Sozial-ökologische Transformation jetzt!
Professor Markus Vogt bei einer Podiumsdiskussion an der LMU München 2018. Foto: Petra Kurbjuhn
Webinar zu: Sozial-ökologische Transformation
Jetzt müssen die Weichen für die nächsten Jahrzehnte gestellt und die Investitionen in die richtige Richtung gelenkt werden. Das forderte Professor Markus Vogt bei einem Webinar, das Christians 4 Future in Folge der Überreichung des Bayernplans an Landtagspräsidentin Ilse Aigner organisiert hatten.
Ein Bündnis aus allen Bereichen der Gesellschaft, von Kirchen bis Fridays For Future, von Naturschutz bis Kultur hatte sich gegründet, um den „Bayernplan für eine sozial-ökologische Transformation” des Freistaates als Erstunterzeichner zu unterstützen. Motor dieses Papiers ist Jörg Alt vom Jesuitenorden in Nürnberg. Am 25. Juli übergaben Vertreter der Erstunterzeichner die Petition im Landtag an die Präsidentin. Auch KulturVision e.V. war dabei.
Lesetipp: Petition gestern an Ilse Aigner überreicht
Zu den Erstunterzeichnern gehörte auch die Organisation Christians 4 Future (CFF), die neben „Churches For Future“ die Transformation der Gesellschaft vorantreiben wollen.
Lesetipp: Churches for Future – Future for Churches?
„Wir sind stolz, ein Teil der Initiative zu sein“, sagte Georg Sauerwein von CFF, der zum Webinar mit Professor Markus Vogt, ebenfalls Erstunterzeichner des Bayernplans, eingeladen hatte.
Markus Vogt ist Professor für Christliche Sozialethik an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und befasst sich insbesondere mit dem Thema Nachhaltigkeit. In seinem Vortrag wies er zum einen darauf hin, dass den Kirchen jetzt eine besondere Aufgabe zukomme. „Es geht um einen Wertewandel und die Kirchen können dazu einen Kompass bereitstellen.“
Lesetipp: Zukunftskunst – ein Schlüsselbegriff für die Transformation?
Zum Bayernplan für eine soziale und ökologische Transformation stellte er fest, dass es mehrere Parallelinitiativen gebe, dass er aber deshalb hervorrage, weil er ein breites Bündnis unterschiedlicher Institutionen vereine.
„Die Forderungen sind breit angelegt“, sagte Markus Vogt. Er plädiere dafür, dass sie zugespitzt werden. Wir befänden uns in einer Zeit tiefer Einschnitte, eines Kulturwandels und dazu brauche es einen neuen Gesellschaftsvertrag.
Uwe Schneidewind (Präsident des Wuppertal Institutes für Klima, Umwelt, Energie), Heinrich Bedform-Strohm (Landesbischof und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland), Stefanie Wahl (Geschäftsführerin der Stiftung kulturelle Erneuerung) und Markus Vogt (v.l.) in der LMU München 2018. Foto: Petra Kurbjuhn
Der Wissenschaftler führte aus, dass seit dreißig Jahren ein Epochenbruch stattfinde. „Das gegenwärtige Modell des Wachstums ist zu Ende gekommen“, dies aber sei eine stille Revolution gewesen, die jetzt infolge Corona zu einer lauten geworden sei. Man spreche jetzt von einer Transformation zur Spätmoderne.
Hyperglobalisierung beschleunigte Corona-Ausbreitung
Schon am 3. Mai habe in diesem Jahr der Tag der Erdüberlastung stattgefunden, das heißt, an diesem tag waren für 2020 schon alle Ressourcen verbraucht. Ursache sei unser Lebensstil. Ob Corona auch eine Folge unseres Raubbaus an der Natur sei, könne nicht belegt werden, sicher aber sei, dass die Hyperglobalisierung die Ausbreitung beschleunigt habe. „Künftig werden wir mehr Pandemien haben“, prognostizierte Markus Vogt.
Fridays for Future 2019. Foto: Michaela Handrek-Rehle/Campact
Die Coronakrise habe aber andererseits gezeigt, dass eine gesellschaftliche Transformation möglich ist, wenn der Wille da ist. „Jetzt werden die Weichen gestellt mit gigantischen Investitionen“, sagte er und es gehe darum das Geld richtig anzulegen.
Bayern könne dabei eine entscheidende Vorbildwirkung haben. „Unser Konsum wird nachgeahmt und wir müssen Umkehr praktizieren“, forderte er. „Wir brauchen ein neues Wohlstandsmodell und müssen unsere Vorstellungen von einem gelingenden Leben ändern.“
Sinnstiftung und soziale Immunsysteme fördern
Dabei gehe es auch darum, Wirksamkeit und Widerstandsfähigkeit zu versöhnen. Die Gesellschaft müsse akzeptieren, dass Krisen zum Leben dazugehören und Resilienz entwickeln. Den Kirchen komme dabei eine besondere Verantwortung zu, denn zum einen brauche man Sinnstiftung und zum anderen müssten soziale Immunsysteme gefördert werden.
Als nächsten Schritt schlug der Wissenschaftler vor, einen Dialog zwischen den Beteiligten am Runden Tisch zu installieren. Dabei sollten die Forderungen des Bayernplanes konkretisiert und Prioritäten gesetzt werden. Zudem müssten Unterschriften gesammelt werden, um die notwendigen 24 000 für eine Petition zu sammeln.