Die Vereinigung von Kunst und Handwerk
Monika Häussler-Göschl inmitten ihrer „Objekte“. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
Wow, möchte man sagen, betritt man die aktuelle Ausstellung „Im Wandel – Textile Objekte“ in der Galerie im Autopavillon Steingraber in Holzkirchen. Da hängen, liegen und bewegen sich kompakte und filigrane textile Objekte und bestechen zunächst durch Farbe und Form. Der zweite Eindruck aber geht tiefer.
Vor einem Jahr, so erzählt Monika Häussler-Göschl, habe sie das Thema für die Ausstellung festgelegt: Im Wandel. Und eigentlich beschäftige sie dieses Thema schon sehr lange. Nun aber sei es hochaktuell. Die Aspekte des Wandels sowohl von den Zuständen her als auch von der Zeit her wolle sie mit ihren Arbeiten erfassen.
Textile Materialien
Die Künstlerin arbeitet ausschließlich mit textilen Materialien und Techniken, fast alle Arbeiten sind gestrickt, zum Teil mit der Hand, zum Teil mit der Maschine. Dabei, so erzählt sie, lote sie aus, was sie selbst machen und was das Material gern haben möchte. Oft wisse sie vorher nicht, was bei ihrem Schaffensprozess herauskomme.
bewegt strukturiert durchbrochen. Handgemachtes Seidenpapier mit Papiergarn, bedruckt, Laser cut. Foto: Petra Kurbjuhn
Drei Arbeiten auf der linken Seite der Galerie zeigen den Aspekt der Spannung, aber auch des Zusammenhalts im Prozess des Wandels. Monika Häussler-Göschl hat hier Gestricktes, dessen Fäden sie aber im Nachhinein abschnitt, mit feinem Seidenpapier verbunden. Aus gespannten Fäden wurden so lockere, die sich bewegen können und den Arbeiten eine Ungewissheit geben.
Ordnung in wirre Struktur
„Unerwartet“ nennt sie eine Arbeit aus Rosshaar, bei der sich das widerspenstige Material verselbständigt hat und der Mittelteil sich wellte. Dadurch kam in eine vorher wirre Struktur eine gewisse Ordnung, unbeabsichtigt, unerwartet.
unexpected/unerwartet. Wolle, Rosshaar mit Baumwolle, Viscose, Polyester, Elasthan, Digitaler Maschinenstrick mit Inlay. Foto: Petra Kurbjuhn
Etwas Neues kann auch durch Ärger entstehen, etwa wenn man in einem Zustand der Wut etwas zerknüllt, oder „crumbled“, zerknittert. Ein weiterer Aspekt des Wandels sind Hemmnisse. In einer sehr feinen gehäkelten Arbeit aus rot gefärbtem Rosshaar zeigt die Künstlerin, dass man manchmal zwei Schritte vor und einen zurückgehen muss, um den Wandel zu bewerkstelligen. Immer wieder habe sie hier mit einem neuen Haar ansetzen und eben zurückgreifen müssen, um vorwärts zu kommen. Veränderung ist eben nicht immer einfach.
change/Veränderung. Maschinenstrick manuell, auf Draht gefädelt, geklammert. Foto: Petra Kurbjuhn
Die auffallendsten Arbeiten der Präsentation sind maschinengestrickte Kompositionen, in denen Monika Häussler-Göschl zweiseitig gearbeitet hat. Auf der einen Seite verwendete sie die Farben des Sonnenuntergangs und auf der anderen die der blauen Stunde, die Strickteile lassen sich auseinanderziehen wie eine Ziehharmonika. Durch Verdrehen, Verknoten und Verschlingen entstehen die unterschiedlichen Objekte, die sich bei Luftzug bewegen.
Die Künstlerin erklärt ihre „Objekte“. Foto: Petra Kurbjuhn
Am Boden liegt eine große Arbeit in Blau, durch die sich ein Riss zieht. „Der Riss ist ein Symbol der Veränderung“, erklärt die Künstlerin. Zusätzlich zeigt sie durch die Farbabstufungen den Prozess der Wandlung auf, von hell nach dunkel oder umgekehrt, je nachdem wie der Betrachter es sieht.
Der Riss. Foto: Petra Kurbjuhn
Mit ihrer Arbeit „fragil“ schließt sich der Kreis, denn damit kehrt Monika Häussler-Göschl wieder zu ihrer ersten Technik, der Kombination von Strick mit Seidenpapier zurück.
Synthese von Kunst und Handwerk
Ausstellungskurator Horst Hermenau würdigte die Synthese von Kunst und Handwerk in den Arbeiten der Textilkünstlerin. Lange habe es eine Trennung zwischen den beiden Disziplinen gegeben und erst mit Bauhaus und Dadaismus sei eine Verschränkung erfolgt. Bei den Werken von Monika Häussler-Göschl gebe es keinen Unterschied mehr zwischen Kunst und Handwerk.
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