„Zwei ist eine gute Zahl“: Drama am Kirchsee
Zwei ist eine gute Zahl: Szene mit Andrej und Nadja am Kirchsee. Foto: Holger Borggrefe
Filmvorschau der Redaktion
Eine Frau, drei Männer und ein Hund treffen in einem Bootshaus am Kirchsee aufeinander. Es entwickelt sich eine Geschichte zwischenmenschlicher Dynamik. Das feine Kammerspiel soll im März Festivalpremiere feiern. Wir durften den Film schon sehen und mit dem Hauptdarsteller sprechen.
Es sind die großen Themen des Lebens, die der Film aufgreift. Es geht um Liebe und Vertrauen, um Geld und Macht, um Ehrlichkeit und Treue, Schuld und Verrat. Das junge Filmteam aus Bayern hat um Jahr 2019 einen Low Budget Film gedreht, der durch seine Erzählweise besticht.
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Es beginnt mit einem Blick auf flirrendes Wasser und einem Mann im Rollstuhl. Andrej, gespielt von Philip Dechamps, ist die Hauptperson dieser Geschichte, bei der nicht nur das Wasser des Kirchsees, sondern auch ein traumatisierter Hund wichtige Rollen spielen. Er erleidet in den ersten Minuten einen epileptischen Anfall, bei dem bruchstückhafte Erinnerungen auftauchen. Diese Rückblenden wechseln sich mit dem aktuellen Geschehen ab und formen sich langsam zu einem Bild, bei dem aber die Betrachterin mitraten darf.
Beziehung und Geld
Offensichtlich erlitt Andrej beim Klippenspringen mit seinen Freunden Nadja (Sonka Vogt) und Claudius (Tim Borys) einen Unfall und ist seitdem querschnittsgelähmt. Die Dynamik der Menage a trois der drei jungen Protagonisten steht ebenso im Zentrum des Geschehens wie der berufliche Ehrgeiz der beiden Männer. Andrej hatte wohl eine bahnbrechende neue Idee, um aus Abwasser Trinkwasser zu generieren, die er mit seinem Freund Claudius und seinem ehemaligen Chemielehrer Joseph (Holger Daemgen) umsetzen will. Die drei laborieren gemeinsam.
Filmteam: Stefan Hering, Holger Borggrefe, Philip Dechamps, Sonka Vogt, Tim Borys (v.l.). Foto: Holger Borggrefe
Holger Borggrefe und Elena Jansen haben eine Geschichte geschrieben, die sich langsam zu einem Ganzen verdichtet und doch einiges offenhält. Von dieser Spannung lebt der Film unter der Regie von Holger Borggrefe und Stefan Hering. Durch das intensive Spiel der Protagonisten entwickelt sich in stiller, ruhiger Kameraführung eine subversive Dramatik. In Großaufnahmen der Gesichter spiegeln sich die inneren Prozesse, undurchsichtige Motive ebenso wie Gedanken, die zur Handlung führen.
Zwei ist doch eine gute Zahl
„Zwei ist doch eine gute Zahl“, sagt Nadja zu Andrej, man solle sich nicht immer nur auf eine Person konzentrieren. Aber was entspinnt sich da zu dritt? In der Vergangenheit schien es gut zu funktionieren, wie die Bilder vom fröhlichen Feiern zeigen. Aber war da wirklich alles in Ordnung? Und wer hatte nun genau die Idee mit der chemischen Formel? Und warum ist der Hund Toni so aggressiv?
Mit wem telefoniert Nadja? Foto: Holger Borggrefe
Das eindrucksvolle Spiel von Philip Dechamps steht im Mittelpunkt des Films. Der Münchner Schauspieler spielte am Residenztheater und hat hier seine erste Hauptrolle in einem Film. Im Theater, so erzählt er mir, habe er die Chance frei mit den Inhalten zu spielen, im Film und Fernsehen habe er bisher kleinere Rollen gespielt und vor der Kamera bleibe von dieser Freiheit etwas auf der Strecke. Bei diesem Projekt aber habe er in die Tiefe gehen können. Das habe ihn interessiert und so habe er es als Hochschulprojekt gesehen und gern zugesagt. Zudem seien die Dreharbeiten im Spätherbst 2019 am Kirchsee sehr schön gewesen. „Das hat mich gekickt“, sagt er.
Philip Dechamps. Foto: Mirjam Knieckriem
Er habe den fertigen Film noch nicht gesehen, da er in laufenden Theaterprojekten stecke. Vorgesehen ist, dass die Welturaufführung als Festivalpremiere beim Snowdance-Festival in Landsberg (20.-28.3.21) und bei den Internationalen Grenzland-Filmtagen Selb (8.-11.4.21) stattfindet. Sobald Kinos wieder öffnen dürfen, würde Philip Dechamps auch mit dem Filmteam nach Holzkirchen ins Foolskino kommen, verspricht er.