„Alpgeister“ beim Filmfestival in Bozen ausgezeichnet
Walter Steffen nimmt den Preis in Form einer Skulptur entgegen. Foto: Maren Martell
Filmtipp von KulturVision
Der bekannte Filmemacher Walter Steffen erhielt jetzt für seinen Erfolgsfilm ALPGEISTER den Spezialpreis „Dolomiten UNESCO Welterbe“ des renommierten internationalen Filmfestivals in Bozen. Coronabedingt kam der Preis, eine Holzskulptur, per Post nach Seeshaupt. Den Film gibt es als DVD bei OLAtv.de.
„Als diese schwere Kiste mit der Spedition geliefert wurde, wusste ich zunächst gar nicht, was da drin ist. Umso schöner war es dann, diese schöne Skulptur zu sehen, die aus einer alten Baumwurzel aus den Dolomiten gestaltet wurde. Ich finde, das ist eine sehr passende Preis-Skulptur für unseren Film „Alpgeister“, die ihren besonderen Platz bekommen wird,“ freut sich Walter Steffen.
Die Jury begründet ihre Entscheidung für den erfolgreichsten Dokumentarfilm in den bayerischen Kinos im Jahr 2019/20 so: „Von den nominierten Filmen hat „Alpgeister“ am eindrücklichsten die Bewertungskriterien erfüllt. „Alpgeister“ führt den Zuseher in eine Zeit, in der die Menschen davon überzeugt waren, dass es zwischen Himmel und Erde mehr gab, als das, was sie sehen und anfassen konnten und zeigt auf, wie stark die Menschen einst mit der Natur, mit ihrer Beseeltheit und ihren Geistern verbunden waren.“
Untersberg. Foto: Walter Steffen
Der eineinhalbstündige Film ist eine Melange aus wunderschönen Landschafts- und Naturaufnahmen, gekoppelt mit Interviews von Menschen, die die alten Traditionen pflegen und sagenhafte Geschichten zu erzählen haben sowie Spielszenen, in denen die Legenden nachempfunden sind. Vom Untersberg in Berchtesgaden bis hin nach Füssen im Allgäu hat Autor und Regisseur Walter Steffen Plätze und Menschen aufgesucht, die das Geheimnisvolle noch heute in sich tragen.
So ist der Tenor ein Zitat von Albert Einstein: „Das Schönste, das wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“ Mit Bärbel Bentele fand er eine der weisen Frauen, die früher verehrt, später als Hexen verbrannt und heute wieder mit ihren Erfahrungen gefragt sind. Sie ist die Klammer im Film und teilt ihr spirituelles Wissen in klaren Worten und anhand des Jahreskreislaufs mit den Zuschauern.
Sozialpädagoge Rainer Limpöck. Foto: Walter Steffen
Das, was so manchem Berggeher widerfährt, wird im Film ausgesprochen und sichtbar gemacht. Berge sind heilige Orte. Hier kann der Mensch Resonanz erfahren. Und die Altvorderen haben noch die Verbindung von Bergen und Überlieferungen hergestellt. Damit dies nicht völlig in der modernen Welt verlorengeht, bewahren Menschen das alte Wissen und sie erzählen davon. Da ist der Pfarrer, der Architekt ebenso wie die Ärztin, die Gästeführerin, der Sozialpädagoge, die Rechtsanwältin neben Hirten und Künstlern, Schauspielerinnen und anderen Professionen. Sie alle haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Überlieferungen der Heimat, Sagen und Legenden, die von der Kraft der Natur und dem Geheimnisvollen zeugen, am Leben zu halten.
Von bösen Geistern und Schutzengeln
Wenn die Kamera über die Berggipfel wandert, Nebelschwaden aufziehen, in der Dunkelheit Lichter auftauchen, erahnt die Betrachterin, dass es hinter dem, was sichtbar ist, noch etwas anderes geben kann. So erzählt ein Almhirte, dass er einen Kreis um seine Alm ziehe, um böse Geister abzuhalten und dass er den guten etwas zu essen hinstelle. Dann habe er seine Ruhe. Und der Musiker Wolfgang Ramadan zeigt ein selbst gedrehtes Video, in dem er seinen Schutzengel sieht, der ihn am Herzogstand vor dem Absturz bewahrte.
Wie das Steinöl entstand
Aber der Film vermittelt darüber hinaus eine Menge Wissenswertes. So die Legende von der Steindlalm an der Kampenwand, wo gotteslästernde Burschen in Steine verwandelt wurden. Oder dass das Jodeln eigentlich eine Anrufung der Frau Holle ist. Oder dass das Steinöl, für Wundbehandlung hilfreich, aus dem Blut zweier kämpfender Riesen stammt. Man erfährt die Hintergründe der weißen Frau ebenso wie die der wilden Jagd. Dazu streut Walter Steffen immer wieder Spielszenen ein, in denen die Sagen dargestellt werden. Ein reizvoller Regieeinfall ist es auch, dass er Bildnisse in Bewegung setzt, wie in der Kirche der Heiligen Magnus in Füssen, wo der Heilige die bösen Geister vertreibt.
Mystische Sonne. Foto: Walter Steffen
Der Film endet mit ähnlich mystischen Bildern wie zu Beginn, der Kreis schließt sich und Bärbel Bentele konstatiert: „Das Alte geht, das Neue kommt. Unordnung muss sein, damit Neues entstehen kann.“ Die Zuschauerin bleibt inspiriert zurück, angetan von den wunderschönen Landschaftsaufnahmen und versehen mit der Ahnung vom Geheimnisvollen.