„Karneval der Tiere“: Musik, Wort und Papier

Johannes Volkmann und Pferde oder Füchse?. Foto: BR

Filmtipp von KulturVision

Der Film „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns, eine Gemeinschaftsproduktion des Münchner Rundfunkorchesters und Johannes Volkmann, Leiter des Papiertheaters Nürnberg, verbindet kongenial Musik, Erzählung und überraschende poetische Effekte mit Papier.

Eigentlich hätte der Nürnberger Künstler im Juli vergangenen Jahres die Abschlussveranstaltung des 4. Zyklus „anders wachsen“ gestalten sollen. Als ich ihm bekümmert coronabedingt absagen musste, war er weniger betrübt als ich, da intensiv mit dem „Karneval der Tiere“ und dem BR-Film beschäftigt.

Nun ist der Film fertig, hatte am Sonntag Premiere im BR-Fernsehen und ist jetzt in der Mediathek zu sehen, eine 42minütige Fassung des musikalischen Klassikers in neuer Verpackung. BR-Autorin Uta Sailer und Johannes Volkmann ergänzten die 14 Einzelsätze der programmatischen Suite mit Geschichten. Als dritter Protagonist tritt das Papier in Erscheinung, von Johannes Volkmann in gewohnt überraschender Weise geschnitten, gefalzt, bewegt.

Königin der Musik

Marie Jacquot, mit einer Papierkrone auf der Stirn, dirigiert das Münchner Rundfunkorchester und stellt nicht nur die einzelnen Instrumente, sondern auch sich als Königin der Musik vor und fragt: „Wer ist der König der Tiere?“ Das weiß natürlich jeder und so kommt der erste Satz, dem Löwen gewidmet, sehr majestätisch daher. Hahn und Henne sind dann eher gackernd und pickend unterwegs.
Wenn das Papier seinen Part übernimmt, erscheint zunächst eine große Papierwand, aus der Johannes Volkmann Fenster und Formen ausschneidet, so drei Figuren, die Pferden ähneln, oder Füchsen, fragt er. Und die Zuschauerinnen und Zuschauer erfahren en passant eine Menge über schnelle Tiere und auch dass der Mensch schnell ist, weil er nämlich dem Glück hinterherjage.

Konferenz der Tiere
Marie Jaquot und das Känguru. Foto: BR

Aber auch Musik mache glücklich verrät Marie Jaquot, während die flinken Hände der beiden Pianistinnen schnelle Tiere nachahmen, die über Berge und Täler eilen. Und schon hat Johannes Volkmann zwei Schildkröten ausgeschnitten. Sie streiten sich, wem die folgende Melodie gehöre. Camille Saint-Saëns hat sie nämlich bei Jaques Offenbach abgeschaut. Bei ihm war es der bekannte Cancan, bei Saint-Saëns wird die Melodie, jetzt ganz ruhig, der Schildkröte zugewiesen und man muss schon gut hinhören, um sie zu erkennen.

Klänge, Worte und Papierkunst

Und so geht es weiter, die Musik von „Karneval der Tiere“ wird ergänzt durch Geschichten und Darstellungen. Damit werden die Eigenschaften der Tiere in unterschiedlicher Weise erfasst, durch Klänge, Worte und die Poesie der Papierkunst. Der Elefant, das Känguru, der Esel, der Kuckuck, der Schwan, sie alle werden lebendig. Erwachsene und Kinder erleben die porträtierten Tiere in allen Facetten.

Konferenz der Tiere
Geigen mit Ohren. Foto: BR

Die Mitglieder des Münchner Rundfunkorchesters unter der Leitung von Marie Jacquot, die immer wieder auch in die Rolle der Erzählerin schlüpft, haben offensichtlich Freude daran, auch einmal mit Eselsohren zu spielen. Und der Schlagzeuger macht Johannes Volkmann nach, der beim Stück „Fossilien“ mit dem Stethoskop die Noten abhört.

Eigenschaften der Tiere

Mit einer melancholischen, dem Schwan gewidmeten Melodie, gespielt von der Cellistin, geht der Karneval dem Ende zu, aber beim großen Finale, angestimmt von der Piccoloflöte, versammeln sich noch einmal die Tiere, auch wenn sie nur aus Papier sind und ein Papiervogel flattert über das Orchester. Der Reiz der Inszenierung unter der Regie von Hans Hadulla besteht zum einen aus der Kopplung von Musik und Erzählung, zum anderen aber auch aus der Formensprache des Papiertheaters, die Kindern die Eigenschaften der Tiere und ihrem Leben in sehr poetischer, stiller Weise näherbringt.

Konferenz der Tiere
Uta Sailer und Johannes Volkmann. Foto: BR

Ganz am Ende haben Uta Sailer und Johannes Volkmann noch eine Botschaft für die kleinen und großen Filmbesucher parat. Und im Laufe der nächsten Wochen werden nach und nach auf der Web-Seite des Rundfunkorchesters die 14 Clips zum „Karneval der Tiere“ zu sehen sein. Jedes Tier wurde zu einem kleinem Musik-Papiertheater-Clip verwandelt, die man dann auch für schulische Zwecke verwenden kann.

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