Lieblingsplätze im Paradiesgarten
Die Lieblingsplätze waren am Ende der Veranstaltung ausverkauft. Foto: MZ
Neuerscheinung auf dem Buchmarkt
88 Lieblingsplätze haben Heike Hoffmann und Stefan Boes im Alpenvorland gefunden und in ihrem im Gmeiner Verlag erschienenen Buch beschrieben. Einige davon stellten sie jetzt launig und lebendig im Waitzinger Keller – Kulturzentrum Miesbach vor.
Nicht ein, sondern zwei oder drei Bücher hätten es werden müssen. Darin waren sich die beiden Autoren einig bei der Fülle an Entdeckenswertem in der Region zwischen Schlierach und Loisach. Schon dafür gebührt ihnen Dank, dass sie nicht nur die beiden getrennten Täler des Schliersees und Tegernsees miteinander verbanden, sondern auch das Tölzer Land bis hin zum Starnberger See in ihre Entdeckungsreise einbezogen.
Entstanden ist ein liebenswertes Buch, das Lust macht, die heimische Gegend noch besser kennenzulernen. Dabei war den Autoren wichtig, dass ihre Lieblingsplätze auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit Fahrrad erreichbar sind. Der nachhaltige Gedanke wird von ihnen auch bei der Auswahl der Gastronomie berücksichtigt. So ist der Boarhof in Holz von Maria und Markus Bogner ebenso enthalten wie der Hennererhof von Angelika Prem in Schliersee.
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Heike Hoffmann ist Historikerin, Fotografin und Autorin, die sich bereits mit mehreren Büchern als Kennerin von Genießerpfaden in Bayern und Italien bewiesen hat. Stefan Boes studierte ebenfalls Geschichte, dazu Philosophie und Neue Deutsche Literatur. Er ist bekannt als Herausgeber der 1989 gegründeten Zeitschrift KulturLand.
Es sei für ihn einfach gewesen, aus seinem Fundus kulturelle Lieblingsplätze auszuwählen und diese Heike Hoffmann für ihr geplantes Buch zu empfehlen, erzählte er. Dann aber wurde es ein Gemeinschaftswerk, in dem neben der Kultur die Natur, die Kulinarik und die Tradition ihren Platz gefunden haben. Zusätzlich fanden die Autoren Plätze, die sie für Familien für Ausflüge empfehlen, wie den am Schliersee gelegenen Naturspielplatz oder das Wasmeier-Museum.
Über Miesbach, wo Säckler Ferdinand Moser sein Traditionsgeschäft hat und der Waitzinger Keller als Kulturzentrum das Leben prägt, aber auch der Bauernmarkt am Donnerstag einen Besuch wert ist, geht es hinüber an den Tegernsee, an dem die meisten Lieblingsplätze verortet sind. Dazu gehören in kultureller Hinsicht natürlich das Kloster, das Gulbransson-Museum, das Musikfest Kreuth und die Gulbransson-Kirche. Die Autoren haben aber auch Galerien besucht, Wanderwege ausprobiert und weisen auf zahlreiche Restaurants hin.
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In ihrer Präsentation hoben sie insbesondere die Naturkäserei Kreuth hervor. „Es ist beeindruckend, was sie auf die Beine stellen“, lobt Heike Hoffmann mit ihrem Beitrag „A runde Sach“ und wies gleichzeitig auf das ökologische Bergsteigerdorf Kreuth hin. Von Kreuth geht es hinüber ins nächste Tal der Isar, aber dazwischen liegt noch Schaftlach. Stefan Boes empfiehlt einen Besuch der Heilig Kreuz Kirche mit dem Ottonischen Kruzifix aus dem Jahr 970.
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Im Tölzer Land gibt es kulturell eine Menge zu entdecken. Da sind Marionettentheater oder Thomas-Mann-Weg, Kalvarienberg oder Stadtmuseum in Bad Tölz. Kloster Benediktbeuern und das Franz-Marc-Museum in Kochel laden zum Besuch ein. Stefan Boes hob insbesondere das Museum Penzberg mit der Campendonck-Sammlung hervor. Die Verbindung von Bergarbeitertradition mit moderner Kunst sei hier durch den Zwillingsbau ein gelungenes Beispiel.
Er wies aber auch auf die Skulpturen von Hans Kastler in Eurasburg-Happerg hin als eine Symbiose von Kunst und Natur. Heike Hoffmann indes fand einen Lieblingsplatz auf dem Friedhof in Münsing-Holzhausen. „Eine lebensfrohe Ruhestätte“ ist ihr Beitrag überschrieben, denn, so erzählte sie, hier tummeln sich Bienen und Hummeln auf den vielen Blüten.
Wie eine Behausung des Hobbits indes mute ein anderer Platz an, sagte Stefan Boes und meint damit das Industriedenkmal Kalkofen zwischen Lenggries und Arzbach. Hier gibt es alljährlich eine große Kunstausstellung zu sehen.
Über Schloss Reutberg geht die Reise zurück in den Landkreis Miesbach und die Autoren würdigen ein paar Lieblingsplätze im nördlichen Landkreis, wie Holzkirchen mit seinem KULTUR im Oberbräu oder die Skulptur-Lichtung des Bildhauers TOBEL und das Orgelmuseum in Valley. Mit den Bildwerken von Ignaz Günther, die Protagonisten eines einfühlsamen Schauspiels seien, so Stefan Boes, schließt das Buch.
Es ist für Einheimische und Touristen gleichermaßen eine Einladung, auf Entdeckungsreise im eigenen oder Nachbartal zu gehen. Und vielleicht folgt ja wirklich ein zweiter Band mit den Lieblingsplätzen, die im vorliegenden Buch keinen Platz fanden. Dieses aber fand bei der Präsentation, die von Stafanie Polifka an der Harfe stimmungsvoll begleitet wurde, reißenden Absatz und noch lange mussten die beiden Autoren signieren.