Theater in Turnhallen
Theater in der Grundschule Miesbach. Foto: Theater Kunstdünger
Kindertheater im Landkreis
Statt in Kulturhäusern spielt jetzt noch bis Weihnachten das Theater Kunstdünger in Turnhallen von Schulen das Stück „Schleichweg“. Möglich wurde das, weil Christiane Ahlhelm und Lydia Starkulla eine Förderung direkt an die Schulen der Region weiterreichen.
Gerade in der Weihnachtszeit ist Kindertheater besonders gefragt. Aber im Landkreis haben coronabedingt die Kulturhäuser geschlossen. „Wir haben uns um eine deutschlandweit ausgeschriebene Förderung beworben und 20 000 Euro erhalten“, erzählt Christiane Ahlhelm. „Das Programm NEUSTART KULTUR – Junges Publikum für Kinder- und Jugendtheater soll Maßnahmen fördern, die eine Wiederaufnahme des Spielbetriebes, Gastspiele und die Weiterentwicklung von künstlerischen Vermittlungsformaten ermöglichen.“ So sollten insbesondere der Kontakt zum Publikum und den Schulen wiederhergestellt werden.
Theater in Turnhallen von Schulen
Seit Anfang des Monats und noch bis zum 23. Dezember spielt jetzt das Theater Kunstdünger täglich bis zu dreimal vor kleinen Gruppen in den Turnhallen von Schulen. „Da haben wir große Abstände“, betont die Schauspielerin und Regisseurin.
Die Bühne muss immer neu aufgebaut werden. Foto: Theater Kunstdünger
Das Ganze bedeutet aber einen gigantischen Aufwand, denn jedes Mal muss das Theater neu aufgebaut werden. „Wir haben den Aufbau mit einem ausgeklügelten System so konzipiert, dass wir ihn zerlegen können und er in ein Auto passt“, erklärt Christiane Ahlhelm. Aber manchmal müsse sie auch den Schoß ihrer Mitspielerin Lydia Starkulla noch vollpacken.
„Schleichweg“ und das Fremde
Zwei Stunden brauchen sie für den Aufbau, danach springen sie in ihre Kostüme und los geht die Geschichte „Schleichweg“. Am morgigen Montag spielen sie in Bad Wiessee, am Dienstag in Dietramszell und am Donnerstag im Glückauf-Saal in Hausham für die Förderschule und die Montessorischule.
Lesetipp: „Schleichweg“ in Parallelwelten
In „Schleichweg“ geht es darum, dass sich zwei Welten begegnen, dass das Fremde kennengelernt wird. Das Stück kommt völlig ohne Sprache aus und wird so auch von Kindern mit Migrationshintergrund gut verstanden. Ein solcher Junge habe kürzlich gesagt: „Ums nachhause finden“, als er gefragt wurde, worum es denn in dem Stück gehe.
Nach der Vorstellung können Kinder Fragen stellen. Foto: Theater Kunstdünger
„Wir bekommen ein super Feedback von den Lehrerinnen“, freut sich Christiane Ahlhelm und berichtet, dass sie bereits zum Festival Panoptikum nach Nürnberg eingeladen wurden. Auch beim Festival Südwind sei man in der engeren Auswahl. „Und die Bayerischen Theatertage waren zum Sichten da, das wäre die Krönung“, sagt sie.
Pädagogisch wertvolle Stücke
Das erklärte Ziel von Theater Kunstdünger ist es, pädagogisch wertvolle Stücke zu produzieren, von denen Kinder profitieren. Um Synergieeffekte zu nutzen, hat sich das Theater mit der compagnie nik und Altenbach & Honsel zu Koop3 zusammengeschlossen. Damit wolle man insbesondere in München, wo es für freie Theater eine Dreijahresförderung gebe, Publikum gewinnen und an sich binden.
Christiane Ahlhelm und Lydia Starkulla in „Schleichweg“. Foto: TOBEL
Der Vorteil sei, dass sich drei sehr unterschiedliche Gruppen inhaltlich zusammenfügen und mit einem gemeinsamen Konzept und gemeinsamer Werbung auftreten. Dabei geht es sowohl um Theateraufführungen als auch um Workshops. Das Ganze wird vom Münchner Kulturreferat gefördert.
Theater und Schule
Koop3 kooperiert auch mit „TUSCH – Theater und Schule – bringt Theater und Schule zusammen“. „Dabei geht es um Austausch und Kennenlernen, es gibt Workshops, Kinder lernen andere Berufe kennen und finden den Weg ins Theater“, erklärt Christiane Ahlhelm. Diese segensreichen Modelle, die den Kindern in der Landeshauptstadt den Zugang zur Kultur schaffen, fehlen im ländlichen Raum. Das bedauert Christiane Ahlhelm sehr und fragt: „Wie kann man solche Programme auf das Land bringen?“
Kindern auf dem Land Zugang zu Theater ermöglichen
Bei einem Treffen mit dem Mobilen Kulturamt im Oktober in Valley wurde das Problem thematisiert. Der strukturelle Unterschied zwischen Stadt und Land sollte dringend ausgeglichen werden, um Kindern auf dem Land den Zugang zu Theater möglich zu machen. Das ist nur durch Unterstützung durch die Kommunalpolitik erreichbar.
Lesetipp: Das mobile Kulturamt zu Gast in Valley
Mit der Förderung von assitej neustart haben Christiane Ahlhelm und Lydia Starkulla vom Theater Kunstdünger durch Eigeninitiative einen Anfang gemacht, indem sie das Geld an den Landkreis Miesbach weiterreichen. Sie selbst erhalten faire Honorare und Kinder bekommen eine pädagogisch hochwertige Produktion für einen Eintrittspreis von 1 Euro zu sehen. Das sollte kein Einzelfall bleiben.