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„Die jungen Wilden“ – Die Malerin Bettina Weingart

Die aufstrebende Künstlerin Bettina Weingart hat sich auf Ölgemälde spezialisiert. Foto: Selina Benda

Künstlerportrait

Sie sind außergewöhnlich, kreativ und innovativ – in der Reihe „Die jungen Wilden“ stellt die KulturVision junge Kunst- und Kulturschaffende sowie Menschen mit tollen Ideen vor, die mit ihren Werken und Persönlichkeiten die Szene aufmischen und einen mit in ihre eigene Welt nehmen. Heute im Porträt: Bettina Weingart, die mit ihren Ölgemälden begeistert.

Es gibt fast keinen Kreativen, der die Frage „Wann hast du mit dieser Sache angefangen?“ nicht mit einer sehr ähnlichen Aussage beantwortet. Denn meistens ist ein gewisses Interesse an einer Aktivität schon in den ersten Lebensjahren gereift. Und so verwundert es nicht, dass auch Bettina Weingart die oben genannte Frage mit „schon in meiner Kindheit“, beantwortet. Auch wenn sich die Art und Weise und natürlich die Qualität mit den Jahren verändert hat, so hat die 31-Jährige schon als kleines Mädchen immerzu mit einem Stift in der Hand ihre ersten Kunstwerke geschaffen. Dem Bleistift blieb sie viele Jahre lang treu, wenn auch die Motive sich mit der Zeit sehr wandelten. Denn vom Schmetterling und Hasen zog es die Weyarnerin bereits als Teenagerin hin zu anspruchsvollen Portraitzeichnungen.

Vor allem Prominente Portraits haben es der Weyarnerin angetan. Foto: Bettina Weingart

Bettina Weingarts Kreativität kommt in der Nacht

Auch heute noch ist die Zeichnung mit Blei großer Bestandteil von Bettina Weingarts Werke, jedoch ist am Ende davon nichts mehr zu sehen. Denn im Laufe der Jahre hat sich die introvertierte 31-Jährige durch alle möglichen Materialien und Farben getestet und ist bei Ölfarben auf Leinwand hängen geblieben. Diese überlagern dann am Ende ihre gezeichneten Skizzen in mehreren Schichten. „Die Textur und das Endergebnis sind einfach schön“, erklärt Weingart begeistert.

Auch wenn die Ölmalerei eine gewisse Geduld fordert, denn „die Farben brauchen einfach ewig zum Trocknen“, sagt sie lachend. Doch ihre Malereien haben immer mindestens einen Tag Zeit um sich auf der Leinwand zu setzen, denn die Künstlerin ist eine passionierte Nachtmalerin. Nicht nur, dass sie zu dieser Zeit die maximale Ruhe im Haus findet – nämlich, wenn ihre zweijährige Tochter schläft. Auch wenn die Sonne untergeht und sich eine gewisse Gemütlichkeit breit macht, dann beginnt für die Weyarnerin die optimale Zeit für Kreativität.

Mit ein paar Kerzen und ihrer Staffelei findet sie sich dann in ihrer Küche wieder und versinkt im Schaffungsprozess. „Ich kann während dem Malen komplett abschalten und verliere mich völlig in meinem Bild“, sagt Weingart. Nicht selten kommt es vor, dass dabei mehrere Stunden vergehen und wenn die Kerzen zum letzten Mal aufflackern merkt sie erst wie spät es eigentlich bereits ist.


Realistisch, aber doch noch mit genügend künstlerischer Freiheit – so entstehen die Gemälde der 31-Jährigen. Foto: Bettina Weingart

So realistisch wie nötig, mit einer Portion freier Kunst

Auch wenn ihr beruflicher Weg sie zunächst nicht in die Kunst führte, so blieb die 31-Jährige der Kreativität auch bei der Wahl ihrer Ausbildung treu. Als Floristin schuf sie täglich kleine Kunstwerke aus Blumen, Sträuchern und anderen unterschiedlichen Pflanzen. Auch heute noch beschäftigt sie sich für ihre Werke mit dem genauen Aufbau einer Blüte, deren einzigartigen Farbigkeit und Struktur, um so jede Blume auf ihren Bildern zum Leben zu erwecken.

Eins ist ihr jedoch immer wichtig: „Man muss bei aller Realität auch noch sehen können, dass es sich um ein Gemälde handelt und nicht um eine Fotografie.“ So realistisch wie nötig, aber immer noch mit einer großen Portion künstlerischen Freiheit malt die 31-Jährige ihre Bilder, hauptsächlich mit Pinseln. Deshalb malt sie auch ungern Portraits von Freunden und Bekannten, denn „da fehlt mir einfach die Freiheit, so zu gestalten, wie ich es gerne möchte.“ Zu abstrakt darf die Kunst jedoch für Weingart selbst auch nicht werden: „Damit kann ich nichts anfangen, es muss schon auch ein Motiv vorhanden sein.“

Als gelernte Floristin weiß Weingart die Hauptdarsteller auf einer Blumenwiese gekonnt in Szene zu setzen. Foto: Bettina Weingart

Bettina Weingart portraitiert Prominente auf der Leinwand

Deshalb zieren einige ihrer Leinwände das Antlitz von Prominenten. So portraitierte sie zum Beispiel als erstes die Ikone Marilyn Monroe, dann folgte der Schauspieler Johnny Depp. Bei jedem Gemälde arbeitet sie sich von innen nach außen vor. Auch lokale Prominenz, wie etwa den bekannten Wirt der „Gotzinger Trommel“, hat sie schon auf Leinwand verewigt. Das Gemälde ziert nun auch eine Wand des Wirtshauses. Dabei birgt jedes Gesicht seine Schwierigkeiten, sagt die Weyanerin – denn „jeder Strich muss sitzen“.

Doch nicht etwa die aussagekräftigen Augen der Personen, sondern die einzigartigen und markanten Gesichtszüge sind für sie das eigentlich schwierige an jedem Bild, wie sie selbst sagt. Am Ende ist sie aber auch mit dem scheinbar perfektesten Gemälde nicht zufrieden. „Ich bin selbst mein schärfster Kritiker“, sagt Weingart und reiht sich damit in die Riege ihrer kreativen Kollegen ein. Und auch der Zukunftswunsch der aufstrebenden Künstlerin ist ein ganz typischer in der Szene: von der eigenen Kunst leben können. Bis dahin hat sie auf alle Fälle noch einige Motive auf ihrer Liste stehen und genießt weiterhin die künstlerischen Nächte vor ihrer Leinwand.

Das erste Ölgemälde der Künstlerin ziert das Antlitz von Marilyn Monroe. Foto: Bettina Weingart

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