Nele von Mengershausen

Nele von Mengershausen: In Resonanz mit der Natur

Nele von Mengershausen und Burkhard Niesel. Foto: Petra Kurbjuhn

Ausstellung in Schliersee

Die Eröffnung des Schlierseer Kulturherbstes fand in diesem Jahr im Doppelpack statt, dem wollen auch wir mit zwei Paralleltexten Rechnung tragen. In der Vitalwelt präsentiert Nele von Mengershausen ihr Lebenswerk aus über 40 Jahren und ihr aktuelles Werk: die Hommage an einen Berg.

Der Wendelstein ist es, der die Bayrischzeller Künstlerin zu einem außergewöhnlichen, hochqualitativen Künstlerbuch inspirierte. Als Meisterwerk bezeichnete Künstlerkollege Burkhard Niesel die limitierte Edition, teils mit Originalradierungen ausgestattet, die die Gäste erstmals bestaunen durften.

Nele von Mengershausen, die viele Jahre im Ausland lebte und auch Japan besuchte, ließ sich von Hokusai, dem Meister des japanischen Holzschnittkünstlers und seiner Hommage an den Berg Fuji anregen. In östlicher Bildgestaltung und verwoben mit ihren ureigenen Naturbeobachtungen ihres Hausberges gestaltete sie Zeichnungen, die Bekanntes neu erscheinen lassen. Verbunden mit eigenen Texten entstand damit ein Buch voller Überraschungen und voller feinsinniger Kunst, das Ganze hochwertig gestaltet.

Schlierseer Kulturherbst 2021
Stellvertretende Landrätin Ulrike Küster, Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer, Organisaotor Johannes Wegmann. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Präsentation ihres neuen Buches stand im Mittelpunkt der Vernissage, die die Künstlerin gemeinsam mit Burkhard Niesel eröffnete. Als Grand Dame der Kulturszene, vor der er sich verneige, hatte sie Johannes Wegmann, Organisator des Schlierseer Kulturherbstes bezeichnet. Dass dieser in diesem Jahr wieder stattfinden könne, wenn auch etwas kleiner als sonst, wertete Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer als Zeichen für die Wertschätzung der Kulturschaffenden und als Zeichen, dass man die Kultur für wichtig in der Gesellschaft erachte. Den Mut der Organisatoren, in der Zeit der Ungewissheit ein Kulturfestival zu planen, würdigte Ulrike Küster, stellvertretende Landrätin. „Kunst und Kultur ist mehr als systemrelevant“, betonte sie, „Kunst und Kultur prägen uns, formen die Gesellschaft.“ Und wir dürften Lebensfreude und Energie mitnehmen.

Ausstellung Vitalwelt 2021
Blick in den Ausstellungsraum. Foto: Petra Kurbjuhn

Diese Lebensfreude und Energie übertragen die Bilder von Nele von Mengershausen in ganz überragender Weise. Die Künstlerin nimmt die Gäste mit in ihr Universum, in dem sie technisch brillant und immer wieder neu ihre Eindrücke der Natur und ihre Resonanz mit ihr wiederzugeben vermag. Sie arbeitet mit Acryl ebenso wie sie Kaltnadelradierung und andere Drucktechniken verwendet, sie benutzt Zeichnung und das Aquarell und sie probiert verschiedene Untergründe aus, immer angepasst an das Motiv.

Schattenberge NvM
Schattenberge 1 und 2. Foto: Petra Kurbjuhn

Eindrucksvoll sind die allerersten Arbeiten, die sie „Schattenberge“ nennt. Zart und verhangen hat sie hier Licht und Schatten an den Bergen eingefangen und einen meditativen Eindruck erzeugt. Gleich daneben sind Bilder von Kakteen in der Dürre und Sonne der mexikanischen Wüste zu sehen. Von Mexiko nach China führt die Künstlerin den Gast und interpretiert das I-Ging auf ihre Weise. Feuer kann lodern und glimmen.

Nele von Mengershausen
Cereus Euphoria. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Robe des Samurai hat Nele von Mengershausen in zwei großformatigen aus dickem Büttenpapier herausgearbeitet und auf Spanplatten angebracht. Und weiter geht es in die USA zum Indian Summer, den sie in zarten Linien grafisch und ganz anders als gewohnt erscheinen lässt.

Nele von Mengershausen
Indian Summer und Robe des Samurai. Foto: Petra Kurbjuhn

Heiter und beschwingt wird die Betrachterin beim Anblick der Tänzer, die sich mit anderen figurativen Elementen auf den Blättern tummeln, hier kommt auch Farbe zum Einsatz, die die Künstlerin eher sparsam verwendet. Wenn sie aber Blüten wie die Iris näher untersucht, dann ist die Farbe, zumeist in Gelbtönen, künstlerisches Mittel.

Lesetipp: Pflanzen als Hoffnungsträger

Schwarz-Weiß hingegen kommt die Königin der Nacht, deren Blüte sich bekanntlich nur in einer Nacht öffnet und deren explosive Kraft Nele von Mengershausen künstlerisch immer wieder umsetzt.

Schlierseer Kulturherbst 2021
Königin der Nacht. Foto: Petra Kurbjuhn

Den Bogen zu ihrem aktuellen Werk, dem Wendelstein-Buch schlägt das Bild „Hommage an Hokusai“. Der japanische Künstler sitzt in Gelbtönen inmitten der Natur und scheint sich die Werke seiner Anhängerin freudig zu betrachten.

Lebensfreude also allerorten an diesem besonderen Abend. Lebensfreude, dass es wieder Kultur gibt, Lebensfreude aus der Betrachtung des großartigen Lebenswerkes von Nele von Mengershausen und Lebensfreude an der Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft wanderte nahezu geschlossen anschließend zur zweiten Ausstellung ins Heimatmuseum.

Das Buch „Wendelstein“ kann bei Nele von Mengershausen oder per Telefon: 08023/819933 bestellt werden, die Normaledition kostet 150 Euro, die Sonderedition 250 Euro. Die Ausstellung in der Vitalwelt Schliersee ist bis zum 30. Oktober montags bis freitags von 9 – 18 Uhr und samstags und sonntags von 9.30 – 17 Uhr geöffnet. Donnerstags ist die Künstlerin von 17 bis 20 Uhr zum Künstlergespräch vor Ort.

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