Verleihung der Preise

Tick Talk statt TikTok

Verleihung der Preise zu Tick Talk – You Slam. Foto: Robert Hofmann

Tick Talk 2 in Holzkichen

Die Jugend ist nur noch auf TikTok und interessiert sich nicht für wichtige Fragen der Zukunft? Von wegen: Beim zweiten Poetry Slam „Tick Talk – You Slam“ zum Thema „deine Visionen für die Zukunft“, einer Initiative von KulturVision e.V., begeisterten und überzeugten die vier jungen Slammer das Publikum mit beeindruckenden und kritischen Texten.

Diese Leere in meinem Kopf

„Diese Leere in meinem Kopf, ich kann sie nicht fassen, nicht verstehen“. Damit beginnt der erste Text „Diese Leere“. Feli, die ihn sicher und rhythmisch vorträgt, redet über ihren eigenen Zukunftsweg, dass sie noch nicht weiß, was sie später einmal machen will. Und wie doch jeder versucht, sie zu beeinflussen. Ihr Text endet mit dem Moment, wo sie allein gelassen wird und endlich die Stille verstehen und fassen kann. Als Feli fertig ist, brandet Applaus laut auf und es gibt begeisterte Rufe aus dem Publikum.

Feli mit dem Text „Diese Leere“.Feli mit dem Text „Diese Leere“. Foto: Lisa Horn

Mit diesem ersten Text ging der Poetry Slam „Tick Talk – You Slam“ vergangenen Donnerstag (30.09) in die zweite Runde. Angeboten wird der Slam um Jugendlichen eine Möglichkeit zu geben, ihre Ideen, Gedanken oder Meinungen zu einen bestimmten Thema in Form eines drei bis fünfminütigen Textes vorzutragen. Wie beim letzten Slam ging es um „deine Visionen für die Zukunft“. Pia, die dieses Mal die Moderation übernahm, meinte: „Wir haben gemerkt, dass es dazu sehr viele Ideen, sehr persönliche, aber auch sehr kritische Texte gibt.“

Pia, Lisa und ich, die den Abend mitorganisieren, warten mit den anderen Slammern, dass sie ihre Texte auf der Bühne kurz einüben können. Danach singt sich Isabel ein und Elora mit ihrer Gitarre stimmt sich ein. Pia, Lisa und ich warten derweil noch auf drei andere Slammer und erfahren erst im letzten Moment, dass sie abgesagt haben. Gerade als der Einlass beginnen soll, kommt doch noch ein Slammer zu uns, der gerade seinen Text ausgedruckt hat.

Pia, die Moderatorin für Tick Talk - You SlamPia, die Moderatorin für diesen Abend Foto: Lisa Horn

Dann kommen auch schon die ersten Zuschauer, der Saal füllt sich langsam mit leisen Stimmengewirr. Um 7:45 Uhr geht der Slam offiziell los und Pia begrüßt alle. Sarah Thompson, die letztes Mal die Moderation übernommen hat, konnte leider nicht zum Slam kommen und so vertritt Pia sie an diesem Abend. Zunächst wird wieder wie beim letzten Mal das Konzept des Slams und des Rankings (also welche Performance einen an diesem Abend am meisten berührt hat) erklärt und auch das Klatschen wird noch mal geübt.

Die Beiträge zu Tick Talk – You Slam

Den Anfang macht Isabel und gewinnt mit ihrem ausdrucksvollen Gesang das Publikum für sich. Nach dem Auftritt gibt es großen Applaus und dann wird auch schon der erste Text von Feli „Diese Leere“ vorgetragen. Allein der erste Satz begeistert die Zuschauer und danach wird wieder laut geklatscht und gejubelt.

Mit ihrem zweiten Lied „Like the way I do” geht Isabel in eine ganz andere Richtung als das erste Mal, aber ihr Gesang klingt genauso schön und kräftig.

