulpturen längs des Weges zu platzieren, aber sei an den Finanzen gescheitert.
Fremdartige Steine an der Kirche St. Andreas in Hohendilching weisen auf einen keltischen Kultplatz hin. Foto: Petra Kurbjuhn
So bleibt also die Historie, die an der Mauer der Kirche St. Andreas in Hohendilching beginnt. Klaus Koch zeigt uns vier Steine, die auf einen keltischen Kultplatz hindeuten. Vermutlich war hier ein Heiligtum der Kelten, auf dem später die christliche Kirche erbaut wurde.
Wir gehen durch den Ort, in dem die Häuser die typische Ost-West-Ausrichtung haben. Das sei ein Merkmal schon der ersten bajuwarischen Siedlungen, etwa 1000 nach Christus, erfahren wir. Germanische Stämme seien aus dem Böhmischen eingewandert und gründeten sogenannte wandernde Dörfer. Anhand von Veränderungen in der Erde bei Pfostenlöchern habe man die Existenz von Holzpfosten nördlich von Hohendilching nachgewiesen.
Klaus Koch erklärt Monika Heppt und mir, dass hier erste bajuwarische Siedlungen entstanden. Foto: Petra Kurbjuhn
Klaus Koch erzählt, dass man durch die DNA von Knochenfunden festgestellt habe, dass die Bajuwaren aus dem Kaukasus und dem Ostseeraum stammen, Bayern also preußischen Ursprungs sind. Die Bajuwaren hatten bereits demokratische Grundrechte.
Wir gehen an dieser historischen Siedlungsfläche entlang, an der man Reste eines Walls ahnen kann und treffen, verborgen im Wald, auf einen Stein. Die Zwischenform von Gneis und Granit weist napfenförmige Vertiefungen sowie Bohrkanäle auf. „Hier ist unsere Fantasie gefragt“, sagt Klaus Koch. Wozu wurden diese Schalensteine benutzt? Als Opfersteine? Als Altar?
Nur mit sachkundiger Führung findet man den Stein aus der Bronzezeit mit Bohrkanälen und napfenförmigen Vertiefungen. Foto: Petra Kurbjuhn
Zu datieren ist der Stein auf die Bronzezeit, also vorkeltisch, etwa zur Zeit der Himmelsscheibe von Nebra, lernen wir. Ein paar Meter entfernt finden wir einen weiteren Stein aus der Bronzezeit, der vielleicht als Thron gedient hat? Wir finden, dass sich unser Führer hier gut macht.
Jetzt gehen wir einen spannenden Weg zwischen dem Teufelsgraben und der Mangfall hinunter ins Tal, dahin, wo sich die beiden Täler vereinigen. In Grubmühle überqueren wir die Mangfall, die hier einen Bogen schlägt und wandern steil hinauf zu einem Kultplatz der Kelten.
Klaus Koch zeigt uns anhand der Karte die historischen Plätze. Foto: Petra Kurbjuhn
Birg, so nennt sich dieser versteckte Platz auf der höchsten Stelle in der Nähe von Kleinhöhenkirchen. Hier kann man den Wall, der die große Siedlung schützte, noch sehr gut sehen. Er ist etwa 300 Meter lang und bis zu 10 Metern hoch.
Klaus Koch erzählt uns jetzt von dem Ende der Kelten in der Region. Es seien nicht nur die Römer gewesen, wie man vermuten würde, sondern auch die Germanen, die in das Reich der Kelten eingebrochen seien. Entscheidend war letztlich die Schlacht um 52. v. Chr. als Cäsar die Kelten unter Vercingetorix in Burgund schlug und dieses hochentwickelte Volk an die Ränder Westeuropas drängte.
Blick auf Kleinhöhenkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn
Wir wandern aus dem Wald heraus nach Kleinhöhenkirchen und beenden unseren Weg in der Filialkirche Maria Heimsuchung, wo uns unser Führer auf die Madonna mit dem Engel, einem Werk von Ignaz Günther aufmerksam macht.
Leider hat Corona bedingt die Mangfalltalalm geschlossen. Wir treffen Marianne, die Hüttenwirtin und machen einen kurzen Plausch mit ihr, in der Hoffnung, dass wir nächstes Jahr hier einkehren können.
Am Eingang von TOBELs Skulptur-Lichtung endet unser historischer „Weg der Steine“. Foto: Petra Kurbjuhn
Unser Weg führt jetzt hinunter ins Mangfalltal, über die Brücke und hinein in die Skulptur-Lichtung, den Weg der modernen Steine. Wir sind begeistert vom immensen Wissen von Klaus Koch, das hier nur stichprobenartig wiedergegeben werden konnte. Wer sich dafür genauer interessiert, sollte sich den Spurwechselweg 2021 vormerken.