Über Kraftorte und magische Energieplätze
Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn. Foto: Thomas Nowak
Sonntagskolumne
Was meinen Sie? Was sind für Menschen Kraftorte? Warum suchen und besuchen Menschen einen Energieplatz und wofür nutzen sie diesen? Ich habe anlässlich dieser Kolumne im Freundes- und Bekanntenkreis nachgefragt.
Viele der Befragten beschrieben einen Energie- und Kraftort als Stelle wo sie sich wohlfühlen, Kraft und Energie tanken, sich geborgen fühlen, Inspiration und Ideen finden, Ruhe finden u.v.m. Sie nützen solche Plätze auch um ins Gleichgewicht zu kommen, ihre Gedanken zu sortieren oder dem Lärm des Alltags zu entkommen.
Achtsamkeit
Durch einen Klinikaufenthalt vor etwa 8 Jahren kamen diese Begriffe erstmals bewusst in mein Leben, als ich bei der Reha an einem Achtsamkeitstraining teilnahm. Achtsamkeit ist eine besondere Form des menschlichen Bewußtseins, die verschiedene Körperübungen mit meditativen Elementen verbindet, wobei sich die innere Haltung verändern kann. Dies wiederum versetzt den Menschen in die Lage, ein bewußteres Leben zu führen, mit mehr Besonnen- und Gelassenheit.
Damals stand ich diesem Thema eher kritisch gegenüber.Diese Skepsis verging durch ein Schlüsselerlebnis, das ich bei einer Übung hatte. Sie lautete, alleine in den nahen Park zu gehen, sich einen kräftigen Baum auszusuchen und sich mit ihm intensiv zu beschäftigen und dabei zu beobachten was passiert. Wie spooky war das denn?…mein erster Gedanke.
Die Steindlallee in Holzkirchen. Foto: Thomas Nowak
Ich suchte mir trotz diverser Widerstände einen kräftigen, vital wirkenden, großen, alten Baum, der mir zusagte und begann zu experimentieren. Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Baum, hockte mich davor und schließlich umarmte ich ihn. Das war eine besondere Erfahrung, denn ich spürte, wie sich eine Ruhe im ganzen Körper ausbreitete. Außerdem spürte ich mehr Energie und Kraft in mir. Seither begleiten mich Themen wie Achtsamkeit, Verbundenheit mit der Natur, Kraftorte.
Ich nahm die Natur, meine Umgebung beim Joggen und Spaziergang, ganz anders, bewusster wahr. Und – ich wollte meinen Baum finden. Da kam mein erster Kraftplatz ins Spiel, unsere schöne Steindlallee. Dieser Ort hatte mich immer schon fasziniert. Die Allee mit dem freien Blick in die Berge. Das Gefühl der Weite und auch ein Aspekt von Freiheit, wenn ich dort entlang gehe oder mich auf eine der Bänke setze und einfach nur da sitze und zur Ruhe kommen kann. Nichts anderes tun als die Gegend anschauen und den Moment genießen.
Kraftorte: Steindlallee
Bei meinen regelmäßigen Spaziergängen dorthin testete ich meine Baumerfahrungen aus. Mal funktionierte die Kontaktaufnahme und ich spürte die Energie, sowie damals mit „meinem“ ersten Baum im Park, mal tat sich gar nichts.
Diese Übung habe ich irgendwann einmal mit meiner Tochter gemacht. Bei ihr tat sich umgehend etwas. Sie konnte noch mehr spüren als ich das tat und das bei zahlreichen Bäumen in der Steindlallee. Von außen bemerkte ich auch, dass sich bei ihr etwas im Inneren tat. Ein entspannterer Gesichtsausdruck, eine andere Sprache mit mir. Beeindruckend. Eine Freundin von mir konnte sogar die Energiestärke der einzelnen Bäume erspüren und wahrnehmen.
Kraftorte: Marienkircherl
Mit der Zeit suchte ich mir noch weitere Kraftorte. Das Marienkircherl in Sufferloh wurde ein weiterer Energieplatz für mich. Wenn ich mit dem Rad dorthin fahre, ist es immer ein besonderes Erlebnis. Ich fahre durch das Dorf und komme am Ortsende am Fuße des Hügels mit dem Marienkircherl an. Am Weiher halte ich an, um dann hoch zur Kapelle zu gehen. Oben angekommen lädt die Bank zum Verweilen ein oder ich gehe ein wenig herum und genieße die freie Aussicht. Für mich ein absoluter Kraftplatz.