Tick Talk - You SlamIsabel mit ihrer musikalischen Unterstützung. Foto: Lisa Horn

Als nächstes kommt Elora, die an diesem Abend nicht nur die Gitarre spielt, sondern auch slammt, auf die Bühne. Ein kurzer Lachmoment gibt es, weil das Mikro noch von Feli viel zu hoch eingestellt ist und dann legt sie mit ihrem Gedicht „Mein Traum“, das auf einer wahren Begebenheit beruht, los.
Sie erzählt von ihrem Traum, bei dem sie an einem wundervollen Ort ist und wie jedes Mal wieder aufwacht. Und wie sie dann realisiert hat, dass jeder auf sich selber hören und das machen soll, was er will.

 Elora mit dem Gedicht „Mein Traum“ Elora mit dem Gedicht „Mein Traum“. Foto: Lisa Horn

Der vorletzte Text

Der vorletzte Text ist von Patrick mit dem Titel „Ist es das Wert“. Er redet kritisch über Instagram und das Bestreben, nur noch schöne Fotos zu machen und Freunden oder Familie stolz zu zeigen, dass man eben genau nicht ein „normaler Bürger“ ist. Wie man sich nicht die Zeit nimmt, wirklich anzurufen und den Kontakt zu halten, sondern nur „Bilder schickt, ohne Text, ohne Erklärung“. Und wenn man nach Hause kommt, die alten Freunde verprellt hat und die Familie nicht so begeistert reagiert, wie man es sich erwartet und letztendlich die Frage kommt, ob die Reise das alles überhaupt wert war.

Patrick, wie er den Text „Ist es das Wert“ vorträgtPatrick, wie er den Text „Ist es das Wert“ vorträgt. Foto: Lisa Horn

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Zum Abschluss

Elora, die diesen Abend auf ihrer albanischen Gitarre spielt, bildet einen Kontrast zu Isabels Gesang, überzeugt aber auf eine ganze eigenen Art und Weise.
Den Schluss bildet Fee, die beim letzten Poetry Slam gewonnen hatte, mit ihrem Text „Wenn ich groß bin“. Sie spricht über die ständig gestellte Frage, was sie einmal machen wolle, wenn sie groß sei. Sie erzählt von ihren verschieden Zukunftsideen beziehungsweise Plänen, beispielweise Gehirnforscherin oder Feministin. Und wie sie sich doch nicht traut das zu sagen, aus Angst vor skeptischen Blicken. Am Ende kommt Fee zu dem Schluss, dass man das machen soll, was einen glücklich macht und jeder lieber sich selber die Frage stellen sollte, was einen erfüllt, anstatt andere zu fragen, was ihre Zukunftspläne sind. Und sie schließt ihren Text mit der Frage: „Was willst du einmal werden, wenn du groß bist?“ ab.

Fee mit dem Text „Wenn ich groß bin“ Fee mit dem Text „Wenn ich groß bin“ . Foto: Lisa Horn

Preisverleihung Tick Talk – You Slam

Danach spielt Elora nochmal auf mit ihrer Gitarre und es werden alle Slammer, Musikerinnen und Organisatorinnen auf die Bühne gebeten. Es kommt dann zum Ranking, wo die Zuschauer durch Klatschen abstimmen können, welche Perfomance sie an diesem Abend am besten fanden.

Und so werden auch schon die Preise überreicht: von der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing gesponserte Gutscheine für das „KULTUR im Oberbräu“ zwischen 50€ und 20€. Wie beim letzten Mal ist Fee die Siegerin des Slams, Feli wird Platz zwei, danach Patrick und Elora. Den Musikerinnen wird als Dankeschön auch jeweils ein kleiner Gutschein überreicht. Spontan wird Fee überredet ihren Text nochmal vorzutragen, der beim zweiten Mal genauso beeindruckend klingt wie beim ersten Mal.

Und das war auch schon wieder das Ende dieses sehr schönen Poetry Slams, Pia wünscht allen einen schönen Abend und bedankt sich bei ihnen fürs mitmachen. Und natürlich darf nicht vergessen werden, auf den nächsten Poetry Slam hinzuweisen, der am 02.12.2021 zum Thema „Wandel“ wieder hier im KULTUR im Oberbräu stattfindet.

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