Kultur im Oberbräusaal mit „Aglaia“ wieder zum Leben erweckt
„Aglaia“. Foto: Sebastian Urmel Saurle
Kinder-Musical in Holzkirchen
Die Kultur im Oberbräusaal ist wieder erwacht! Aus dem gut halbjährigen Corona-Schlaf geweckt hat ihn der Cantica Kinderchor: ganz sanft mit feinen, humorigen, bunten Klängen und Stimmen, die allerdings einen kräftigen Nachhall innehatten.
Dass „Aglaia – ein märchenhaftes Musical“ den ersten Takt nach der ungewollten Pause im Oberbräusaal setzen durfte, ist bemerkenswert: keine „großen“ Namen, Künstler oder Künstlerinnen, sondern die vielleicht kleinsten und jüngsten Kunstschaffenden füllten den ehrwürdigen, coronakonformen und ausverkauften Saal wieder mit Kultur. Die Zukunft eben, wenn man so will. Und doch ist die Inszenierung gleichzeitig ein generationenübergreifendes Projekt hinter, vor und auf der Bühne. Eine Art Generationen-Dialog auf Kulturebene.
Generationenübergreifende Kultur im Oberbräusaal. Foto: Sebastian Urmel Saurle
„Aglaia“ inspiriert den Generationendialog
In der Rolle der Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich im Publikum überwiegend die Eltern- und Großeltern-Generation, welche in Form des Applauses auch ins „Aktive“ wechseln konnten. Chorleiterinnen Kathrin Wende-Ehmer und Uschi Kerscher-Lubecki, sowie Pianistin Susanne Brunner und das ganze Team vom KULTUR im Oberbräu fungierten als Vermittlerinnen und Vermittler. Und die jüngste Generation komplementierte das Bild auf der Bühne in der Rolle derErzähler und Erzählerinnen. Welche durchaus was zu sagen hatten. Allerdings war der Inhalt des Erzählten nicht das, was das Publikum zwingend bewegte. Sondern auch oder gerade das „Wie“, die Art und Weise des Singens und Sprechens jeder/s einzelnen der 29 Protagonistinnen und Protagonisten. Hier war die Vielfalt des menschlichen Individuums sofort zu spüren. Und diese Einzigartigkeit in jener Vielfalt zeigen zu wollen und/oder zu können, gerade von Seiten eines Kindes, berührte nachhaltig. Aus diesem Blickwinkel gesehen, ergänzte der Plot des Stückes vielmehr den oben genannten Eindruck.
Die bunte Vielfalt auf der Bühne. Foto: Sebastian Urmel Saurle
Ein königlicher Hof ohne Kunst ist deprimierend
Die Geschichte, aus der Feder des Komponisten Andreas Hantke, kreist um eine Prinzessin namens „Aglaia“, welche aufgrund fehlender Kultur an ihrem Hofe in eine Depression fällt (Corona-Lockdown- Assoziationen sind durchaus erlaubt). Der königliche Vater will das natürlich nicht hinnehmen und ruft im ganzen Lande zu einem „Sing and Song“- Contest auf: Derjenige, der durch seine Darbietung die Prinzessin kuriert, bekommt sie als Ehefrau.
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Neben dieser doch recht konservativen Rahmenhandlung, liegt das Augenmerk jedoch auf dem Wettbewerb und dessen facettenreicher Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Hier ist Platz für „depressives, alternatives, meditatives, progressives, positives …“ Liedgut aus dem ganzen Märchenlande. Und alles ist, laut der königlichen Jury, immer irgendwie „ganz nett“. Das Vorgetragene wird demnach gehört und zunächst – allein durch dessen Vorhandensein – auch akzeptiert. Ein gutes Fundament für ein Miteinander. Ob dann zum Schluss der coole Rapper oder ein Barde der leisen Töne das Herz der Aristokratin aus der Melancholie hievt ist dabei unwichtig.
„Depressiv“ kann auch „ganz nett“ sein. Foto: Sebastian Urmel Saurle
Ein beglückendes, ermutigendes „Märchen“
Was einem bei „Aglaia“ im Kopf, in den Ohren und im Herzen bleibt, ist die vielfältige Ausdrucksweise der jungen KünstlerInnengeneration, hier in Form des Holzkirchner cantica Kinderchors. Dafür Voraussetzung ist natürlich die Existenz einer Bühne und Plattform sowie deren gewolltes Bespielen. Was letztlich auch von einem Publikum abhängt. Eines, das zuhört und zuschaut. Mit Neugier und Interesse. In diesem Sinne war „Aglaia“ für alle Beteiligten ein beglückendes, ermutigendes und sehr reales „Märchen“.
Die „Kultur“ ist wiedererwacht und lacht! Foto: Sebastian UrmelSaurle