Marienkircherl Sufferloh. Foto: Thomas Nowak
Ich finde, der Besuch von Kraft- und Energieorten, von magischen Plätzen oder einfach nur von schönen Plätzen in der Natur oder in Wohnorten gibt Gelegenheit zum Innehalten, zur Besinnung, zum Entspannen und zum Verbinden mit der Natur, von der wir immer noch und zum Glück ein Teil sind.
Bank unter einem Baum im Garten
Wir alle leben in der heutigen, meist schnelllebigen Welt häufig ausschließlich im Außen, sind gestresst im Beruf und Alltag. In den Städten ist es oft eng, der starke Verkehr auf den Straßen belastet uns durch Lärm, in Ballungsgebieten wird es durch die Beleuchtung kaum noch richtig dunkel. Daher drängen die Menschen immer stärker in die Natur und suchen sich beinahe unbewusst schöne Stellen für einen Spaziergang, zum Wandern, um Energie zu tanken oder um zur Ruhe zu kommen.
Energiespendende Plätze sind nicht nur Orte in der Natur. Es kann auch die Bank unter einem Baum im Garten sein, wie eine Bekannte berichtet. Das ist ihr Kraftplatz, nachdem ihr besonderer Baum „Das Lindl“ am Ortsrand von Weyarn irgendwann einmal vom Blitzschlag zerstört wurde. Seither ist für sie das Besondere an diesem Platz nicht mehr vorhanden.
Blick über den Kirchsee. Foto: Thomas Nowak
Für andere Menschen sind besondere Orte dort, wo es ausgefallene Steine gibt, Felsformationen, Quellen, das Meer oder Regionen mit einem oder mehreren Seen.
Kraftorte Kirch- und Tegernsee
Apropos Wasser, da fallen mir noch drei weitere Energieorte in unserer Region ein, die ich für mich entdeckt habe. Ich denke dabei an den Kirchsee, der, wenn nicht so viele Menschen und Schnaken dort sind, eine besondere Wirkung auf mich hat. Jedesmal wenn ich dorthin komme ist er anders. Die Wasserfarbe von schwarz über glitzernd und tiefblau, von spiegelglatter Oberfläche bis hin zu kleinen Wellen mit Schaumkronen – so zeigt er sich von vielen Seiten. Es tut dann so gut, auf einem der Stege oder am Ufer zu sitzen und einfach zu schauen, zu beobachten, den Moment zu genießen, zu staunen und zur Ruhe zu kommen.
Die Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn, oben auf dem Taubenberg ist ein toller Platz für diejenigen, die Stille mögen. Auf einem Plateau steht die Kapelle mit seiner sprudelnden und erfrischenden Quelle und einer Art Hochsitz etwas oberhalb.
Letztens war ich dort und obwohl ich nicht alleine war, war die Stille unvergleichlich. Ein spiritueller Ort, wie ich finde.
Am Tegernsee. Foto: Thomas Nowak
Den letzten Wasser-Kraftort, den ich hier erwähnen möchte, ist der Tegernsee. Dort habe ich so viele Plätze gefunden, die mich inspirieren, Kraft geben, erden oder die einfach nur schön und erholsam sind. Gerade auch, wenn man sich etwas abseits vom Trubel in die Bereiche oberhalb der Orte zurückzieht oder je nach Tageszeit oder Wochentag den ein oder anderen einsamen Platz am Seeufer findet.
Energieort in sich selbst
Es gibt unzählige schöne und inspirierende Plätze in unserer Region, es gibt aber auch magische Orte, die man sich selbst kreieren kann. Die Orte an denen man sich selbst wohlfühlt, ohne augenscheinliche Besonderheiten, ohne große Panoramen, einfach nur so. Weil ICH/MAN es so entscheidet oder empfindet.
Lesetipp: Lichtwandern – im Gespräch über die Schönheit
Der beste Kraftplatz ist man selbst, wenn man den Zugang zu sich hat. Damit schließt sich der Kreis. Die Kraftorte, so wie ich sie kennenlerne, können einen Impuls, eine Idee geben, einen Zugang kreieren, um den Energieort in sich zu finden.
Dann kann jeder von uns, unabhängig von Orten und Plätzen, Kraft und Energie bei und in sich finden und erfahren. Achtsamkeit aus sich selbst heraus.