Skulpturen Symposium

Roter Sandstein bereichert die SKULPTUR-LICHTUNG

Die verhüllte Skulptur von Fernando Pinto empfing die Besucher des Skulpturen Symposium. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Freude stand allen Mitwirkenden und Gästen ins Gesicht geschrieben, als Emil Ahlhelm mit dem Traktor und Musiker Gerhard Wagner vorn drauf einfuhr: Zur Finissage des 9. Internationalen Skulpturen Symposium von Kunstdünger e.V. im Mangfalltal, bei der feierlich sieben Werke, entstanden in 14 Tagen Werkphase, enthüllt wurden.

Ein Geheimtipp ist diese Veranstaltung unter freiem Himmel schon längst nicht mehr. Voriges Jahr musste sie ausfallen und so waren die Erwartungen in diesem Jahr des 20-jährigen Bestens des Vereins Kunstdünger hoch. Sie wurden nicht enttäuscht, denn die beteiligten Künstler bereicherten ein jeder mit seinem oder ihrem Werk die stetig ansteigende Zahl an Skulpturen und Installationen auf der SKULPTUR-LICHTUNG.

Skulpturen Symposium
Die Künstlergruppe bei der Enthüllung von „Identity“ von TOBEL. Foto: Petra Kurbjuhn

Er sei ein SKULPTUR-LICHTUNGsfan, bekannte Bürgermeister Bernhard Schäfer, Bildhauer TOBEL mit seinem Symposium sei ein Aushängeschild für die Gemeinde Valley und trage deren Namen in die ganze Welt. Auch Jens Zangenfeind, Stellvertretender Landrat, zeigte sich „fasziniert von dem, was hier entsteht“. Dieses vorbildliche Projekt locke internationales Publikum an.

Fingerabdruck auf Sandstein

Bildhauer und Organisator TOBEL informierte über Zahlen. 70 000 Euro koste so ein Symposium, wobei 30 000 Euro ehrenamtlich erbracht würden. Und so dankte er nicht nur den Sponsoren, sondern auch den 16 Helferinnen und Helfern und er wies darauf hin, dass die Werke gekauft werden können. Er hoffe, dass er künftig auch einmal Künstlerhonorare zahlen könne.

Die feierliche Enthüllung startete mit der Skulptur „Identity“ von TOBEL selbst. Diesmal nicht ins Innere eines Granitblockes geschaut, sondern den Fingerabdruck auf einen Sandstein aus der Pfalz gedrückt, solle der Titel daran erinnern, dass die eigene Beziehung zur Welt immer von der eigenen Identität ausgehe, erklärte der Künstler.

Skulpturen Symposium
Chris Peterson. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Enthüllung der Werke, zumeist von Christiane Ahlhelm schauspielerisch-akrobatisch in immer neuen Kostümen gestaltet, wurde zu einer eigenen künstlerischen Darbietung. Nur das Werk TOBELS enthüllte ein zufällig vorbeikommender Steinmetz auf der Walz.

Sammlung von Erinnerungen

Bei Chris Petterson aus Holland aber war sie wie in einem Bild der alten holländischen Meister mit weißem Faltkragen gewandet eine Hommage an die Vergangenheit. So erklärte auch der Künstler sein Werk, das er als Sammlung von Erinnerungen beschrieb und die Bedeutung der Reflexion über die Vergangenheit betonte. Der heuer verwendete Sandstein sei sehr weich und breche schnell, trotzdem lud er zur Berührung mit seiner stillen Skulptur ein.

Skulpturen Symposium
Stefanie Heringer probiert das Werk aus. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Rundgang machte Station an einem Werk des Künstlerehepaars Stefanie und Emmanuel Heringer aus Schechen aus Metall und Weidenästen. „Wir wollten einen Raum erlebbar machen“, erklärte Stefanie Heringer und probierte den trichterförmigen Kegelstumpf selbst aus. Hier möge man sich sammeln und den Raum mit den Geräuschen des Wassers genießen.

Autopoetische Erforschung

Skulpturen Symposium
Die Installation von Sibylle Kobus. Foto: Petra Kurbjuhn

2015 hatte Sibylle Kobus bei einem Skulpturen Symposium eine raumgreifende Installation aus Strumpfhosen im Wald geschaffen. An diese anknüpfend lud sie dieses Jahr zum Mitmachen ein. Anleitungen dafür hat sie überall angebracht, um auf die „Autopoetische Erforschung des Sekundärbiotops“ hinzuweisen. Vorher aber fokussierte sich die Aufmerksamkeit auf ein durch das Unterholz raschelnde Wesen. Ein Tier, eine Hexe? Unverständliche Laute murmelnd, war Christiane Ahlhelm vielleicht die Kellerassel aus ihrem aktuellen Stück.

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Einsamkeit
„Einsamkeit“ von Takeshi Kubo. Foto: Petra Kurbjuhn

Innige Verbindung

Emotional ging es mit Takeshi Kubo weiter, der aus dem Sandstein eine lebensgroße Skulptur seines verstorbenen Hundes Locobear gefertigt hatte. Mit seiner Silhouette am Boden liegend schuf er eine innige Verbindung, die noch durch die leeren Augenhöhlen gesteigert wird, aus denen der Künstler hofft, dass einmal Blumen sprießen. Eine zweite Skulptur direkt an der Mangfall nennt der japanische Bildhauer „Einsamkeit“.

Wave
Fernando Pintos Skulptur „Wave“ enthüllt. Foto: Petra Kurbjuhn

Als Willkommensgruß zur SKULPTUR-LICHTUNG wirkt jetzt die etwas oberhalb stehende Skulptur „Wave“ von Fernando Pinto aus Bolivien. Licht oder Klänge, alles Wellen, tragen ein Gedächtnis in sich, das der Stein über Millionen von Jahren speichern kann, ist er überzeugt. Die Frequenzen der Wellen, die einer bestimmten Energie entsprechen, sind im Stein erhalten.

4 starke Frauen
Vier starke Frauen, Teresa Glatt und Annemarie Hagn. Foto: Petra Kurbjuhn

In Holz arbeitet die junge Bildhauerin Teresa Glatt und fertigte eine große archaisch wirkende Skulptur mit zwei starken Frauen. Christiane Ahlhelm verkündete hinter einer Pappmadam passend: „Nicht Milch und Quark, Solidarität macht stark“. Denn die hintere Person, zu der sie Musikerin Annemarie Hagn inspiriert habe, wie Teresa Glatt erklärte, schiebt die vordere an. Sie werde die Figuren noch anmalen, verkündete die Kunststudentin, da werde sie sich musizierend dazusetzen, versprach Annemarie Hagn und gab gleich ein Lied zum Besten, in dem es heißt: Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben.

Die Werke der bisherigen neun Symposien von Kunstdünger e.V. können auf der SKULPTUR-LICHTUNG in Hohendilching, Anderlmühle 12 Valley besichtigt werden.

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