Ein seltenes Duett
Fagottistin Michaela Špačková. Foto: Álfheiður Erla Guðmundsdóttir
Fagottkonzert im Barocksaal Tegernsee
Ein Duo junger talentierter Musikerinnen erfreute das Publikum der Konzertreihe „Podium für junge Solisten“ mit einem Fagottkonzert im Barocksaal Tegernsee. Fagottistin Michaela Špačková und Pianistin Betty Lee traten auf Einladung des „Freundeskreises für die Förderung junger Musiker e.V.“ auf.
Die junge Fagottistin Michaela Špačková koordiniert zurzeit ihr Masterstudium in Berlin mit einem einjährigen Erasmus-Jahr am Conservatoire de Paris. Sie ist Preisträgerin mehrerer internationaler Wettbewerbe. Unter anderem des Prager Frühlingswettbewerbs, des Carl-Maria von Weber Fagott-Wettbewerbs und des renommierten Schweizer Muri-Wettbewerbs. 2019 erhielt sie den Sonderpreis des „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V.“ im Rahmen des internationalen ARD-Wettbewerbs. Solistisch trat sie mit mehreren Orchestern auf, etwa mit den Tschechischen Philharmonikern, dem ORF-Orchester Wien und den Prager Symphonikern.
Die Pianistin Betty Lee studierte Klavier an der University of Auckland in Neuseeland und erspielte sich 1996 ihren Bachelor of Music mit „First Class Honours Degree“. Neben mehreren Wettbewerbserfolgen, wie zum Beispiel dem 1. Preis bei der „New Zealand National Concert Competition“, wurde sie 2019 in Moskau beim „Tschaikowsky-Wettbewerb“ als „Best Piano Accompanist“ ausgezeichnet. Beim internationalen ARD-Wettbewerb 2019 wurde sie zur offiziellen Klavierbegleiterin berufen.
Erkenntnis und Arbeit
Die Zeit des Lockdowns ohne Auftritte hat die beiden Musikerinnen auf die Idee gebracht, das dünne Repertoires für Fagott und Klavier zu erweitern. Werke für Cello eigneten sich wegen des ähnlichen Tonumfangs und Timbres. So schrieben sie einige davon für ihre Besetzung um. Es entstand ein abwechslungsreiches Programm aus Originalen und Transkriptionen.
Starke Interpretinnen
Erhaben, edel und stimmungsvoll erklang Bachs Präludium aus der Solo-Cello Suite C-Dur BWV 1009 im besonderen Fagott-Klang als Einleitung und Besinnung auf das Hören von Musik.
In ungewöhnlichen Klangfarben und dem traumwandlerischen Zusammenspiel beider Interpretinnen beeindruckte Brahms Sonate für Cello und Klavier e-Moll Op. 38. Die bebende Kraft ihres Holzblasinstruments lies Špačková im tiefen Register des 1. Satzes intensiv gesanglich erklingen, sensibel leichtfüßig den höheren Gesang der mittleren Sätze. Satt und gefühlvoll spielten sich Michaela Špačková und Betty Lee mit beiden Instrumenten in die Empathie des Allegro Schlusssatzes.
Lesetipp: Melodien für die Ewigkeit
Eines der seltenen Werke für diese Besetzung ist die 1921 in Algier entstandene Sonate Camille Saint-Säens für Fagott und Klavier in G-Dur op. 168. Ganz in ihrem Element beleuchteten Michaela Špačková und Betty Lee in hervorragendem Zusammenspiel treffend den Charakter eines elegischen Nachklangs auf die Belle Èpoque, mit Spaß und Augenzwinkern bis zum rauschenden kurzen Schluss.
Vor der berühmten Klavierfassung hatte Franz Liszt das Gedicht Freiligraths schon als Lied vertont. Auch die Version mit Fagott als Singstimme des „Liebestraum” Nr. 3 in As-Dur, verströmte die ihr innewohnenden Emotionen der Musik und der Verse „O lieb so lang du lieben kannst, so lang du lieben magst, die Stunde kommt, wo du an Gräbern stehst und klagst“.
Lesen Sie auch den Artikel zum ARD-Preisträger-Konzert: Musikalisches Freudenfest