Herzlich willkommen, Joseph Beuys
Die Beuys-Eiche mit den Schülerinnen und Schülern sowie Bürgermeister Dr. Gerhard Braunmiller und Realschuldirektor Thomas Kaspar. Foto: Isabella Krobisch
Stadtgeschichte Miesbach
Wie viel junge Leute auch mit herausfordernder Kunst anzufangen wissen, haben die Klassen 8b und 8am der Realschule Miesbach in bewundernswerter Weise unter Beweis gestellt.
An einem Morgen im Juli 2021
Am 28. Juli 2021 morgens um 8.18 Uhr liegt schon etwas Ferienstimmung über der Stadt. Vor dem Waitzinger Keller sind Simone Pfab und Ursula Höllerl damit beschäftigt, Berge von reschen Butterbrezen und Reihen bunter gekühlter Getränke auf einem Servierwagen unterzubringen. Die Presseleute erscheinen einer nach dem andern. Sonst ist nichts zu sehen und zu hören. Auch die Stars des Tages, die Beuys-Eiche und die Basaltstele vor dem Waitzinger Keller verhalten sich ruhig. Und dann geht es ganz schnell: Um 8:28 Uhr trifft gut gelaunt Bürgermeister Braunmiller ein, zeitgleich nähern sich 45 Schülerinnen und Schüler der Realschule von der anderen Seite. Die Kulturamtschefin Isabella Krobisch gibt das Zeichen und das Event, perfekt vorbereitet für 8:30 Uhr, kann beginnen: Mit den Klängen des Stücks „Siman Tov“ leiten Lena Bögl (Flügelhorn) und Katrin Weidner (Klarinette) die Vernissage ein.
Warum sich alle Akteure jetzt auf der kleinen Wiese vor der Beuys-Eiche drängen –
das erklärt Bürgermeister Braunmiller in seiner Rede: Miesbach ist einer der 64 Orte, die für die Weiterführung von „7000 Eichen“, der bekanntesten Kunstaktion von Joseph Beuys, ausgewählt wurden: In diesem Frühjahr wurde eine junge Eiche neben einem urzeitlichen Basaltstein gepflanzt – beide werden in den nächsten Jahren zusammenwachsen. „Wie sich Junges und Altes, Lebendiges und Totes miteinander entwickeln – das ist eine spannende Sache“, erklärt der Rathauschef. Ihn freut es auch, dass sich die Jugendlichen überhaupt für den schillernden Künstler Beuys interessieren. „Er war ein interessanter Mann“, sagt Braunmiller, „und ich finde das gut, dass ihr euch mit ihm auseinandergesetzt und so tolle Ideen entwickelt habt“.
Bürgermeister Dr. Gerhard Braunmiller, Initiator Barbara Gerbl und Realschuldirektor Thomas Kaspar. Foto: Isabella Krobisch
Kunstprojekte in Corona-Zeiten
Das was bei diesem Kunstprojekt, unter der Leitung von Barbara Gerbl, entstanden ist, ist nicht nur sehenswert. Es ist auch eine kleine Sensation, dass es den Schulen überhaupt gelungen ist, unter den Corona-Bedingungen ein Projekt dieser Größe zu realisieren. Viele Wochen im eingeschränkten Unterricht und zusätzlich bei einem speziellen Projekttag haben die Klassen 8b und 8am unter Hochdruck gearbeitet, um ihre Bilder und Collagen noch rechtzeitig fertig zu bringen. Dass ihnen das gelungen ist – im Team und als Beitrag jedes einzelnen – darauf sind Barbara Gerbl und Schulleiter Thomas Kaspar sichtlich stolz.
Schülerinnen und Schüler der Realschule Miesbach am Waitzinger Keller. Foto: Isabella Krobisch
Beuys willkommen heißen
„Wir wollten Beuys und sein Projekt ‚7000 Eichen‘ willkommen heißen in Miesbach“, bringen die Schülerinnen und Schüler auf den Punkt, was ihnen zu Beginn der Projektarbeit im Kunstunterricht alles durch den Kopf ging. Ungewöhnliche, hochinteressante, friedvolle Ideen sind es, die sich anzuhören lohnen… Realisiert wurden zum Schluss wunderschöne Collagen, zwei coole Porträts von Beuys im Graffiti-Stil, visualisierte Lebensläufe von Beuys und zwei große Arbeiten, die das Wachsen der Eiche zeigen. Alles zusammen ist nun als outdoor-Ausstellung am Pavillon des Waitzinger-Kellers zu sehen.
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