Kunstfahndung

Eine ehemalige Kunstfahnderin vom LKA erzählt

Die Kunstfahnderin Elisabeth Zum-Bruch. Foto: privat

Vortrag über Kunstfahndung

Wie Kunstfälscher arbeiten und wie sie ihnen auf die Schliche kommt, darüber berichtet Ex-Kriminalhauptkommissarin Elisabeth Zum-Bruch in einem Onlinevortrag am 28. Januar um 19 Uhr. Im Interview erzählt sie von ihrer Arbeit, so wie einmal ein VW Käfer einen Fälscher verraten hat.

MZ: Wie und warum wird man Kriminalhauptkommissarin?
EZB: Ich habe schon als Kind gern Abenteuerromane gelesen, Detektive haben mich interessiert. Als bei meinen Eltern Leergut gestohlen wurde, habe ich schon versucht, Detektiv zu spielen. Später habe ich mich bei der Kriminalpolizei beworben und eine solide Ausbildung als Kriminalbeamtin und anschließend ein Studium bei der Polizeifachhochschule absolviert.

MZ: Warum sind Sie zum Ressort Kunstfahndung gegangen?
EZB: Kunst war schon immer mein Hobby und ich war ständig in den Münchner Museen. Es war nicht einfach, in dem Ressort unterzukommen, weil dort nur wenige Leute beschäftig sind, aber meine Kenntnisse haben sich ausgezahlt. 20 Jahre lang war ich gerne und erfolgreich bei der Kunstfahndung und hatte dort sehr viel mit Kunstfälschungen zu tun. Jetzt beginnt eine neue Phase in meinem Leben und ich freue mich ab Januar auf die Mitarbeit in einer modernen Galerie hier in Rottach-Egern.

Kunstfahndung führt zu Tätern

MZ: An welche Fälle erinnern Sie sich besonders gern?
EZB: Ein interessanter Fall war, als gefälschte Skulpturen in London, Wien und Lindau auftauchten, die aus dem 17. Jahrhundert stammen sollten. Ein Kunsthändler hatte sich an uns gewandt und wir waren sicher, dass es da europaweit einen Zusammenhang gibt. Dank des Internets konnten wir direkt zu den neuen Besitzern Kontakt aufnehmen. Gutachter von bayerischen Museen schauten sich die Skulpturen an, wir prüften die Unterlagen der Auktionshäuser. Die polizeilichen Vernehmungen führten zu den Tätern u.a. einem Ehepaar, der Mann war Bildhauer und sie machten widersprüchliche Aussagen.

Kunstfahndung
Die Kunstfahnderin bei der Recherche. Foto: privat

MZ: Mit welchen Methoden arbeiten Sie?
EZB: Im Landeskriminalamt gibt es beim kriminaltechnischen Institut physikalische und chemische Methoden, um Fälschungen zu identifizieren. Darüber hinaus können mit Röntgen- oder Infrarot-Untersuchungen veränderte Signaturen aufgespürt und verschiedene Farbschichten betrachtet werden. Auch durch Pigmentanalysen oder Untersuchung des Bindemittels werden Diskrepanzen zwischen dem angeblichen und wahren Alter aufgedeckt. Daran ist beispielsweise Beltracci gescheitert, der Zinkweiß mit Spuren von Titanweiß verwendete, das gibt es aber ist erst seit 1926.

MZ: Erinnern Sie sich auch an skurrile Fälle?
EZB: Einmal war ein Betrüger in Haft, der wollte nicht auf sein Frühstücksei verzichten und hat deshalb den Antrag gestellt, dass er eine Henne in den Knast bekommt.

Bei moderner Kunst Gefahr gering

MZ: Mit welchem Blick gehen Sie in Ausstellungen? Sind Sie per se misstrauisch?
EZB: Nein, ich bin nicht misstrauisch, sondern gehe mit Freude durch. Ich schaue höchstens im Ausnahmefall mal genau hin, ob altes oder neues Papier verwendet wurde. Und bei moderner Kunst ist die Gefahr der Kunstfälschung gering, da der Künstler meist noch lebt und im Falle eines Falles die Fälschung ohne Aufwand identifizieren könnte.

Kunstfahndung
Bei der Begutachtung. Foto: privat

MZ: Am 28. Januar halten Sie einen Online-Vortrag. Was erwartet die Besucher?
EZB: Ich werde anhand konkreter Fälle erzählen, welche Motive die Fälscher haben, es geht nicht immer nur um Geld. Ich werde berichten, wie sie arbeiten und wie man ihnen auf die Schliche kommt. Da gibt es den Fall, wo ein VW Käfer den Fälscher verraten hat, den Fall, wo Dali-Bilder unter einem Bett lagen oder den Fall, bei dem ein Picasso-Werk in einer Tüte landete.

MZ: Mit welchen Bereichen neben der Kunstfälschung haben Sie sich noch befasst?
EZB: Bei der Kunstfahndung geht es auch um Kunstraub und Diebstahl von Kunst sowie die Bekämpfung des illegalen Antikenhandels. Beispielsweise wurden in Syrien Museen geplündert. Da München mit seinen vielen Auktionshäusern ein Marktplatz für Kunst ist, haben wir auch Rechtshilfe für das Ausland geleistet.

Wer malte „Salvator Mundi“?

MZ: Aktuell wird viel über das Bild „Salvator Mundi“, das Leonardo da Vinci zugesprochen wird, gesprochen.
EZB: Es wurde ja für 450 Millionen Dollar versteigert und soll sich im Besitz des Prinzen von Saudi-Arabien befinden. Ob es da Vinci oder seine Schüler gemalt haben, darüber sind sich die Experten nicht einig. Das Bild war in sehr schlechter Verfassung, wurde oft übermalt.

MZ: Würden Sie Kunst als Geldanlage empfehlen?
EZB: Der Kunstmarkt ist spannend, aber als Anlage eher unsicher, da sich einerseits der Publikumsgeschmack ändert, aber auch weil einige andere Faktoren Einfluss auf die Wertbeständigkeit eines Kunstwerks haben. Spitzweg war einige Zeit im Wert gefallen, gefragt ist momentan eher die Klassische Moderne und die Zeitgenössische Kunst. Auf jeden Fall sollte man die Herkunftsnachweise überprüfen und sich gegebenenfalls von Kunsthistorikern beraten lassen.

Elisabeth Zum-Bruch berichtet am 24. Februar beim KBW Miesbach über ihre Arbeit: .

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