Bang !Wouw! Mazooka!

Henning Wagenbreth im Olaf Gulbransson Museum: Experimentelles Projekt – Illustrationssystem „tobot“. Foto: Ines Wagner

Ausstellung und Lesung im Olaf Gulbransson Museum Tegernsee

Henning Wagenbreth, multitalentierter Illustrator, Zeichner, Gestalter und Musiker, flutet das Olaf Gulbransson Museum mit farbenfrohen, großformatigen und kleinteiligen Bildergeschichtenwelten samt Tobot-Installation. Kommt und seht und staunt!

Als „die erste allgemeine Verunsicherung“ im Olaf Gulbransson Museum bezeichnete Prof. Bernhard Maaz, Gerneraldirektor der Bayrischen Staatsgemäldesammlungen, die Ausstellung Henning Wagenbreths bei der Vernissage am Sonntag. Das Olaf Gulbransson Museum „goes young“, das ist offensichtlich. Es will auch die nächste und die übernächste Generation abholen und vielleicht sogar dauerhaft an das Museum binden. Dass hier etwas ganz Neues im Museum passiert, sieht man auf den ersten Blick. Und ist auch überwältigt auf den ersten Blick. Auf den zweiten und dritten auch noch! Hier hat ein unermüdlicher kreativer Geist gewirkt, der Spass an Wortwitz und Ironie hat, und immer wieder neue Wege beschreitet, um die Möglichkeiten der Grafik und Illustration, auch die Grenzen der Techniken, auszuloten. Man betritt mit der Ausstellung Henning Wagenbreths ein Spielfeld, ein Experimentierfeld.

Ausstellung knüpft an Olaf Gulbranssons Humor an

Damit passiert zwar in den bekannten Räumen etwas Neues und vollkommen Anderes, dass sich aber dennoch ganz im Geiste der Tradition und Kunst Olaf Gulbranssons bewegt. Vor allem in der von dem norwegischen Künstler selbst hoch gehobenen Humorquote. Dass es so bunt und so wild ist, ist Teil der Verunsicherung.

Henning Wagenbreth Plakat: Frühstück im Freien
Henning Wagenbreth: Plakat „Frühstück im Freien“ (Ausschnitt) . Repro: Ines Wagner

Wagenbreths Bilderkosmos wird von zahlreichen, teils robot- und zombiemäßigen Wesen bevölkert. Sie beleben die Plakate, Buchcover, Briefmarken, Comics und Bilder in immer wieder verschachtelten Räumen, gleich Kuriositätenkabinetten, und sind zugleich intellektueller, kultureller und ironischer Spiegel unserer Zeit. Wagenbreths Kunst ist brückenschlagend zwischen den Generationen, ist vielfältig, bunt, anstiftend, mitreißend, grotesk, herausfordernd… und vor allem: in keine Schublade zu stecken. Seine Werke hängen weltweit und Museen und Ausstellungen und sind vielfach prämiert worden.

Henning Wagenbreths Humor

Bei einem so ungewöhnlichen Œuvre ist es nicht weiter verwunderlich, dass sich auch die Vernissage keinem gewöhnlichen Rahmen beugte. Henning Wagenbreth hatte seine Mandoline im Gepäck und zwei Mitstreiter: Sophia Martineck mit Akkordzither und Friedemann Bochow samt Michelsonne Piano. Als Trio „MAZOOKA“ unterhielten sie die Ausstellungsgäste mit höchst eigenwilliger Musik. Die wirkte ebenso wie die Grafiken als Grenzgänger zwischen Ironie und Ernst, Western Saloon und Comic, Spieluhr und Ragtime mit einer fröhlich-unkonventionellen Dynamik.

Niels Beintker (BR) erklärt das „Wagenbreth-ABC“, dazu Musik von „MAZOOKA“: Henning Wagenbreth Sophia Martineck, Friedemann Bochow (v.l.).
Niels Beintker (BR) erklärt das „Wagenbreth-ABC“, dazu Musik von „MAZOOKA“: Henning Wagenbreth, Sophia Martineck, Friedemann Bochow (v.l.). Foto: Ines Wagner

Niels Beintker vom BR führte durch das illustrierte „Wagenbreth-ABC“. Von A wie „Asphalt-Haiku“ über H wie „Honky Zombie Tonk“, J wie „Jazzfest Berlin“ bis Z wie „Zufall“. Wagenbreths Einfällen scheinen quasi keine Grenzen gesetzt, er bedient sich eines schier unendlichen Universums von Inspirationen.

MAZOOKA! – Musik und Lesung

Im Rahmen der Tegernseer Woche gab es, ebenfalls musikalisch durchsetzt von „MAZOOKA“-Musik, eine Lesung mit Bildprojektionen aus dem Buch „Der Pirat und der Apotheker“ von Robert Louis Stevenson. Henning Wagenbreth hatte die im Deutschen unveröffentlichte Geschichte entdeckt und daran Feuer gefangen. Schließlich übersetzte und illustrierte er sie fulminant.

Henning Wagenbreth „Der Pirat und der Apotheker“, Buchplakat zur Lesung.
Henning Wagenbreth: „Der Pirat und der Apotheker“, Buchplakat zur Lesung. Foto: Ines Wagner

Seine Projekte sind so bunt, ausgefallen und vielfältig wie seine Neugier und seine Lust an immer neuen Herausforderungen. Weltweit ist er gefragt für Zusammenarbeiten mit Presse, Verlagen, Galerien und Theater. An der Universität der Künste Berlin unterrichtet der Künstler als Professor für Illustration. Die Ausstellung in Tegernsee zeigt die ganze Bandbreite seines künstlerischen Schaffens. Plakate, Bücher, Briefmarken in verschiedensten Techniken: Bleistiftzeichnung, Linol- und Scherenschnitt, Offset- und Siebdruck, Acrylmalerei. Ein experimentelles Projekt, das Illustrationssystem „tobot“, eine Roboter-Spielzeugwelt, setzt dem Ganzen noch eine Krone auf. „tobot“ ist es, die den ersten Blick des Besuchers fängt, in Erstaunen setzt und bannt.

Die Ausstellung „Henning Wagenbreth“ ist vom 25. September 2016 bis zum 29. Januar 2017 im Olaf Gulbransson Museum in Tegernsee zu sehen.

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