Palm Springs is here

Heinz Stoewer: Impala lodge II -for sale, 2011. Foto: Ines Wagner

Kunstausstellung im Seeforum Rottach-Egern

Licht. Leuchtende Farben. Kühles, glitzerndes Nass auf muskulösen Körpern. Wasser, auf dem das Licht sich bricht. In dem sich farbenfrohe Badehosen spiegeln, auflösen. Und die Wüste. „Imagination“ heißt Heinz Stoewers Werkschau.

Der Sommer lässt uns doch noch nicht los. Heiße, gleißend helle Tage. Fast wie in Palm Springs. Fast. Im Ausstellungsraum des Seeforums ist es beinahe kühl, trotzdem möchte man augenblicklich hineinspringen in den Swimmingpool. Es ruft förmlich „Splash!“ Heinz Stoewer malt Wasser so, dass man es geradezu spürt. Kühl und spritzig. Erfrischend. Die Bewegungen des Lichtes darauf, plastisch, lebendig, die sich auflösen, sobald man näher tritt um genau zu schauen. Ebenso plastisch, geradezu fotorealistisch, sind die Körper. Sie strahlen Hitze aus, die sich im Nass abkühlt. Und männliche Kraft, Energie. Es sind schöne Männerkörper, muskulös und braungebrannt. Die großformatigen Ausschnitte, die in der Sonne glänzen und deren Badehosen sich im Wasser spiegeln, sind gerade zurück von der Ausstellung „Männer“ in Gräfelfing. „Attraction Series“ heißt der Zyklus. Der männliche Körper – ein Sujet, dass in der Geschichte der Malerei eindeutig zu kurz gekommen ist, meint Heinz Stoewer. Dabei wollte er zuerst gar keine Menschen malen. Und tatsächlich zeichnet seine „Palm Springs Series“ gerade die Abwesendheit von Menschen aus.

Wasserverschwendung als ökologisches Desaster

Stoewer, selbst großer Architektur-Fan, hat sich seit Jahren in Palm Springs umgesehen. Ist in die Häuser „eingestiegen“, nicht als Dieb, sondern als Immobilieninteressent. Interessiert hat ihn aber die 50er-Jahre-Architektur, nicht die Immobilie. Er hat fotografiert, besonders die Pools. Fasziniert ebenso vom Leben der Menschen in der Wüste, die sich genau dort breit gemacht haben, wo es eben kein Wasser gibt. Stars und Sternchen. Golfer. Glücksspieler. Heute klafft die Schere zwischen arm und reich, und auch das Wasserproblem rückt verstärkt in den Fokus. Denn ausgerechnet dort, wo es kein Wasser gibt, wird es massenhaft verschwendet. In riesigen Golfplätzen beispielsweise, in unzähligen Pools. In Blumenrabatten, die inzwischen intelligenterweise „Wüstengärten“ gewichen sind. Um Wasser zu sparen.

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Heinz Stoewer vor Bildern seiner „Attraction Series“. Foto: Ines Wagner

Dem Teil seines Werkes, wo Stoewer mit Wasser und männlichen Körpern verschwenderisch umgeht, steht diese Wasserknappheit entgegen, und die Abwesendheit des Menschen. Er abstrahiert die Landschaft, fokussiert auf die Linien der Architektur. In Palm Springs ist die Wüste starker Protagonist. Die Wüste lässt die Farben der 50er-Jahre-Bauwerke leuchten. Der Himmel leuchtet und Dinge, die der Mensch sonst „gemacht“ hat, die von seiner Anwesendheit zeugen, leuchten und klagen zugleich an. Heinz Stoewer hat Brüche gelegt in die heile Welt des kalifornischen Sommers. Er widmet sich der Frage: „Was passiert mit dem Ort, wenn kein Wasser mehr da ist?“. Dabei reduziert er seine Bilder auf die klaren Aussagen von Formen und Farben. Architektur, Geometrie, Perspektive. Damit erzielt er große Wirkung.

Malerisch anspruchsvolle Bearbeitung der Themen

Mit beiden Themen „Palm Spring Series“ und „Attraction Series“ ist es dem Künstler gelungen, Wasser gänzlich konträr darzustellen. Abstrakt und konkret. Statisch, beinahe plakativ und quecksilbrig, lebendig. Beides eine Herausforderung. Ebenso wie die Bearbeitung des Sujets der Männerkörper.

Heinz Stoewer und Palm Springs

Zur Werkschau gehören auch Fotografien. Zuerst waren sie nur gedacht als Vorstudien zur Malerei. Dann aber wurde seine Liebe zur Architekturfotografie zur Obsession und hat nun Bestand neben der Malerei. Insbesondere seine schwarz-weiß-Fotografien berühmter Architektur-Gebäude, wie die von der Walt Disney Musical Hall in Los Angeles. Aber weil Heinz Stoewer nicht nur ein paar Monate im Jahr in Palm Springs wohnt, sondern den Rest des Jahres in Bad Tölz, fehlen auch Berge nicht in seiner Werkschau. Gipfel, von denen der Schnee taut. Wüste, Wasser. Berge, Schnee. Und Männerkörper. Das sind die Sujets, die den Künstler weiterhin beschäftigen. Neue, monumentalere Werke sind in Arbeit, die komplexere Geschichten erzählen. Solche, welche die „Imagination“ der Betrachter weiter anregen werden.

Die Werkschau „Imagination“ von Heinz Stoewer ist noch bis zum 21. August 2016 im Seeforum Rottach-Egern zu sehen. Die Finissage findet am Sonntag 17 Uhr statt.

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