Prost & Prosa Volker Camehn

Prost & Prosa, Band 5: „Ich bin mit meinen Reimen im Reinen“

Der Lyriker Volker Camehn. Foto: Thomas Nowak

Interview mit Volker Camehn

Das Projekt Prost & Prosa des Otterfinger Lyrikers Volker Camehn feiert 5. Geburtstag. Und wieder, wie schon in den Jahren zuvor, veröffentlicht er auch heuer einen neuen Gedichtband, diesmal im September. „Lauschangriffe vom anderen Ende“ heißt sein neuestes Werk.

KulturVision aktuell hat schon in den neuen Band von Prost & Prosa reingelesen und befragte den Autor zu seinen Intentionen, Plänen und wie Corona seine Arbeit beeinflusst hat.

MH: Im letzten Jahr erschien Band 4 der Prost & Prosa – Reihe. Der Titel damals lautete „Ich erkläre euch den Krieg“. Welche Gedanken begleiten das neue Buch?

VC: Wie immer ist auch dieser Band eine Ansammlung von Texten, eine Chronik der letzten zwölf Monate. Dieser Rhythmus hat sich bei mir inzwischen so eingebürgert. Im Laufe des Jahres kommt einiges zusammen. Aber dennoch habe ich gespürt, dass es eine Zäsur gibt. Deshalb haben sich drei Teile ergeben.

Corona hat alles durcheinandergeworfen, Auftritte wurden abgesagt und so weiter. Bei mir spielt zudem die Musik eine immer größere Rolle, der ich in dem neuen Buch auch Rechnung tragen möchte. So gibt es darin auch ein Kapitel ausschließlich mit Songtexten.

Entschleunigung
Prost & Prosa. Foto: Thomas Nowak

Ganz bewusst habe ich allerdings das Kapitel „Vom Leben den Rest“ an den Anfang des Buches gestellt. Schließlich bleiben viele andere Themen neben Corona bestehen. Die Themen von gesellschaftlichen Zuständen und die Lust am Wort- und Silbenwitz sowie an Quatschgedichten will ich mir nicht verderben lassen.

Aber auch die tiefe Melancholie und mein gern gepflegter Fatalismus fordern regelmäßig ihren Raum. Deshalb ist auch dieses Kapitel das umfangreichste. Corona ist präsent, soll aber nicht alles überlagern. „Das Leben geht weiter, das tut es ja immer“ heißt es auch in einem Songtext.

MH: Im Januar dieses Jahres gab es im Holzkirchner FoolsTheater eine vielbeachtete Lesung mit Musik. Das Konzert mit den Icebirds im Schlossbräu Valley musste wegen Corona abgesagt werden. Welche musikalischen Pläne stehen an?

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VC: Die Arbeit mit Stefan Sandmaier im Projekt „Die Waagen“, unsere musisch-digitale Fernbeziehung haben mich sehr inspiriert. Inzwischen gibt es vier Songs plus Video auf YouTube – und wir haben uns zu keinem einzigen persönlich getroffen. Es lief alles über E-Mail und Telefon. Die Arbeit mit Stefan, der bei den Icebirds Gitarre spielt, war und ist irrwitzig-kreativ.


Volker Camehn und die Icebirds. Foto: privat

Unabhängig davon werde ich den musikalischen Teil meines Prost & Prosa – Programms verstärken und die Kombination von Text und Musik weiter auszubauen. Viele Texte lassen sich schön als Lieder präsentieren. Das kommt gut an, wie ja auch im FoolsTheater zu merken war. Ich spiele gerne Klavier und singe dazu, auch wenn ich weder Virtuose noch großer Sänger bin. Aber ich habe das Gefühl, ich treffe damit beim Publikum einen Nerv – ohne jedoch jemand damit auf den selbigen zu gehen.

MH: Und doch gibt es einen Corona-Teil im neuen Band von Prost & Prosa. Die Pandemie hat die Arbeit also schon beeinflusst.

VC: Logisch! Corona hat viel Merkwürdiges zutage gefördert. Das hat mir sehr zu denken gegeben. Klopapier war ausverkauft, aber Bier wurde nicht gebunkert. Was sagt das über uns aus? Plötzlich ist asozial das neue Soziale, ein Dienst an der Gemeinschaft. Stichwort: Abstand halten und Besuchs- und Partyverbote. Das habe ich auch entsprechend kommentiert. Besserwisserei und Blockwartmentalität waren wieder auf dem Vormarsch.

MH: Die Lust am Wortspiel ist aber geblieben…

VC: Unbedingt! Ich liebe es, Sprache zu kneten, auseinanderzufrickeln und zu formen und so kommt es eben auch zu Gedichten wie „Händewaschen“ und „Hygienestandards“ genauso wie zum Spott in „Verschwörungstheorie“. Ernster Hintergrund, schon klar. Aber derlei lässt sich mit Humor gern mal relativieren, einordnen und weiterspinnen. Also: Ich bin mit meinen Reimen im Reinen.

Camehn Cover

Volker Camehn: Post & Prosa, Band 5 „Lauschangriffe vom anderen Ende“, erschienen im Eigenverlagwird in der Holzkirchner Bücherecke, bei Kiosk Schaal in Otterfing und beim Autor (vcamehn@web.de) erhältlich sein.

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