Archivführer

Archivführer Miesbach führt Vergangenes in die Zukunft

Familienstandsbögen. Foto: Florian Bachmeier

Archivführer der Stadt Miesbach erschienen

Mit dem kürzlich erschienenen Archivführer hat Barbara Wank ein umfassendes Kompendium geschaffen, das die Bedeutung des Miesbacher Stadtarchivs bezeugt. Es ist nicht nur eine Sammlung von Zeitdokumenten, sondern auch für die Gegenwart von großem Wert.

Das im Rathaus der Kreisstadt beheimatete Stadtarchiv ist „das Gedächtnis der Stadt“ und führt „Vergangenes in die Zukunft“, schreibt Barbara Wank. Es diene als Informations- und Dokumentationszentrum, das die Entwicklung der Stadt Miesbach in vielerlei Hinsicht beinhalte und widerspiegle. Das Archivgut umfasst rund 350 laufende Meter.

Schriftgut für Öffentlichkeit zugänglich

Die Stadtarchivarin betont, dass die kommunale Einrichtung das vorhandene Schriftgut aufbewahre, erschließe und zur Verfügung stelle. Dass aber andererseits das Archiv auch eine wissenschaftliche und kulturelle Einrichtung sei, die das Archivgut nach gesetzlichen Richtlinien der Öffentlichkeit zugänglich mache.

Barbara Wank Arcivarin Barbara Wank. Foto: Isabella Krobisch

Insbesondere sei das Archiv eine aussagekräftige Quelle für die Ahnenforschung der Bürgerinnen und Bürger in Miesbach, erklärte Barbara Wank bei der Vorstellung der Broschüre. „Die Familienstandsbögen und Personenstandsunterlagen werden besonders häufig nachgefragt.“

Der Archivführer startet mit einem Streifzug durch die Geschichte des Stadtarchivs, das unter Bürgermeister Johann Baptist Wallach das erste Mal konkret erwähnt wird, obwohl die Geschichte Miesbachs als Marktgemeinde bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Unter Bürgermeister Hans Schuhbeck begann die Professionalisierung des Stadtarchivs. Betraut damit war Marin Fischhaber, späterer Leiter des Kulturamtes, der die EDV-gestützte Erschließung des Archivgutes einführte.

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Johann B. Wallach. Foto: Stadtarchiv Miesbach

Seit 2009 betreut die Volkskundlerin Barbara Wank das Stadtarchiv. Neben kleineren Sammlungen und dem Privatarchiv des Fotografen Georg Pöltl kam 2017 auf Betreiben von Bürgermeisterin Ingrid Pongratz und Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch die Christian-Schad-Richter-Sammlung als Neuzugang ins Archiv. Der bedeutende Vertreter der Neuen Sachlichkeit Christian Schad fand über die Sammlung des Ehepaar Richter so seinen Platz in seiner Geburtsstadt.

Publikationen und Ausstellungen

In den vergangenen 40 Jahren gab das Stadtarchiv gemeinsam mit dem Kulturamt zahlreiche Publikationen heraus und initiierte Ausstellungen zur Miesbacher Stadtgeschichte, ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Bildungsarbeit. Ein eigenständiges Projekt sind die Miesbacher Hefte, die gemeinsam mit dem Gymnasium Miesbach herausgegeben wurden.

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Nach den rechtlichen Bedingungen und Informationen zur Benutzung ist der Hauptteil des neuen Archivführers ausgewählten Kostbarkeiten des Stadtarchivs gewidmet. Reich bebildert kann sich der Leser über geschichtliche Zeugnisse informieren, so dem Stiftbuch der Herren von Waldeck aus dem Jahre 1510, der Feuerlöschordnung aus dem Jahr 1792 oder den Ortspolizeilichen Vorschriften aus dem Jahr 1873.

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Meldekartei der Gemeinden Wies und Parsberg, die 1978 eingemeindet wurden. Foto: Florian Bachmeier

Ein besonders wichtiges Dokument ist das Telegramm vom 10. Mai 1918 von der Königlichen Regierung von Oberbayern mit der knappen Mitteilung seiner Majestät des Königs zur Stadterhebung Miesbachs. „Eine Urkunde, die diese Auszeichnung bezeugt, ist nicht überliefert“, heißt es in der Beschreibung des Dokuments.

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Namensliste verstorbener Personen. Foto: Florian Bachmeier

Historisch bedeutsam auch die Bekanntmachung der Militärregierung Deutschland am 5. Mai 1945 zur Ablieferung von Schusswaffen, Munition, Waffen, Brieftauben und Funksendegeräten. Dazu heißt es: „Miesbach wurde fast ohne Widerstand am 2. Mai 1945 an die amerikanischen Streitkräfte übergeben.“ Die Suchliste verstorbener Personen (1946) enthält eine Auflistung von Zwangsarbeitern und ihrer verstorbenen Kinder, die während des Zweiten Weltkriegs in Miesbach verstorben sind.

Familienforschung und Erbenermittlung

Für Miesbacher Bürgerinnen und Bürger, die Ahnenforschung betreiben, sind insbesondere die „Familienstandsbögen mit Bürgerrecht, mit Heimatrecht und Meldebögen, 1876-1915“ interessant. Neben den Personenstandsunterlagen des Standesamtes seien diese Dokumente eine große Quellengruppe für Familienforschung und Erbenermittlung, schreibt Barbara Wank.

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Technische Zeichnung einer Dampfmaschine von Franz Brandl. Foto: Florian Bachmeier

Aber das Stadtarchiv beherbergt auch technische Unterlagen, so eine Zeichnung von Franz Brandl von der Bergschule Miesbach aus dem Jahre 1883 eines Tiefbohrapparates und einer Dampfmaschine (1982).

Fotografie von Georg Pöltl und Kunst von Christian Schad

Einen wichtigen Raum nimmt die Sammlung mit den Glasnegativen von Georg Pöltl, einem visuellen Chronisten seiner Zeit, ein. Er eröffnete im Jahr 1900 ein Fotoatelier, war zudem Stadtrat bis 1933 und Mitglied von Vereinen. Die Sammlung enthält 568 Negative, darunter viele Porträt- und Gruppenaufnahmen, wobei aber Angaben zu Personen und Datum fehlen.

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Die Broschüre schließt kulturell mit einigen Exponaten aus dem Christian-Schad-Archiv-Richter. Die Edition G.A. Richter verlegte grafische Werke Christian Schads und sorgte für die Wiederentdeckung des Künstlers. Das Archiv wurde vor drei Jahren im Miesbacher Rathaus als Bestandteil des Stadtarchivs eröffnet.

Der Archivführer ist zu einem Preis von 7,80 € im Kulturamt im Waitzinger Keller erhältlich. Da das Büro coronabedingt geschlossen hat, wird bei Interesse um eine Mitteilung an ticket@waitzinger-keller.de unter Angabe der Telefonnummer gebeten. Dann melden sich die Mitarbeiter bei der betreffenden Person zwecks Übergabe oder Zusendung per Post.

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