Was gibt Halt?
Anika Sergel-Kohls mit dem Kartenset „Was gibt Halt?“. Foto: MZ
Neue Aufgabe für Pfarrerin Anika Sergel-Kohls
Die evangelische Pfarrerin Anika Sergel-Kohls aus Miesbach ist seit einigen Monaten persönliche Referentin von Regionalbischof Christian Kopp. Im Interview erzählt sie, wie sie in diesem Amt in der Coronazeit auch seelsorgerisch tätig sein konnte.
Seit fast 11 Jahren teilen sich Anika Sergel-Kohls und ihr Mann Erwin eine Pfarrstelle in der evangelischen Gemeinde Miesbach. Im Frühjahr 2020 wurde sie gefragt, ob sie als Referentin beim Regionalbischof mitarbeiten will. „Die Aufgabe habe ich gerne angenommen. Der Lockdown vergangenes Jahr hat mir die Zusage fast erleichtert“, erinnert sie sich. „Das montägliche Treffen zur Dienstbesprechung in Präsenz ist wichtig fürs ganze Team. Die anderen Tage habe ich das Regionalbischofsbüro in Miesbach im Homeoffice“, lächelt sie. Ihre Arbeit sei spannend, herausfordernd und vielfältig.
Kirchliche Arbeit zum Leuchten bringen
Zum einen unterstütze sie den Regionalbischof in seinen Tätigkeiten. „Er pflegt die Kontakte zu Dekaninnen und Dekanen und Pfarrerinnen und Pfarrern und will die kirchliche Arbeit zum Leuchten bringen“, erzählt Anika Sergel-Kohls. Es gehe darum, die gute Arbeit, die in den Gemeinden geleistet werde, sichtbar zu machen.
Dazu gehöre auch, die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, insbesondere betreffe dies die Stellenbesetzung, und im Lockdown ganz wichtig, die Corona-Updates, die man in ökumenischer Geschwisterlichkeit mit kleineren Kirchen geteilt habe. „Wir sind zwar im Vergleich zur katholischen Kirche ein kleiner Partner, aber im Vergleich zu orthodoxen und Freikirchen ein großer“, sagt sie.
Ökumenische Idee
„Ökumene ist ein ganz wichtiges Thema“, betont die Pfarrerin. Als der in Frankfurt geplante Kirchentag nicht in gewohnter Weise habe stattfinden können, leitete sie eine Arbeitsgruppe, die überlegte, wie man das Motto „Schaut hin“ und die ökumenische Idee jetzt trotzdem zu den Menschen bringen kann.
Einladung zu „Was gibt Halt?“. Foto: MZ
„Wir haben das Motto ergänzt mit „Was gibt Halt?“ Dazu gestaltete die Gruppe das Kartenset „Zwischenhalt“, das mehrtausendfach an die Gemeinden verteilt wurde. Es soll den durch die Pandemie verunsicherten Menschen Hilfestellung geben. Man habe den Menschen etwas an die Hand geben wollen, was in der Pandemie leicht umzusetzen sei.
Austausch beim Spaziergang
Dazu lädt es ein, zu zweit spazieren zu gehen und sich anhand der Karten auszutauschen, wie man in unsicheren Zeiten Halt finden kann. In der ersten Runde geht es um gute Erfahrungen, in der zweiten um schwierige Fragen und in der dritten um neue Ideen unter dem Titel „Weitergedacht“. Der Spaziergang wird mit einem Gebet beendet.
Die Themen von „Was gibt Halt?“. Foto: MZ
Die Frage „Was gibt Halt?“ habe man Menschen aller christlichen Konfessionen gestellt und daraus kleine Filme gedreht, erzählt Anika Sergel-Kohls. Statt Kirchentag in Frankfurt habe man dezentrale und digitale Angebote gemacht und Kardinal Reinhard Marx und Regionalbischof Christian Kopp zelebrierten gemeinsam einen Gottesdienst. „Diese Zusammenarbeit mit dem Erzbischöflichen Ordinariat hat gestärkt.“ Sie arbeite sehr gern mit Christian Kopp zusammen, sagt die Pfarrerin, im Büro in München, wo sie einmal pro Woche ist, herrsche ein netter, pfiffiger Ton.
Vertrauensfrau im Pfarrkapitel
Ihre Arbeit in Miesbach muss sie auf einen Sonntagsgottesdienst im Monat und den Religionsunterricht im Gymnasium reduzieren. Beibehalten aber habe sie ihre Stelle als Seniorin, also eine Art Vertrauensfrau im Pfarrkapitel, organisiert auch weiter den Pfarrkonvent im Dekanat Bad Tölz mit.
Für die Dekaninnen organisierte sie auch so einen Konvent nach Berlin, erzählt die Pfarrerin. „Berlin ist für uns Bayern ein Blick in die Zukunft“, da werde sehr kreativ mit den Gegebenheiten der Zeit umgegangen. „Wir sind in einem Schrumpfungsprozess“, stellt sie fest, sowohl was die Gemeinden anbelange als auch was den Fachkräftemangel bei Pfarrern und Religionspädagoginnen betreffe.
Kirche ist Solidargemeinschaft
„Man kann viel an den Kirchen kritisieren, aber Fakt ist, dass die Kirche eine Solidargemeinschaft ist, die Menschen an Leib und Seele gut tut“, ist Anika Sergel-Kohls überzeugt. Wichtig sei, dass die Kirche vor Ort für die Menschen auffindbar sei, auf die Menschen zugehe und ihnen Angebote mache und Lebensbegleitung biete.
Im Büro des Regionalbischofs überlege man sehr gut, wie Kirche der Zukunft aussehen soll und mit wem man solidarisch sein wolle. Das betreffe zum Beispiel das Nachdenken über das Thema des assistierten Suizids oder die Trauer nach Corona oder auch praktische Fragen, wie die kirchliche Präsenz am Münchner Hauptbahnhof.
Obwohl sie sehr gern als Referentin des Regionalbischofs arbeite, vermisse sie schon auch die Arbeit in Miesbach, insbesondere im Seniorenkreis, aber sie könne auch jetzt seelsorgerische Arbeit leisten. „Und dabei kommt mir zugute, was ich in Miesbach gemacht habe.“
Zum Weiterlesen: Danke-Demo zum Tag der Deutschen Einheit