Brückenmadonna

Die Brückenmadonna vermittelt Liebe und Hoffnung

„Brückenmadonna“ von Anton Ferstl. Foto: Rolf Merten

Die Geschichte der Brückenmadonna

Zum Neujahrstag wollen wir Ihnen eine Geschichte erzählen, die uns Rudi Hogger aus Otterfing übermittelt hat. Darin geht es um ein Kunstwerk des Penzberger Bildhauers Anton Ferstl. Es geht um Tradition und Moderne, in erster Linie aber geht es um Liebe und Hoffnung.

Rudi Hogger ist Vorsitzender des Eine-Welt-Vereins Holzkirchen-Otterfing und Kunstbegeisterter. Als wir vor Weihnachten bei ihm die Bilder von Ebou Fay Jassey ansehen durften, zeigte er uns auch eine kleine Replik, für die er eigens einen Holzsockel am Fenster gebaut hatte, eine sehr moderne Auffassung einer Madonnenfigur.

Er gab mir dazu einen Text von Rolf Merten aus Wolfratshausen, der die Geschichte und seine Gedanken zu dieser Skulptur verfasst hatte und es mir gestattete, sie verkürzt wiederzugeben.

Anton Ferstl schuf die Brückenmadonna

„,Maria mit Kind‘ wurde 1990 im Auftrag des Straßenbauamtes von dem Bildhauer und Steinmetz Anton Ferstl für die erneuerte Brücke auf der Staatsstraße 2070 über die Isar nahe der Stadt Wolfratshausen auf der Flur der Gemeinde Egling geschaffen und dort auf dem Brückengeländer in der Mitte der Brücke installiert und eingeweiht. Neben vielen Bewunderern dieser modernen Interpretation der Madonna gab es damals auch heftige Kritik von Menschen, die in dieser Darstellung eine „Strandmieze“ und eine „Dirne“ mit der „Missgeburt eines Kindes“ sahen. Die Ablehnung dieser Marienfigur ging so weit, dass sie zunächst von Unbekannten beschmiert und dann in die Isar gestoßen und dabei beschädigt wurde. Die deutsche und internationale Presse berichtete von den damaligen Vorgängen um die „Brückenmadonna“. Nachdem die Bronzefigur gehoben und restauriert wurde, einigte man sich darauf, dass sie einen weniger prominenten Platz bekommen sollte, um weiteren Ärger zu vermeiden, und stellte sie an der westlichen Seite der Brücke, nahe einer Hecke, die sie für Passanten heute fast unsichtbar macht, wieder auf.“

Brückenmadonna
„Maria mit Kind“. Foto: Rolf Merten

Dieser Ereignisse hätten ihn fassungslos gemacht, sagt Rolf Merten, und er habe ein Zeichen gegen Fanatismus, Gewalt und Intoleranz setzen und den zwischenzeitlich verstorbenen Künstler Anton Ferstl würdigen wollen. Mit der Zustimmung der Erbin und Unterstützung der Hofgießerei Hofmeister bot er die kleine Skulptur „Maria mit Kind“ zum Kauf an an. Am 4.September 2020 wurde nun die Brückenmadonna aus ihrem Exil wieder an ihren ursprünglich vorgesehenen Ort auf das Geländer in die Mitte der Brücke über die Isar zurückversetzt.

Liebe ist die Brücke

Rolf Merten, der bis 2017 Leiter des Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe Wolfratshausen war, schreibt: „Aufgabe der Eltern ist es, ihren Kindern die Bindung und den Halt zu geben, die sie benötigen, um ihr eigenes Leben in ihrer Zeit zu leben, und zugleich sie Stück für Stück freizugeben, damit sie, in ihrer Zeit, ihren Weg suchen und finden können. Wenn Gott diese Kraft der Liebe ist, dann ist Liebe die Brücke, welche die unterschiedlichen Welten in verschiedenen Zeiten verbindet. Dieser Vorstellung kann nach meiner Überzeugung auch ein nicht an einen jenseitigen Gott Glaubender, ein Atheist, zustimmen.“

Selbstbewusste junge Frau

Liebe erfordere aber auch Konfliktfähigkeit und Toleranz hinsichtlich der Andersartigkeit des Anderen. Traditionen zu pflegen sei ebenso wichtig, wie sie neu zu interpretieren. „Anton Ferstl hat für die Darstellung der Maria mit dem Jesuskind nicht die traditionelle Form gewählt, er hat sie aufgenommen und kreativ weiterentwickelt. Aus der traditionellen Madonna mit Kind wird die Brückenmadonna, eine selbstbewusste, liebende junge Frau mit ihrem Kind in der heutigen Zeit. Ich ahne die Zumutung, die vor 30 Jahren diese moderne Madonna für einige gläubige Menschen dargestellt hat. Ich verstehe nicht die Gewalttätigkeit in der damaligen Problemlösung. Gewalt ist keine Lösung, wenn es um Liebe geht.“

Tradition und Moderne

Und er schließt seine Gedanken mit: „In diesem Sinne verstehe ich diese künstlerisch so ausdrucksstarke kleine Skulptur „Maria mit Kind“, diese zeitgemäße Darstellung der Maria als eine Brücke von der Tradition in die Moderne. Eine Brücke, die durchaus kontroverse Gespräche auslösen mag, die auch dann in Toleranz und ohne Gewaltanwendung zu führen sind, wenn sie in einem Empfinden von Ohnmacht gegenüber der Andersartigkeit und Fremdheit anderer mündet. Es wäre ein Gewinn, wenn diese Maria auf der Brücke als Symbol der Liebe und als Brücke zwischen der Tradition und der Moderne in der Geschichte der Marientradition verstanden würde.“

Die Bronzeskulptur „Maria mit Kind“ misst etwa 20.5 cm (mit Sockel etwa 23 cm). Über rolf_merten@yahoo.de ist sie für einen Preis von 490,- € brutto zu beziehen

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